
Thibaut Courtois hat seinen Lebenstraum erfüllt: Spieler bei Real Madrid werden. Der 29-jährige Belgier hatte bereits als kleines Kind im Garten seiner Eltern, beide Volleyballspieler, mit einem Beachvolleyball die typische Torwartbewegung geübt: so schnell wie möglich auf den Boden kommen. „Das hilft mir heute sehr“, sagt der Torhüter und schreibt auch einen Großteil seiner Genetik zu. Mit knapp zwei Metern ist der Keeper überdurchschnittlich groß und beweist jede Woche wieder, welche Vorteile dies haben kann, wenn Reals Defensivkette mal einen Ball durchrutschen lässt.
Im Interview mit Realmadrid TV spricht er nicht nur über seine Vergangenheit, sondern auch über seinen Trainingsalltag, seine aktuelle Verfassung und eventuelle Zukunftspläne.
Thibaut Courtois: „Das Schönste, dem Team zu helfen“
Nicht nur einmal wiederholt der Keeper im Interview, dass er „sein Bestes gibt, um der Mannschaft zu helfen“ und nicht nur einmal hat er diese Fähigkeit bereits unter Beweis gestellt. Zuletzt parierte er den Elfmeter von Lionel Messi Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain. Das gesamte Spiel war eine Glanzleistung, auch wenn er in allerletzter Sekunde doch noch hinter sich greifen musste. Was macht den Belgier so stark in diesen Momenten – außer seine Größe und Schnelligkeit?
„Beim Essen zeigen sie mir immer ein Video mit Fouls, Toren und Elfmetern von sieben oder acht verschiedenen Spielern. Mein Torwarttrainer (Luis) Llopis erstellt dann eine Datei mit den letzten fünf oder sechs Elfmetern. Vor dem Spiel schaue ich immer, wer spielt, denn manchmal hängt die Wahl des Schützen von der Aufstellung ab. Ich spreche mit Llopis über meine Einschätzung zum jeweiligen Schützen und er gibt mir seine. Wir sind fast immer einer Meinung. Am Ende musst du aber trotzdem Glück haben, um einen Elfmeter zu halten. Dank der Arbeit, die wir machen, habe ich das. Es ist das Schönste, dem Team helfen zu können.“
Thibaut Courtois in der besten Form seiner Karriere?
Schon zum dritten Mal in Folge hatte Courtois „Glück“, denn vor der Glanzparade gegen „La Pulga“ sicherte er den Blancos mit seinem Killerreflex gegen Raúl García den Supercopa-Titel und in der Liga gegen Valencia am 8. Januar ließ er Gonçalo Guedes alt aussehen, auch wenn der Nachschuss trotzdem reinging. Kann man da wirklich nur von „Glück“ sprechen oder ist der Keeper einfach gerade in der besten Form seiner gesamten Karriere?
„Ja, vielleicht schon. Schon seit zwei oder drei Jahren bin ich in einer guten Verfassung und kann so das Team gut unterstützen. Ich glaube, letztes Jahr habe ich eine der besten Saisons meiner ganzen Karriere gespielt, aber leider am Ende ohne Titel. Deshalb geht die Leistung dann ein bisschen unter, außer natürlich beim Verein selbst und den Fans. Dadurch, dass wir dieses Jahr ganz oben in der Tabelle stehen und gut spielen, kommt auch meine Leistung mehr zur Geltung. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Wenn man zufrieden ist, ist es auch einfacher Bälle zu halten.“
Oder gleich der beste Torhüter der Welt?
Sollte man nicht gleich so weit gehen, zu sagen, Real Madrid hat den besten Torhüter der Welt zwischen den Pfosten? Da bleibt der Belgier wie immer bescheiden: „Es ist natürlich sehr schön, das zu hören. Ich versuche, meine Arbeit so gut wie möglich zu machen, um dem Team zu helfen und zu gewinnen. Was danach kommt, ist wunderschön, aber ich höre nicht auf, an mir zu arbeiten. Das Wichtigste für mich sind die Komplimente der Madridistas, des Trainers und meiner Teamkollegen.“
„Nicht im Traum hätte ich geglaubt, heute hier zu sein“
Auf diesem Level war Courtois natürlich nicht immer. Der Torhüter, der mit 16 sein Profi-Debüt in der ersten Mannschaft des KRC Genk gab, erinnert sich an seine Anfänge: „Mit 16 Jahren bist du noch nicht so gut im Positions- und Stellungsspiel, auch die Reflexe und Erfahrung fehlen natürlich noch. Es ist das Gesamtpaket, an dem gefeilt werden muss. Die besten Jahre hat ein Torhüter normalerweise zwischen 28 und 30 Jahren. Es freut mich, die Entwicklung zu sehen, die ich seit meinem Debüt mit 16 gemacht habe. Klar, in diesem Moment hätte ich niemals geglaubt, dass ich heute bei Real Madrid spielen würde. Ich hatte eine Real-Madrid-Flagge in meinem Zimmer hängen und ein Trikot von (Iker) Casillas. Nicht mal im Traum hätte ich gedacht, heute hier auf diesem Stuhl zu sitzen. (…) Bei Real Madrid zu spielen, ist ein Traum, den ich jeden Tag leben darf. Ich hoffe, noch viele Jahre hier auf diesem Niveau spielen zu können. Ich bin sehr glücklich.“
Auf die Frage, was Trainer Carlo Ancelotti von ihm verlange, gibt der Belgier lachend die einzige logische Antwort: „Dass ich Bälle halte. Der Torwart ist für ein Team auch wichtig, wenn es um die Spieleröffnung geht. Wir versuchen, auch in diesem Punkt einen Unterschied auszumachen. An dieser Stelle gibt es Verbesserungspotenzial und ich helfe dem Team dabei. Außerdem erwartet der Trainer, dass ich hinten präsent bin, um die Bälle abzufangen, wenn die Mannschaft Schwierigkeiten hat.“
„Madrid ist mein zu Hause, ich werde hierbleiben“
Real ist nicht die erste Station für Courtois in Spanien und auch nicht in Madrid. Während seiner siebenjährigen Periode beim FC Chelsea verlieh ihn der Londoner Klub direkt zu Beginn, im Sommer 2011, an Atlético, damit er Spielpraxis sammelt, um anschließend den Platz von Petr Čech bei den „Blues“ einzunehmen. Das tat er nach seiner Rückkehr an die Stamford Bridge auch, bis es ihn 2018 wieder in die Hauptstadt Spaniens zog, doch diesmal ein paar Kilometer weiter zu den Königlichen. Madrid ist zu seiner zweiten Heimat geworden.
„Seit ich vor fast elf Jahren hierhergekommen bin, habe ich immer die Kultur respektiert und versucht, schnell die Sprache zu lernen. Ich fühle mich wie ein weiterer Spanier. Es gibt nichts Schöneres, als in Madrid zu leben, es ist eine fantastische Stadt. Madrid ist mein zu Hause und ich werde immer hierbleiben.“
Ob bester Torhüter der Welt oder nicht: Für die Königlichen ist Courtois wohl der beste Torhüter, den man sich wünschen kann. Hat er die beste Form seines Lebens letzte Saison nicht mit einem Titel krönen können, liegen die Karten diese Saison schon besser. Die Supercopa hat er mit der Elfmeter-Parade schon mal gesichert, ob noch mehr Titel drin sind, wird sich zeigen.
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