Analyse

Real mischt im Titelkampf wieder mit – aber ein altes Problem bleibt

Plötzlich ist sie für Real Madrid wieder realistisch, die Verteidigung der Meisterschaft. Während den so lange abgeklärten Spitzenreiter Atlético allmählich die Nervosität packt, eilen die Königlichen von Arbeitssieg zu Arbeitssieg. Das nahende Stadtderby verspricht noch mehr Spannung. Klar ist aber: Real muss dringend an seiner Offensiv-Power arbeiten – und sollte damit schon zum bevorstehenden Champions-League-Achtelfinale gegen Atalanta Bergamo anfangen.

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Real Madrid
Real rückt Atlético in der Tabelle von LaLiga auf die Pelle – Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Spitzenreiter Atlético verspielt erneut Punkte

VALLADOLID. „Madrid ist da“, schreibt die MARCA. „Die Liga brennt“, titelt die AS. Spätestens bei einem Blick auf die Sonntagscover der spanischen Sportzeitungen werden die Fußballbegeisterten auf der iberischen Halbinsel mitbekommen: In der Primera División geht es an der Spitze wieder ziemlich heiß her. Bei Atlético Madrid macht sich scheinbar nämlich eine gewisse Panik breit. Die Panik, die am 7. November vergangenen Jahres eroberte Tabellenführung im letzten Drittel der Saison zu verspielen und den fast schon sicher geglaubten ersten Meistertitel seit 2014 damit doch noch zu verpassen.

 

Auf die 0:2-Niederlage im Stadtderby gegen Real Madrid Mitte Dezember hatten die „Rojiblancos“ mit acht Liga-Erfolgen hintereinander geantwortet. Seit Februar dürften die Hoffnungen im Atlético-Kosmo, auf nationaler Ebene mal wieder den großen Wurf zu landen, allerdings ein wenig gedämpft sein. Grund: die Ergebnisse. Von den letzten vier Partien wurden drei nicht gewonnen und dabei insgesamt sieben Punkte verloren. Erst gab es ein 2:2 gegen Celta Vigo, nun in zwei Duellen mit UD Levante binnen drei Tagen nur einen einzigen Zähler. Einem 1:1 in Valencia am Mittwoch folgte am Samstagnachmittag überraschend eine 0:2-Schlappe im eigenen Stadion.

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Real nutzt Patzer: Kampf um LaLiga wieder eröffnet

„Hay Liga“, haben sie in Spanien ausgerufen, nachdem die Königlichen den erneuten Patzer des Tabellenführers wenige Stunden später mit einem 1:0-Sieg bei Real Valladolid nutzen konnte. Das bedeutet übersetzt ganz einfach: Der Kampf um den Thron, in dem auch der FC Barcelona involviert ist, verspricht noch mal spannend zu werden – auch wenn Atlético mit seinen 55 Zählern immer noch drei Punkte Vorsprung auf Real (52) und im Vergleich eine Partie weniger bestritten hat. Die „Colchoneros“ müssen am 10. März noch ein Nachholspiel gegen Supercopa-Champion Athletic Club absolvieren.

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Abgesehen von ihrem Durchhänger steht in der Rückrunde auch noch das direkte Duell mit Real aus. In zwei Wochen, am 7. März, wird sich den Blancos die Gelegenheit bieten, weiter Boden auf die Truppe von Diego Simeone gut zu machen, vielleicht ja sogar Platz eins zu erobern – sofern sie sich bis dahin nicht selbst einen Ausrutscher erlauben.

Das Derby im Estadio Wanda Metropolitano dürfte einen entscheidenden Anteil am Ausgang der LaLiga-Saison 2020/21 besitzen. Genauso wird übrigens auch noch das zweite Aufeinandertreffen zwischen Barça (46 Punkte, aktuell zwei Spiele weniger) und Atlético erst noch ausgetragen – im Mai im Rahmen des 34. Spieltags.

Für die Meisterschaft muss sich das Lazarett lichten

Zwei Aspekte dürften aus der Sicht der Merengues jedoch unabdingbar sein, um den spanischen Liga-Titel erstmals seit 2008 zu verteidigen. Einerseits muss die sich die personelle Situation entspannen, um eine qualitativ bessere Startelf aufbieten und Leistungsträgern wie dem momentan ein wenig schwächelnden Luka Modrić (35) auch mal Verschnaufpausen geben zu können – zumal man nach den frühen Ausscheiden in den vergangenen beiden Spielzeiten parallel in der Champions League auch mal wieder weiter kommen möchte als nur bis ins Achtelfinale.

Bei dem Arbeitssieg in Valladolid musste Trainer Zinédine Zidane neben den absehbaren Ausfällen von Sergio Ramos, Éder Militão, Daniel Carvajal, Álvaro Odriozola, Marcelo, Federico Valverde, Eden Hazard und Rodrygo Goes zu allem Überfluss auch noch auf den angeschlagenen Karim Benzema verzichten. Ob der mit 17 Toren erfolgreichste Real-Schütze zum wichtigen Auftaktspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Atalanta Bergamo (Mittwoch, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei Sky) fit wird, ist noch unklar. Ein Nachteil wäre es gewiss nicht, wenn er zumindest im Kader steht.

Alarm vor Bergamo: Eine Halbzeit kein einziger Torschuss

Gegen die „Blanquivioletas“ – Mariano Díaz ersetzte Benzema im 4-3-3 in vorderster Front – brachte es das weiße Ballett auf gerade mal zwei Torschüsse. Eine Ausbeute, bei der sich der amtierende Meister am Ende nicht hätte beschweren dürfen, wenn die Begegnung torlos geendet wäre. Nur dank einer geglückten Standardsituation wurde es etwas mit dem vierten Erfolgserlebnis in Folge. Casemiro verwertete eine Hereingabe von Toni Kroos per Kopf.

Nebenbei bemerkt: Beide Torschüsse resultierten aus der zweiten Halbzeit. Im ersten Durchgang stand die Null in dieser Hinsicht nach dem 0:0 gegen CA Osasuna im Januar zum zweiten Mal in der laufenden Saison. Kein Wunder, dass sich die verwöhnten Real-Anhänger die Kylian Mbappés und Erling Haalands dieser Welt herbeisehen.

Die 90 Minuten in Valladolid haben einmal mehr unter Beweis gestellt: Es mangelt an Durchschlagskraft, es mangelt an Offensiv-Power. Ursächlich dafür sind allen voran die stagnierenden Leistungen der Flügelspieler. Die Auftritte von Marco Asensio und Vinícius Júnior gehen über ein ordentliches Niveau meist nach wie vor nicht hinaus, ganz zu schweigen von Eden Hazard, der, wenn er mal nicht verletzt ist, in der Regel zu risikolos spielt und daher keinen Glanz versprüht. Daher leidet der Angriffsmotor nicht selten auch dann, wenn Benzema auf dem Platz steht. Wer nicht zufällig Cristiano Ronaldo heißt, kann die Dinge eben nicht immer im Alleingang bewerkstelligen.

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Reals geringe Torgefahr ist ein Problem, das dringend gelöst werden muss. Gerade jetzt, wo es in der Königsklasse mit der K.o.-Phase weitergeht und der mit 13 Henkelpokalen im Trophäenschrank stolze Rekordsieger einen dritten Achtelfinal-K.o. nacheinander unbedingt abwenden will. Eine bessere Motivation, vor dem gegnerischen Gehäuse galliger zu werden, kann es doch kaum geben…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Augen zu und durch. Daumen drücken, auch wenn wir uns fast alle den Abgang Zidanes wünschen...

Sollten wir das Derby und gegen Atalanta gewinnen, ist auf einmal wieder alles drin. Bin ich ehrlich, hätte ich niemals gedacht, aber lasse mich gerne eines besseren belehren.

Dennoch muss Zidane Ende der Saison weg, bei dem Thema geht es um mehr als nur den sportlichen Erfolg. Da geht es auch um die Mittel- und langfristige Zukunft des Vereins.
 
Das muss bitter sein für die ganzen ZidaneHassser und PseudoFans die nur zum Schimpfen hierher kommen.
 
Das muss bitter sein für die ganzen ZidaneHassser und PseudoFans die nur zum Schimpfen hierher kommen.

Sehr schön von Dir, dass Du die Rolle des indoktrinierten Elefanten übernimmst, der durchs Forum poltert, definiert wie Zidane gesehen wird und wer welcher Spezies eines Fans angehört. Ich würde Kritiklosigkeit als Torheit bezeichnen, gerade auch in der Liebe/Zuneigung und andere User als Fans zweiter Klasse zu titulieren, da muss man schon in einer sehr selbstgefälligen Parallelwelt hausen. Eigentlich beschäftigt mich wenn ich Kommentare deiner Ausformung lese wie immer nur die Frage, warum haben Einzeller und Einzeiler nur so eine große moralische und intellektuelle Nähe?
 
Casemiro momentan der beste Spieler von Real Madrid !!! wie tief ist diese Mannschaft gefallen! und alles ist Verdienst von Zidane.
 
Naja ich weiß nicht was ich zur zeit halten soll....
Devensiv ist das ja ganz okay sind jetzt in den letzten 4 spielen mit nur einem Gegentor dabei, dennoch ist die Offensive zu harmlos, viel zu harmlos das ist in meinen Augen noch ein Problem, zu dem muss in meinen Augen karum bis Mittwoch fit sein sonst wird das ein sehr sehr Schweres Spiel gegen atalanta, zumindest werden die nächsten Wochen entscheident. Hoffe zu dem noch das paar Verletzte wieder kommen in den nächsten Tagen.....
 
Zidanes Fußball steht für Kontrolle. Risiko, schnelles Umschaltspiel oder einstudierte Kombinationen gibt es nicht.
Früher hat das Bale, Ronaldo und Benz mit ihrer Weltklasse weg gemacht. Jetzt spielen da vorne Vini, Benz und Asensio. Asensio & Vini haben nicht die Berechtigung für Reals Stammformation. Gerade bei dem MF müssen die Außenstürmer torgefährlicher sein. Bei City spielen Außenstürmer auf der 8. Alles strahlt Torgefahr aus. Genau das ist unser Problem.
 
Na, selbst der Meistertitel wäre in dieser grad so schwachen liga kein Grund zum Jubeln.Eigentlich das schlimmste was Real passieren könnte.Ein Verbleib Zidans wäre das Ende von Real Madrid.War gestern auf Barcawelt.de,da hoffen einige das Real Meister wird und Zz bleibt.Sagt eigentlich schon alles.Das Spiel gestern einmal mehr nicht bewertbar.#perez out.....
 

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