Interview

Rüdiger: Kein Champions-League-Titel mit Real wäre „ein Versagen“

Antonio Rüdiger steht vor seiner zweiten Saison als Profi von Real Madrid. Der deutsche Nationalspieler träumt vor allem von der Champions League und gesteht, dass ihn Kritiker anspornen. Daneben spricht der gebürtige Berliner über das Leben in der spanischen Hauptstadt und den Umgang mit Rassismus.

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Antonio Rüdiger Real Madrid
Rüdiger stieß 2022 von Chelsea ablösefrei zu Real Madrid – Foto: OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images

Antonio Rüdiger: „Ich bin sehr hungrig nach Titeln“

MADRID. Mit Real Madrid gewann Antonio Rüdiger in seiner Debütsaison die Copa del Rey, die FIFA Klub-WM sowie den UEFA Supercup. Die Champions League hatte der Innenverteidiger bereits 2021 mit dem FC Chelsea gewonnen, mit den Königlichen soll es noch gelingen.

„Ich habe nicht das Gefühl, dass ich alles gewonnen habe, um ehrlich zu sein“, beteuert Rüdiger im Interview mit GQ und stellt klar: „Eines meiner großen Ziele ist es, mit Real Madrid die Champions League zu gewinnen. Wenn man sie nicht gewinnt, ist das wie ein Versagen. Ich bin 30 Jahre alt, ich bin im besten Alter und ich bin sehr hungrig nach Titeln.“

„Wenn ich ehrlich bin, liebe ich diese Atmosphäre“

Um in der Königsklasse konkurrieren zu können, gilt es, die besten Gegenspieler in Schach zu halten. Rüdiger gelang Letzteres bravourös im Halbfinal-Hinspiel der Vorsaison gegen Manchester City (1:1), als er Stürmer Erling Haaland unter Kontrolle hielt. „Ich war absolut ruhig“, berichtet der Innenverteidiger über seine Gefühlslage vor dem Duell. Denn er wisse, was in ihm stecke, wenn er körperlich und geistig 100-prozentig fit sei.

„Das hat einen Umstand geschaffen, den ich liebe“, wenngleich es zuvor einige Zweifler gab. Doch Rüdiger betont: „Wenn ich ehrlich bin, liebe ich diese Atmosphäre: Ich strahle noch mehr, wenn die Leute an mir zweifeln.“ Sich zu motivieren sei nämlich nicht schwierig, „wenn du für Real Madrid spielst“, so der deutsche Nationalspieler, der 2022 ablösefrei von Chelsea kam.

Rüdiger genießt Leben in Madrid – und betet für Gegner

Besonders motiviere ihn seine Familie. Sie sei „das Wichtigste für mich“, versichert Rüdiger und erklärt: „Sie sehen in mir, was sonst niemand sieht. Sie wissen besser als jeder andere, wenn ich nicht gut drauf bin, und sie helfen mir. Für mich ist die Familie eine Motivation und ein Gefühl, etwas, das mich vorwärts treibt.“

Mit seiner Familie wohnt Rüdiger nun seit einem Jahr in der spanischen Hauptstadt – und fühlt sich überaus wohl. „Ich bin sehr zufrieden. Ich liebe die große Auswahl an Speisen. Ich liebe die spanische Küche, obwohl viele ihrer Gerichte Schweinefleisch enthalten, das ich wegen meiner Religion nicht essen kann“, sagt der in Berlin-Neukölln aufgewachsene Profi. „Aber ich möchte unbedingt Paella probieren. Am meisten gefällt mir, dass hier Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen in Frieden leben. Es gibt Südamerikaner, Schwarze, Spanier… alle leben in Frieden.“

Zusätzlich verleihe ihm seine Religion Kraft. „Ich bin Muslim, ich glaube an Gott, und deshalb bete ich gerne vor den Spielen. Ich bete, dass sich alle Spieler, meine Mannschaft und meine Gegner nicht verletzen, und ich bete auch für all die Leute, die gekommen sind, um uns im Stadion zu sehen. Ich brauche nichts anderes, ich muss nur beten“, sagt Rüdiger.

„Rassismus ist ein Mangel an Bildung“

Allerdings kommt es in – in den Stadien – immer wieder zu rassistisch-motivierten Vorfällen.  „Rassismus ist ein Mangel an Bildung. Das habe ich immer gesagt und ich wiederhole es immer wieder“, sagt Rüdiger und führt aus: „Es ist wichtig zu sagen, dass es nicht alle Spanier sind, sondern nur einige Idioten. Es gibt viele Spanier, die Rassismus nicht tolerieren. Es ist sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass Rassisten in diesem Land nur eine Minderheit sind.“ Der Ex-Bundesliga-Profi appelliert in diesem Zuge an die Regierungen und erklärt: „Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass man seine Kinder in der Schule aufklären sollte. Es ist sehr wichtig, dass alle wissen, dass alle Menschen gleich sind.“

Ihm rassistisch gegenüber sei in Spanien noch niemand gewesen – auch nicht in Cádiz. Dort habe es laut Rüdiger „ein Missverständnis“ gegeben: „Es wurde behauptet, dass sie mir gegenüber rassistisch gewesen seien, aber ich habe nicht gehört, dass sie mich ‘Affe’ oder ‘Scheiß-Nigger’ genannt haben.“ Für Mitspieler Vinícius Júnior zeigt Rüdiger indes Mitgefühl. Der Brasilianer „leidet“ darunter, immer wieder Opfer von Rassismus zu werden. „Und wenn sie ihn beleidigen und rassistisch gegenüber ihm sind, sind sie automatisch rassistisch gegenüber mir, auch wenn sie es nicht direkt zu mir gesagt haben. Aber das ist nicht nur ein Problem in Spanien, das passiert überall“, so Rüdiger, der auf Besserung hofft.

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Kommentare
Sehr sympathisch und sehr reflektiert. Sollte Kapitän für Deutschland sein. Da bringt er alles für mit
 

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