
Real Madrid holt nach 0:1 noch Sieg im Clásico
BARCELONA. Ende gut, alles gut: So oder so ähnlich könnte man den Clásico vom Samstag im Estadi Olímpic Lluís Companys aus der Sicht von Real Madrid einerseits resümieren. Nach einem frühen Rückstand (6.) bescherte Jude Bellingham den Königlichen an diesem 11. LaLiga-Spieltag mit einem Doppelpack gegen den FC Barcelona (68./90.+2) einen 2:1-Erfolg und Vier-Punkte-Vorsprung auf den Erzrivalen in der Tabelle. Das 2:1 in Katalonien: Erarbeitet, aber auch schmeichelhaft. Drei Lehren zum Clásico.
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Wie oft sich Real im Clásico herspielen lässt, ist jämmerlich
Barça gewann vor dem Clásico mit Robert Lewandowski, Raphinha, und Jules Koundé drei zuletzt verletzte Profis zurück. Keiner von ihnen startete – wenig überraschend. Ernüchternd aus Real-Sicht: Es scheint letztlich egal zu sein, ob da nun Barças Crème de la Crème oder die zweite Garde mitmischt. Es entsteht zu häufig der Eindruck: Personell starke Madrilenen kriegen es selbst gegen einen personell geschwächten Erzrivalen nicht hin, eindeutig die Oberhand zu gewinnen. Erst im März hatte man vor dem Pokal-Halbfinale im Estadio Santiago Bernabéu einen klaren Sieg gegen ein stark gebeuteltes Barça erwartet. Resultat: 0:1. Vor zwei Jahren, nach Carlo Ancelottis Rückkehr, ließ man sich beim 2:1 zu lange gefährlich hinten reindrängen. Vom desolaten Supercopa-Finale (1:3) ganz zu schweigen. Durchgang eins beim 4:0 im Halbfinal-Rückspiel letzten April verhieß ebenso wenig Gutes.
Und auch diesmal: Xavis Team diktierte das Spiel in Halbzeit eins. Real gab ein jämmerliches Bild ab, war harmlos, rief von seinem Können nichts ab, agierte plan- und konzeptlos. Ermüdend! Wie oft noch? Real macht einen manchmal wahnsinnig. Das Blatt wendete sich immerhin um die 60. Minute herum. Luka Modrić: „Das war pure Real-Madrid-DNA!“ Mag sein, aber zuvor so ziemlich das Gegenteil: des Wappens kaum würdig.
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Camavinga ist Reals bestes Linksverteidiger-Paket
Kein Platz in der Abwehr, kein Platz im Mittelfeld: Für Eduardo Camavinga reichte es gegen Barça nicht zur Startelf. Dass Real noch die Wende herbeiführte, lag aber auch an ihm. Die Nummer 12 ersetzte den angeschlagenen Ferland Mendy in der 52. Minute, brachte viel Dynamik in die Begegnung, belebte die linke Seite. Sami Khedira bei DAZN: „Wir müssen Camavinga positiv hervorheben. Er ist ein Gamechanger gewesen.“
Auch wenn es keine Rolle ist, die ihm gefällt: Camavinga avanciert bei Real mehr und mehr zum besten Linksverteidiger-Paket. In gewisser Weise signalisiert „Carletto“ auch genau das, indem er ihm dort als positionsfremden Akteur seit einem Monat wieder häufiger vertraut – trotz zweier Alternativen. Mendy agiert defensiv oft solide, setzt nach vorne aber keine besonderen Akzente. Fran García wiederum schaltet sich offensiv mehr ein, hat sich hinten aber bereits als Unsicherheitsfaktor erwiesen. Camavinga vereint die Stärken beider etatmäßiger Linksverteidiger – obwohl er selbst eben kein gelernter Linksverteidiger ist. Wetten, dass der 20-Jährige weiter zwischen Abwehr und Mittelfeld rotiert?
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Immer wieder: Bellingham rettet Real Madrid, aber auch sich
Was haben lediglich Real Sociedad, Atlético, die UD Las Palmas und der FC Sevilla gemeinsam? Nur sie verschonte Bellingham bislang. Gegen zehn andere Klubs kannte er dafür kein Erbarmen, insgesamt kommt der Engländer jetzt auf 13 Treffer in 13 Einsätzen.
Beachtlich dabei: Allein mit siegbedeutenden Führungstoren bescherte er Real schon 13 Punkte. Hinzurechnen lassen sich dann auch noch die Partien, als das Netz vor oder nach einem Bellingham-Tor ebenso zappelte: Beim 2:0 gegen den Athletic Club (1:0 erzielt), beim 4:0 gegen den CA Osasuna (1:0 und 2:0), beim 3:2 gegen Italiens Meister SSC Neapel (2:1) und beim 2:1 gegen Sporting Braga (2:0).
Bellingham rettete so nicht nur das Team immer wieder aufs Neue, sondern in gewisser Weise auch sich selbst, seinen Start, seine Bewertung im Haifischbecken Madrid. Wie hätte man ihn ohne diese vielen Erfolgserlebnisse bisher beurteilt? Durchschnittlich, ganz gut? Mehr nicht? Durch sie eroberte er die Fan-Herzen und die Schlagzeilen auf den Titelblättern der Sportzeitungen, durch sie wandern immer mehr Bellingham-Trikots in den Shops über die Ladentheke. Rein spielerisch ist der Youngster sicherlich niemand, der stets ein Feuerwerk abbrennt. Stattdessen schafft er es mit seinem überraschend starken Torjäger-Instinkt, erstaunlich oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, mit nicht selten wenigen Aktionen für den maximalen Ertrag zu sorgen. Für sich und das Kollektiv. So auch in Barcelona. Gekommen als Achter, ins System eingebaut als Zehner, ausgestattet mit der Nummer 5 – Zinédine Zidane wird stolz sein – und ein klammheimlicher Neuner.
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