
Zidane setzt erneut auf Dreierkette
VIGO. Die Pokalsaison 2016/17 ist für Real Madrid bereits nach dem Viertelfinale beendet. Nach der 1:2-Hinspiel-Niederlage kamen die Königlichen gegen Celta Vigo auch im Rückspiel nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus und müssen frühzeitig die Koffer packen. Cristiano Ronaldo hielt mit seinem Freistoßtreffer zum 1:1 in der zweiten Hälfte die Hoffnung zwar noch kurzzeitig am Leben, Celta-Stürmer Daniel Wass machte kurz vor Ende jedoch alles klar. Lucas Vázquez’ Treffer in der letzten Minute bedeutete nur noch Ergebniskosmetik.
Aufgrund der zahlreichen Verletzungen war Zinédine Zidane zu vielen Umstellungen gezwungen, zauberte bei der Startaufstellung aber dennoch eine große Überraschung aus dem Hut. Vor Pokal-Torhüter Kiko Casilla sollte nämlich Casemiro gemeinsam mit Sergio Ramos und Nacho Fernández die Innenverteidigung bilden und Danilo sowie Marco Asensio die Außen beackern. Der von vielen ursprünglich als rechter Verteidiger erwartete Lucas Vázquez blieb hingegen vollkommen außen vor. Das Mittelfeld mit Toni Kroos, Isco und Mateo Kovačić stellte sich folglich quasi von selbst auf, im Sturm lagen die Hoffnungen bei Ronaldo und Karim Benzema.
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Ronaldo verzeweifelt am Aluminium, Danilo mit großem Pech
Real begann druckvoll und holte gleich zu Beginn zwei Ecken heraus und setzte durch einen (letztlich harmlosen) Distanzschuss von Isco auch das erste kleine Ausrufezeichen. Der Wille, das 1:2 vergessen zu machen und umzubiegen, war deutlich erkennbar, wenngleich, wie schon im Hinspiel, die ganz klaren Chancen zunächst auf sich warten ließen. Celta erwartete die Madrilenen gut gestaffelt knapp vor der Mittellinie und fand nach gut zehn Minuten besser Zugriff auf das Spiel. Die Königlichen ließen den Ball zwar ganz gefällig laufen, fanden aber kaum Anspielstationen in der Tiefe und kamen so zu wenig Raumgewinn. Da sich zusätzlich zu den drei Innenverteidigern auch noch Kroos und Kovačić relativ tief fallen ließen im Aufbau, standen sich die Königlichen teilweise gegenseitig auf den Füßen und schafften es so kaum, das Mittelfeld zu überbrücken. Wenn man dann mal über die Außen durchzubrechen vermochte, fanden die Flanken entweder keinen Abnehmer oder wurden von den aufmerksamen Celta-Verteidigern kompromisslos geklärt.
In Minute 26 fand dann eine Hereingabe von Isco aus dem Halbfeld endlich mal den Kopf von Ronaldo, der Ball prallte jedoch zuerst an die Latte und den Nachschuss setzte der Weltfußballer, der nur Millisekunden zur Reaktion zur Verfügung hatte, aus wenigen Metern extrem unglücklich an den Pfosten. Pech für die Blancos, die sich folglich allerdings etwas tiefer in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnten. Das Spiel schien nun immer immer mehr in Richtung der Madrilenen zu kippen, doch plötzlich lud der bis dahin eigentlich extrem souveräne Casemiro mit einem katastophalen Befreiuungsschlag Aspas zum Tore schießen ein, der Spanier verstolperte jedoch kläglich (35.). Mit dieser Riesenchance schienen die Galizier komplett in der Partie angekommen und drehten plötzlich auch offensiv mächtig auf. Mit aggressivem Mittelfeldpressing zwang das Team von Eduardo Berizzo die Blancos immer wieder zu Fehlern im Aufbau und wirkte im Konter extrem gefährlich. Fünf Minuten später die nächste große Gelegenheit für Guidetti, der nach einem Stellungsfehler Casemiros am gut reagierenden Casilla scheiterte. Ein Treffer für die Heimmannschaft lag in der Luft und kurz vor der Pause sollte dieser auch schließlich fallen: Nach Ballgewinn wurde Aspas auf rechts wunderbar freigespielt und bediente den völlig freistehenden Guidetti im Zentrum, der zwar erneut an Casilla scheiterte, von diesem pralle der Ball aber derart unglücklich zu Danilo, dass der Brasilainer das Spielgerät ins eigene Tor lenkte. Keine großen Schuldzuweisungen an den Rechtsaußen, sondern vielmehr kollektives mannschaftliches Versagen – und die unter dem Strich letztlich verdiente Halbzeitführung für die „Celtiñas“.

Ronaldo hält Hoffnung am Leben, Wass macht alles klar
Trotz des Rückstandes hatte sich an der Ausgangslage für die Blancos eigentlich nicht viel geändert: Zwei Tore mussten so oder so her. Wer nun ein noch stürmerisches Real Madrid nach der Pause erwartet hatte, sah sich aber getäuscht. Man hatte zwar erneut viel Ballbesitz, fand gegen die gute Staffelung Celtas aber keinerlei Mittel. Viel Krampf, wenig Erbauliches – der Champions-League-Sieger wirkte fast ein wenig ratlos. Aber wenn bei den Königlichen in dieser Saison aus dem Spiel nicht funktioniert, bleiben ja immer noch die Standards: Als nach gut einer Stunde das Spiel ein wenig vor sich hinzuplätschern drohte, legte sich Ronaldo in halbrechter Position aus gut 35 Metern den Ball zurecht und hämmerte das Spielgerät humorlos ins Torwart-Eck zum 1:1-Ausgleich (62.). Real zurück in der Partie, alles wieder offen.
Und nur kurz nach dem Ausgleich bot sich Ramos nach Kroos-Freistoß sogar die Riesenchance, postwendend auf 2:1 zu stellen, doch der Kapitän köpfte aus fünf Metern völlig unbedrängt neben das Tor. Wie schon in Halbzeit eins schaffte es Celta jedoch, sich aus der Drangphase zu befreien und verlagerte das Geschehen wieder vermehrt ins Mittelfeld. Zidane setzte durch die Einwechslungen von Vázquez und Morata nochmal alles auf Angriff, der Ertrag blieb allerdings bescheiden. Bis auf gefährliche Halbschüsse von Morata und Danilo sollte nicht mehr viel gelingen.
Ganz anders Vigo, die bei ihren Angriffen weitaus zielstrebiger und vor allem gefährlicher wirkten und sich letztlich auch belohnten. Nach wiederholt extrem passiven Abwehrverhalten kam der Ball zu Wass, der aus dem Rückraum überlegt ins lange Eck einschob und das Balaídos zum Beben brachte. 2:1, die Vorentscheidung. Vázquez gelang nach einer Ecke in der 90. Minute zwar noch der 2:2-Ausgleich, unter dem Strich war die Darbietung der Madrilenen jedoch zu wenig.
Sonntag wartet Überraschungsteam Real Sociedad
Ein auch über beide Spiele gesehen verdientes Ausscheiden des spanischen Rekordmeisters, der die zahlreichen Verletzungen doch nicht ohne größeren Substanzverlust kompensieren konnte. Großartig Pause zum Verschnaufen bleibt aber auch diesmal nicht, Sonntagabend (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) wartet mit Real Sociedad die nächste anspruchsvolle Aufgabe.
Spielstatistik
CELTA VIGO: Sergio – Mallo, Roncaglia, Cabral, Jonny – Díaz, Radoja – Wass (87. Gómez), Aspas (90.+3 Fontás), Guidetti – Bongonda.
REAL MADRID: Casilla – Ramos, Casemiro, Nacho – Danilo, Kovačić, Kroos, Isco (79. Morata), Asensio (75. Vázquez) – Benzema, Ronaldo.
Tore: 1:0 Danilo (46./Eigentor), 1:1 Ronaldo (62.), 2:1 Wass (85.), 2:2 Vázquez (90.)
Gelbe Karten: Mallo, Wass, Jonny – Danilo
Stadion: Estadio Balaídos, Vigo
REAL TOTAL-Spieler des Tages
Kiko Casilla kann sich am wenigsten vorwerfen lassen und hielt seine Kollegen mit guten Reaktionen im Eins-gegen-Eins überhaupt erst so lange in der Partie. Von den Feldspielern war Toni Kroos noch derjenige, der mit am meisten Initiative zeigte und am meisten probierte, jedoch fehlte dem Spiel der Madrilenen heute jegliche Tiefe, sodass auch dem Deutschen oftmals nur der Querpass als Mittel zur Verfügung stand.
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