
„Traurig, dass sich die Leute nur an letzte Dinge erinnern“
MADRID. ‚Wenn du als Torwart raus gehst, musst du den Ball auch haben!‘, besagt eine uralte Fußballer-Regel. Als Real Madrid am 24. Mai diesen Jahres gegen Atlético kein geringeres Spiel als das Finale der UEFA Champions League bestritt (4:1), verließ Iker Casillas sein Gehäuse nach einer Kopfball-Hereingabe. Das Problem: Er kam nicht an das runde Spielgerät. Der Rest der Szene aus der 36. Minute ist bekannt: Kopfball Diego Godín, Führung für die „Rojiblancos“.
„Wir hatten das Spiel unter Kontrolle und ein absurder Moment von mir schien uns die Partie zu kosten“, kommentiert der 33-jährige Kapitän der Madrilenen seinen Patzer heute. Rund 75 Minuten später fiel wiederum eine ungeheure Last von Casillas ab. Sergio Ramos rettete sein Team mit seinem Ausgleich in der 93. Spielminute in die Verlängerung – und seinen Schlussmann vor dem Status des Versagers, des Sündenbocks. „Wenn das passiert, stehst du da auf der Torlinie, denkst darüber nach und willst deinen Strafraum verlassen und versuchen, selbst für den Ausgleich zu sorgen. Aber du weißt, du kannst es nicht. Daher kann man sich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als Sergios Kopfball ins Tor ging. Dieses Tor rettete mich vor einer Menge Kritik. Ich bin mir sicher, dass einige Zeitungen ihre Schlagzeilen in der letzten Minute ändern mussten“, so „San Iker“, der in diesem Kontext beklagt: „Einer der traurigen Dinge im Fußball ist, dass die Leute sich nur an die letzten Dinge erinnern, die du getan hast.“ Anders formuliert: Ihm fehlt es mit der glorreichen Vergangenheit im Rücken an Wertschätzung.

„Ich kann spielen, bis ich 40 bin“
Von Coach Carlo Ancelotti erhält er sie weiterhin – trotz des Schnitzers. Wie in der Liga ist der fünfmalige Welttorhüter auch in der Königsklasse zwischen den Pfosten gesetzt und soll die Merengues als der Mann mit der Binde am Arm zum erneuten Gewinn des größten Wettbewerbs in Europa führen. Dass es bislang niemand schaffte, den Henkelpokal zu verteidigen, hat sich längst herumgesprochen. „Wenn du solch ein gutes Team hast wie wir, dann musst du versuchen, raus zu gehen und den Titel wieder zu gewinnen. Das ist die unmittelbare Herausforderung. Wenn wir denselben Wunsch wie in der letzten Saison zeigen… Warum nicht?“, fragte Casillas, betonte aber auch: „Zunächst müssen wir die K.o.-Runde erreichen.“
Den Sprung von der Gruppenphase dorthin können die Blancos bereits heute machen, sollten sie gegen den FC Liverpool (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) den vierten Sieg im vierten Spiel einfahren. Die Nummer 1 warnt jedoch vor den „Reds“, die aufgrund ihrer erst drei gesammelten Punkte unter Zugzwang stehen: „Liverpool muss gewinnen. Sie werden alles geben.“ Real ebenfalls. Und wenn es in dieser Spielzeit nichts mit dem elften Champions-League-Sieg wird, dann ja möglicherweise in der nächsten. Oder der übernächsten. Fest steht: Einen Entschluss macht der Spanier nicht von diesem einen speziellen Titel abhängig. Casillas: „Ich denke, ich kann spielen, bis ich 40 bin. Ich habe hier begonnen und ich will hier Schluss machen. Spekulationen gibt es hier immer, aber nach all den Geschichten und Gerüchten bin ich noch immer hier. Ich hatte nie die Möglichkeit, an einen anderen Ort zu gehen, weil ich daran nie gedacht habe. Alle Präsidenten, die ich hatte, sagten: ‚An dem Tag, an dem du nicht mehr hier sein willst… komme nur und sag es mir.‘ Und noch immer bin ich hier.“
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