
Zeiten ändern sich: Keine Bösartigkeiten nach Fauxpas
MADRID. Es läuft die 88. Minute bei Real Madrids Duell mit der SD Éibar: Torwart Marko Dmitrović verliert den Ball nach einer weit geschlagenen Flanke von Marco Asensio ohne jede Bedrängnis unnötig aus den Händen, woraufhin Lucas Vázquez uneigennützig auf Karim Benzema querlegt. Der Franzose muss das runde Leder nur noch in das leere Tor befördern, bringt es aber tatsächlich zustande, zu scheitern. Sein Schuss geht über die Latte.
Ein Fauxpas, für den er im Estadio Santiago Bernabéu für gewöhnlich unüberhörbare Pfiffe kassiert. Diesmal aber nicht. Selbst die kritischsten Anhänger der Königlichen sahen über den Fehlversuch hinweg, während Benzema gemeinsam mit Vázquez sogar über sein Unvermögen schmunzeln musste. Negative Folgen hatte die Szene für Real am Ende nicht. Zinédine Zidanes Mannschaft siegte 2:1 – dank Benzema. Der 31-Jährige, in Abwesenheit von Sergio Ramos und Marcelo Kapitän, hatte einen Rückstand aus der ersten Halbzeit nach 59 Minuten ausgeglichen, ehe er in der 81. Minute per Kopf auch die Wende herbeiführte.
Kein Wunder also, dass Benzema an diesem Samstag trotz seines Blackouts nicht den Hauch von Unmut zu spüren bekam. Vielmehr flehten ihn etliche Fans um sein Trikot an, als er nach Spielschluss vor die Südtribüne trat und sich für die Unterstützung bedankte.

Retter schon gegen Huesca
Ähnlich hatte es gerade mal eine Woche zuvor ausgesehen, als es ihm im Bernabéu gegen die SD Huesca mit einem Tor in der 89. Minute zum 3:2 gelungen war, Real doch noch auf die Siegerstraße zu führen. Unter der Woche trug sich der Angreifer bei der 1:2-Niederlage in Valencia ebenfalls in die Liste der Torschützen ein. Macht inzwischen: Neun Torbeteiligungen aus den letzten fünf Partien. Eine solche Konstanz und Zuverlässigkeit war man die letzten Jahre einzig und allein von Cristiano Ronaldo gewohnt.
An der Seite des mehrfachen Weltfußballers hatte er jahrelang „eine sekundäre Rolle. Nun ist es für mich Zeit, zu zeigen, dass ich unbedingt treffen will, um meinem Team zu helfen“.
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Lopetegui kündigte starke Benzema-Saison an
Und das tut er. Jetzt, nach seinem 48. Einsatz in der laufenden Spielzeit, steht der in der Vergangenheit oft so stark kritisierte Benzema bei 26 Treffern, von denen er 2019 satte 15 erzielte. Alle 149 Minuten ist er erfolgreich. Bleibt es bei diesem Durchschnitt, knackt er pünktlich zum Abschluss des Spieljahres Mitte Mai die 30-Tore-Marke. Ex-Real-Trainer Julen Lopetegui würde in dem Fall im September 2018 nicht zu unrecht gemeint haben: „Benzema ist ein großer Spieler. Warum sollte er nicht 30 oder 40 Tore schießen?“
Mit Benzema in die Zukunft
Aber selbst, wenn das mithilfe der verbleibenden sieben Aufgaben in der Liga nicht glücken sollte, steht bereits fest: Benzema ist nicht nur Reals Vergangenheit und Gegenwart, er gehört in dieser Form auch zu der nahen Zukunft des Klubs. Dass Spekulationen um die Verpflichtung neuer Top-Stars vielmehr Namen wie Eden Hazard oder Paul Pogba, aber keine Stürmer-Stars seines Niveaus beinhalten, ist kein Zufall. Zidane gab unlängst zu verstehen, Benzema werde auch weiterhin eine tragende Rolle einnehmen: „Karim ist ein Spieler dieses Klubs und ich denke nicht, dass sich das ändert.“
An der Concha Espina wird man das stark hoffen. Denn der Benzema in der Ära nach Ronaldo ist ein anderer – trotz seines Fauxpas gegen Éibar…
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