
Systemumstellung verursacht zusätzliche Defensivprobleme
Sechs von zehn Punkten gibt Carlo Ancelotti Real Madrids Saisonvorbereitung in den USA. Die Ergebnisbilanz lautet: 3:2 gegen AC Mailand, 2:0 gegen Manchester United, 0:3 gegen den FC Barcelona und 1:3 gegen Juventus. Ancelotti ließ bei den Testspielen jeweils im 4-4-2 auflaufen. „Ich habe vorne viel Gutes gesehen“, hielt der Trainer nach dem jüngsten Test gegen Juve in Orlando fest. 34 Torschüsse gaben die Madrilenen ab, acht davon direkt aufs Tor.
An der ausbaufähigen Torgefährlichkeit lasse sich laut Ancelotti allerdings arbeiten, sei diese seiner Ansicht nach vor allem mit mangelnder Frische aufgrund der Reisestrapazen und Belastung während der Tour durch die USA zu begründen. „Offensiv gibt es kein Problem, wir müssen die Defensivprobleme lösen“, erklärte Ancelotti unterdessen. Seine Erkenntnis mit dem neuen System: „Die Mannschaft ist es nicht gewohnt, mit einer Mittelfeld-Raute zu verteidigen. Wir haben viele Tore nach Kontern kassiert – die drei von heute, auch zwei gegen Barcelona. Da hat die Balance gefehlt, wir müssen das lösen.“
García macht es gut – doch das allein reicht nicht
Das liegt mitunter an den Besetzungen der Außenverteidiger-Positionen. Aufgrund von Ferland Mendys Ausfall erhielt zuletzt Rückkehrer Fran García den Vorzug auf links. „Mendy fehlt zwei Wochen. Fran García hat sehr gut gespielt. Er ist ein sehr energischer Spieler, der gut in die Tiefe geht, sehr gute Flanken schlägt. Er ist ein verlässlicher Spieler“, lobte Ancelotti. Die Chemie zwischen García und Vinícius Júnior auf der linken Seite stimmt – wenngleich García sich „natürlich“ noch verbessern müsse. Mit seinen 23 Jahren und seiner zwei Jahre, die er zuletzt bei Rayo Vallecano Spielpraxis sammelte, fehlt ihm noch die nötige Erfahrung auf Top-Niveau. Doch das soll kommen.
Angesichts der Ziele, die Real Madrid verfolgt und der natürlichen Erwartungshaltung, konstant zu performen, zählt zweifelsfrei aber auch zur Wahrheit, dass García nicht viel Zeit bleibt. Nicht zuletzt deshalb, da er auf der Linksverteidiger-Position vor Mendy Ancelottis präferierte Wahl darstellen könnte – das möglicherweise auch notgedrungen. Eine Konstante ist Mendy nämlich nicht mehr. Allein letzte Saison verpasste der Franzose verletzungsbedingt 23 Pflichtspiele und nun startet seine Saison schon wieder mit einer Blessur, die ihn zum Pausieren zwingt. Auch David Alaba könnte als Linksverteidiger agieren. Doch der Österreicher fühle sich „innen wohler“, wie er letzten Herbst gegenüber REAL TOTAL kundtat. Ansonsten kann auch Eduardo Camavinga auf links eingesetzt werden.
Selbiges gilt für Antonio Rüdiger, Éder Militão und Nacho Fernández, die zusätzlich auf der Rechtsverteidiger-Position zum Zug kommen können. Das aber ebenfalls eher aufgrund von Improvisationsmaßnahmen. Immerhin besitzt Real Madrid auf rechts noch drei nominelle Verteidiger: Daniel Carvajal als erste Wahl, Lucas Vázquez als Backup und Álvaro Odriozola als additionale Option; wobei bis Ende der Transferperiode bei Odriozola noch von einem Wechsel ausgegangen werden kann. Blieben Carvajal und Vázquez, die beide keine Verlässlichkeitsfaktoren verkörpern. Riskant da für den 1. Spieltag passende Sportwetten abzusetzen.
Real Madrid sieht offenbar keinen Handlungsbedarf
Bleibt Real Madrids Kader offensiv so bestehen, wird Ancelotti das 4-4-2 wohl nicht mehr großartig verwerfen. Dann wäre aber erst recht vonnöten, dass die Außenverteidiger-Positionen stark besetzt sind. „Wir sind dabei, uns an ein neues System zu gewöhnen“, gestand Carvajal nach dem 0:3 gegen Barça. Allerdings darf die Gewöhnungszeit nicht mehr sonderlich lange dauern, da der Pflichtspielstart in LaLiga gegen den Athletic Club (12. August, 21:30 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) immer näherrückt.
Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt sehen die Verantwortlichen allem Anschein nach trotzdem nicht. „Wir sind komplett“, sagte Ancelotti erst hinsichtlich des Kaders. Wenn sich im Hintergrund aktuell vorsichtig um einen bemüht wird, dann um Kylian Mbappé. Potentielle Außenverteidiger-Kandidaten stehen wie João Cancelo eher vor einem Wechsel zum FC Barcelona, so zumindest die portugiesische Sportzeitung RECORD. Achraf Hakimi, der gerne zurückkehren würde nach Madrid, steht indes noch bis 2026 in Diensten von Paris Saint-Germain und ist daher nicht zu bekommen. So muss es Real Madrid anderweitig lösen. Geht es nach Ancelotti, werden Lösungen jedenfalls gefunden werden. Aufgrund zahlreicher B- und zu weniger A-Varianten sowie drohender Verletzungsgefahr und der Notwendigkeit einer systematischen Variabilität ist die Planung nichtsdestotrotz naiv und riskant.
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