Reportage

Real Madrids Strategie für eine rosige Zukunft

Jude Bellingham, Fran García, Arda Güler, Endrick: Real Madrid tätigt richtungsweisende Transfers. Die Verpflichtungen sind Teil einer Strategie, die eindeutig auf die Zukunft abzielt. Dabei sind die Königlichen dafür prädestiniert, eine Symbiose ungleicher Altersgruppen zu schaffen, die auch schon der Gegenwart Erfolg verschaffen mag. Wie sieht Reals Plan genau aus?

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Jude Bellingham
Bellingham ist in diesem Sommer bis dato Reals teuerster Neuzugang – Foto: Florencia Tan Jun/Getty Images

Stars und die potentiellen sollen das Bernabéu füllen

MADRID. Das Estadio Santiago Bernabéu soll Ende Dezember endlich in neuem Glanz erstrahlen, sodann den größten Fußballtempel der Welt darstellen. Es soll Massen anlocken, zur Gelddruckmaschine avancieren. Über vier Jahre wird sich der Umbau an der Concha Espina erstreckt haben. Im Fußball ist dies durchaus eine lange Periode. Es ist ein Vermächtnis von Präsident Florentino Pérez, ein Sinnbild für sein visionäres Schaffen.

Pérez selbst ist Ingenieur, mit physikalisch-technischen Theorien bestens vertraut. Kritiker mögen beanstanden, er sei unberechenbar; er will grundlegende Veränderungen herbeiführen, die von außen als Hirngespinste abgetan werden. Stichwort: Super League. Dabei ist Pérez in seinen Handlungen berechenbar; unter seiner Führung gibt es bei Real Madrid exorbitante Umsätze und ordentliche Gewinne zu verzeichnen. Das alles wäre beileibe aber ohne einen klardefinierten Plan nicht realisierbar. Pérez ist nicht nur ein Bauunternehmer im wörtlichen Sinne, sondern Konstrukteur eines Weltvereins, der weiß: letztlich locken die Stars und die, die es werden sollen, die Massen an.

Visionen bei der Kaderplanung

Real Madrid hat soeben zwar mit Karim Benzema seinen größten Star nach Saudi-Arabien abgeben müssen, die Zeiten von Fan-Magnet Cristiano Ronaldo sind schon längst vorbei, doch dafür vermögen nun andere ins Rampenlicht zu treten. Federico Valverde, Vinícius Júnior und Rodrygo Goes sind drei Positivbeispiele für Real Madrids visionäre Kaderplanung. Valverde kam bereits 2016 für fünf Millionen Euro aus seiner Heimat Uruguay von Peñarol, Vinícius 2018 von Flamengo und Rodrygo 2019 von Santos für jeweils 45 Millionen Euro nach Madrid. Heute sind sie Leistungsträger und Titelsammler im Starensemble des spanischen Rekordmeisters und auf steilem Wege zu Legenden. Und nicht zu vergessen: Identifikationsfiguren.

Jene erfolgreiche Genese versprechen sich die Verantwortlichen Real Madrids auch von Jude Bellingham, Fran García, Arda Güler und Endrick. Für Bellinghams Dienste zahlen die Madrilenen eine Ablöse nördlich der 100-Millionen-Euro-Marke. Der 20-Jährige soll die Mittelfeldtransformation vorantreiben, sich zum zentralen Prunkstück emporarbeiten. Nicht umsonst wählte der Ex-BVB-Star in Madrid die 5, die einst durch sein Idol Zinédine Zidane monumentales Gewicht verliehen bekam. Nun soll sie Bellingham noch größer werden lassen – und andersrum.

Real Madrid verspricht sich viel

Güler, ein 18-jähriges Offensivtalent, über das sich Fenerbahçe auf bis zu 30 Millionen Euro freuen darf, gilt trotz seines zarten Alters als feiner Ballkünstler, der den Anschein von Durchsetzungsvermögen weckt. Kein Wunder, dass mit Real Madrid und dem FC Barcelona die beiden größten spanischen Klubs um die Signatur des türkischen Nationalspielers gerungen hatten, die Madrilenen letzten Endes den Zuschlag erhielten. Sein erster Eindruck soll in Valdebebas ein verheißungsvoller sein. Von Linksverteidiger García, der dank einer Klausel von fünf Millionen Euro von Rayo Vallecano zurückkehrte, verspricht sich Real ebenso viel.

Wenn Endrick im Juli 2024 die Reise von São Paulo nach Madrid antritt, wird Carlo Ancelotti bereits Nationaltrainer Brasiliens sein und den gegenwärtig 16-jährigen Stürmer für die Seleçao auf dem Radar haben. Für den Jungspund fließt zunächst eine Ablöse von 37,5 Millionen Euro an Palmeiras, der Betrag soll dank Boni auf über 70 Millionen Euro steigen können. Wohl wissend, dass Endrick nicht nur kollektiv, sondern auch individuell die prestigeträchtigsten Trophäen im Weltfußball abzuräumen verspricht.

Suche nach den Volltreffern

Bei Endrick erwies sich Jose Antonio Calafat de Souza früh als Diamentenauge. Juni Calafat, so der Spitzname von Real Madrids Chefscout, war nicht ausschließlich federführend beim Transfer von Endrick, sondern erwies sich bereits bei Vinícius und Rodrygo als Späher. Auch bei der Verpflichtung von Bellingham nahm der Brasilianer eine elementare Rolle ein: Calafat überzeugte Bellingham dank der Beihilfe von Geschäftsführer und Strippenzieher José Ángel Sánchez in persönlichen Gesprächen, die Madrilenen setzten sich trotz namhafter und finanziell potenterer Konkurrenz durch.

Obschon Real Madrid in der jüngeren Vergangenheit zweifellos auch ein paar Fehlgriffe dabei hatte, Talente wie Luka Jović und Takefusa Kubo den Erwartungen nicht gerecht wurden und auch Reinier keine Perspektive besitzen dürfte, ist es dem Team um Pérez, Calafat und  Sánchez in beachtlicher Weise gelungen, Volltreffer zu landen. Es wurde eine Symbiose junger und gestandener Akteure geschaffen, die Grundlage für Neuzugänge bietet, sich nahtlos einfügen und das individuelle Potential entfalten zu können. Das Resultat spricht angesichts der Titelausbeute der letzten Jahre Bände – und verspricht für Real Madrid eine rosige Zukunft, geprägt von weiteren Erfolgen.

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Kommentare
Die Galacticos von morgen. Hervorragende Arbeit von Perez und co.! Wenn jetzt noch ein Fresnada oder Arnau und Mbappe kommen, scheint das Potenzial dieser Truppe unendlich zu sein. Real Madrid hatte nach CR7s Abgang eine dürftige Phase, welche aus meiner Sicht absolut berechtigt ist, aber sich dann so zu fangen, das ist Weltklasse! Ich hoffe sehr, dass nach Perez ein weiterer Visionär bei Real landet, der es zu verstehen weiss, was der Madridismo braucht und was seine Ressourcen sind. Der einzige "Dorn" im Auge und das ist wirklich "meckern" auf hohem Niveau, ist der Umgang mit der Castilla. Wenn es Madrid hinbekommt, aus dieser Talentmannschaft ein ernstzunehmendes Sprungbrett für den Profibereich der Blancos zu gestalten, dann wäre die Sache perfekt. Noch sehe ich da viel Potenzial, welches nicht optimal ausgeschöpft wird. Die Rede ist dabei von aktuell Arribas, Rodriguez, Iker Bravo und zum Beispiel Nico Paz. Ich glaube fest, wenn diese Jungs, die leider schon nähe der 20er sind, bei einem anderen Verein wie BVB spielen würden, würde Real sie ganz anders betrachten.

2x Meisterschaften, 1x CL, 1x Spanischer Pokal, 1x Spanischer Supercup, 1x UEFA Supercup und 1x Club- Weltmeisterschaft .

Ich wüsste nicht welche europäische Mannschaft mehr Titel gewonnen hat seit dem CR7 weitergezogen ist.

Ich finde rein von den Erfolgen ist das gar nicht so dürftig.
 
Ich bin bei dem Thema etwas skeptischer.

Die DNA des Madridismo lebt von Ehrgeiz, die Gier unbedingt gewinnen zu wollen, nicht aufzugeben.

Diese DNA umgibt den Verein und überträgt sich auf die Spieler - wenn sie lange genug dabei sind.

Spieler wie Kroos, Modric, carvajal, nacho sind nun diejenigen, die diese DNA am meisten verkörpern.

Fede, vini, militao sind denke ich gut dabei, aber erst in 2 Jahren soweit, so voran zu gehen, damit sie auch zum Vorbild für neue Spieler fungieren können.

Wir haben über die letzten Jahre viele Spieler verloren, die die DNA vorgelebt haben: Ramos, Benz, ronaldo, Marcelo, casemiro,...

Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig in jedem Mannschaftsteil ein "erfahrenen" Spieler zu besitzen, der das weiter gibt. Ich denke mit benzema haben wir genau diesen vorne verloren.
Unabhängig davon ob nun mbappe oder kane oder wer auch immer kommt, hier ist ein Vakuum entstanden. Vini und rodry Vermögen das nicht zu füllen und drohen sich eher mit "wegzuducken", wenns drauf ankommt, weil die Dynamik mit sehr vielen neuen Spielern schwierig ist.

Mein lieblingsbeispiel ist bayern:
Haben viele leader verloren über die letzten Jahre, verheißungsvolle Spieler wie musiala, kimmich, goretzka, gnabry, etc. Haben ihre Rolle als Vorbild, als Verkörperung der Bayern DNA nicht gut angenommen und daher verliert ein nominell guter Kader trotzdem wichtige Spiele.
 

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