Interview

„Hatte keinen Zweifel“: Toni Kroos über CL-Sieg, Fan-Chaos und ZDF

Toni Kroos spricht in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“ über den Champions-League-Triumph mit Real Madrid gegen den FC Liverpool und erklärt, warum ihm dieser fünfte Titelgewinn besonders wichtig ist. Während Bruder Felix in der 90-minütigen Folge Eindrücke als Fan liefert, kommentiert der Mittelfeld-Star das Fan-Chaos am Stade de France und schildert die Zeitüberbrückung innerhalb der Mannschaft wegen des 37 Minuten späteren Anpfiffs. ZDF-Reporter Nils Kaben wirft er nach dem abgebrochenen Interview Empathielosigkeit vor.

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Toni Kroos ist jetzt schon fünfmaliger Champions-League-Sieger – Foto: instagram.com/toni.kr8s

„Mit den ganzen K.o.-Runden einmalig und nicht zu beschreiben“

TONI KROOS über…

…den Champions-League-Triumph: „Ich bin ganz ehrlich: Ich hätte speziell dieses Jahr nicht damit gerechnet, dass es klappt. Wie es geklappt hat, ist mit den ganzen K.o.-Runden einmalig und eigentlich nicht zu beschreiben. Du weißt nie, ob du es noch mal gewinnst. Wir hatten schon so einen überragenden Lauf vor ein paar Jahren. Da hast du schon gedacht: Boah, das ist jetzt echt aufgebraucht. Und jetzt gewinnst du es in dem Jahr, wo du nicht so mit rechnest, noch einmal.“

…das Finale: „Ich konnte das, was ich mir erhofft habe für das Finale: es genießen. Nervosität würde ich es bei mir nicht nennen, aber Anspannung, manchmal kommst du schwer rein ins Spiel. Aber ich konnte es von der ersten Sekunde an genießen, dieses Spiel. Ich kann es gar nicht genau erklären, aber mir hat es richtig Spaß gemacht. Ein Unterschied zu den K.o.-Runden ist: Ich hatte keinen Zweifel, dass wir dieses Spiel gewinnen. Ich weiß nicht, warum, es lag mit Sicherheit nicht an der ersten Viertelstunde. Aber irgendwie hatte ich keinen Zweifel, dass wir dieses Spiel gewinnen.“

…den Sieg: „Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir es gewinnen. Auf jede Szene des Spiels basierte das Gefühl jetzt nicht, weil man schon sagen muss, dass Liverpool gerade von den Chancen her besser reingekommen ist. Da hast du schon das Gefühl, dass sie gefährlich sind und jederzeit ein Tor machen können. Aber in der ersten Halbzeit hatten wir es ab der 15., 20. Minute zumindest von der Kontrolle her einigermaßen im Griff. Was natürlich gefehlt hat: Wir hatten kaum Chancen. Es ist nie so weit gekommen, dass wir richtig gefährlich wurden – bis auf das Tor, das zurückgenommen wurde.“

Toni Kroos: „Dieses Ding hat mir noch gefehlt“

…seinen fünften Henkelpokal: „Ohne jetzt alles abschreiben zu wollen, was vielleicht in Zukunft noch passiert: Aber dieses Ding hat mir noch gefehlt. Nicht, weil es der fünfte war, sondern weil es einer war, wo ausnahmslos alle im Stadion waren, wo ich gesagt habe: Okay, die sollen das alle noch mal so  miterleben. Da hast du leider noch gefehlt bis dahin (Bruder Felix; d. Red.), Fin gab es damals noch nicht. Das war mir wichtig. Ich habe immer zu Jessy (seine Frau; d. Red.) gesagt: Ich will noch einmal gewinnen, wenn alle Kinder im Stadion sind. Das so geschafft zu haben, war für mich sehr, sehr wichtig, emotional. Man weiß nie, was noch kommt, dann muss man es halt an dem Abend schaffen.“

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…die Gedanken bei Real in der Halbzeit: „Wir hatten das Gefühl, dass wir fußballerisch ganz gut drin sind und natürlich irgendwann auch einen Tick mehr nach vorne machen müssen, wenn wir ein Tor erzielen wollen. Aber es ist nichts passiert, was uns in der Halbzeit hätte aus der Ruhe bringen können. Es ist nichts Unerwartetes für uns passiert. Wir waren der Meinung, dass wir es bis dahin auch gut verteidigt haben. Wir wussten, wir können natürlich noch besser spielen und müssen irgendwann ein bisschen gefährlich werden, aber wir waren zur Halbzeit relativ zufrieden.“

Toni Kroos: ZDF-Reporter „echt völlig empathielos“

…das Interview im ZDF, das er wegen zu negativer Fragen abbrach: „Der Kollege vom ZDF hat die Chance, ein Interview zu führen, was es von mir nicht so oft gibt. Man ist so glücklich wie selten zuvor in einem Fußballtrikot. Und das dann mit so einer zweiten und dritten Frage so kaputt zu machen, konnte ich nicht verstehen. Direkt dann auf so einen Punkt zu kommen, wo man unterschwellig einfach sagen will: Das ist doch unverdient für uns, und ich am besten noch erklären muss, dass Liverpool eine einigermaßen gute Mannschaft ist, die uns in Bedrängnis bringen kann, was doch sowieso vorher völlig klar ist. Das habe ich als echt völlig empathielos wahrgenommen und völlig fehlendes Fingerspitzengefühl – von einem Mann, der ja extrem viel Erfahrung haben soll und das schon lange macht. Das fand ich inhaltlich einfach schwierig. Ich habe überlegt, ob wir das nicht einfach beiseite räumen, ob wir den Kollegen vielleicht sogar hierhin einladen und das einmal besprechen. Dieser Gedanke ist allerdings ziemlich schnell verflogen, als ich dann gesehen habe, dass er auch noch der Erste ist, der ein Interview gibt und sich da noch bekräftigt und sagt: Als Spieler sollte man sich nicht so benehmen.“

„Dieses Ding hat mir noch gefehlt“

…das Chaos vor dem Stade de France, weswegen das Finale 37 Minuten später angepfiffen wurde: „Ich habe mir schon ein bisschen Gedanken gemacht – spätestens, als bei uns die Info ankam, dass das Spiel nach hinten geschoben wird. Beim Warmmachen kriegst du es natürlich nicht so mit, es waren ja schon viele Fans im Stadion, so ist es nicht. Deswegen haben wir eigentlich nichts hinterfragt. Dann wurde gesagt: Viertel nach geht das Spiel los, dann wurde es auf Halb verlegt (21.30 Uhr; d. Red.). Dann haben wir mal nachgefragt: Wie, noch Fans draußen? Also come on, das ist ein Champions-League-Finale! Ich habe abends noch lange mit Jessy darüber gesprochen, weil es eine Kack-Situation war. Die beiden Fan-Lager traf da überhaupt keine Schuld. Irgendwann, als der Anpfiff bei uns dreimal verschoben wurde, habe ich noch mal in der Kabine aufs Handy geguckt und dann hat sie (seine Frau; d. Red.) gesagt: ‚Wir sind jetzt gleich drin.‘ Für mich konnte es losgehen, als ich wusste: Alle meine Gäste sind unversehrt da reingekommen.“

Anpfiff 37 Minuten später: „Trainer fragte, was wir machen wollen“

…die Zeitüberbrückung bis zum Anstoß: „Über die sozialen Netzwerke sind Bilder in der Kabine angekommen, während wir uns da irgendwie versucht haben warmzuhalten, aber dann irgendwie doch mehr rumsaßen. Für uns als Mannschaft war es ungewöhnlich. Als der Anpfiff das zweite Mal verschoben wurde, sind wir noch einmal raus, haben da irgendwie noch so eine Passkombination gemacht, wo ich gedacht habe: Komm, das bringt uns jetzt auch nicht weiter. Eigentlich habe ich gesagt: ‚Komm, lass uns hier drin bleiben.‘ Die meisten wollten raus – naja. Der Trainer hat gefragt, was wir machen wollen, ob wir uns drin bewegen oder raus wollen. Die Bilder waren eines Champions-League-Finals nicht würdig.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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