Interview

Trainer-Verschleiß, Vorbereitung, Philosophie: Calderón übt Kritik

Es sind so einige Dinge, die Ramón Calderón am Real Madrid unter Florentino Pérez missfallen. Im Interview mit OMNISPORT übte der Ex-Präsident der Königlichen hinsichtlich des hohen Verschleißes an Trainern, der Philosophie des Klubs sowie der Gestaltung der Saisonvorbereitung Kritik und sprach darüber hinaus über Rafael Benítez, Zinédine Zidane und Cristiano Ronaldo.

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Ramón Calderón
Ramón Calderón war der letzte Präsident vor Florentino Pérez

RAMÓN CALDERÓN über…

…den entlassenen Rafael Benítez: „Er war ein Trainer, der beim Projekt von Real Madrid tot geboren wurde, um es auf eine Art zu sagen. Denn er war nicht die erste Wahl, sondern die vierte Option. Es wurde versucht, (José) Mourinho zu holen. Er wollte nicht kommen. Danach suchte man (Joachim) Löw, den deutschen Nationaltrainer, der ebenso wenig kommen wollte. Der dritte war (Jürgen) Klopp und letzten Endes erschien Benítez, auch wenn er nicht Real Madrids Philosophie entsprach.“

…Neu-Coach Zinédine Zidane: „Er ist eine Unbekannte ohne Erfahrung. Er trainierte nur anderthalb Jahre eine Mannschaft aus der Segunda División B. Aber andererseits hat er den Vorteil, dass er ein großartiger Spieler war. Das gibt ihm viel Erfahrung, um zu wissen, wie diese Spieler denken und reagieren. Er weiß, dass es eine Kabine voller Stars ist, denn er war auch einer von ihnen. Der Großteil der Spieler hat bereits mit ihm gearbeitet. Sie kennen und respektieren ihn. Er hat Möglichkeiten, dass seine Arbeit ein Erfolg wird.“

Wir reden von einem Budget von 600 Millionen Euro und dann hat die Mannschaft keinen Co-Trainer

…den hohen Trainer-Verschleiß: „Es sind zehn Trainer in den letzten zehn Jahren dieses Präsidenten (Florentino Pérez; d. Red.), das ist nicht zu leugnen. Es ist unmöglich, dass man so etwas bei einem anderen großen Klub vorfindet. Und jetzt hat die Mannschaft auch nicht mal einen zweiten Trainer. Das ist unverständlich. Wir reden von einem Budget von 600 Millionen Euro und dann hat die Mannschaft keinen Co-Trainer. Das bedeutet: Wenn Zidane mal von der Seitenlinie verwiesen wird, kann niemand die Wechsel vornehmen oder Anweisungen geben. Er sagte uns, dass Chendo das tun würde. Chendo ist der Delegierte. Es fängt einfach an, zu viel zu werden. Es sind zu viele inakzeptable und unverständliche Situationen bei einem Klub der Kategorie Real Madrid.“

…die Philosophie des Vereins: „Wir wandern von einem Trainer zum nächsten – ohne Kriterien, ohne Planung, ohne Strategie. Auch ich bin daran schuld. Barcelona hat seit der Epoche von (Johan) Cruyff ein Spiel-System aufgebaut. Alle haben verstanden, welches das System war, das dort Gefallen und Interesse fand. Alle haben es respektiert, mit guten und schlechten Epochen, aber letzten Endes hatten sie einen Plan. Sie hatten eine Idee, was sie tun wollten. In Madrid existiert das nicht. Der Sportdirektor ist Ingenieur. Wenn wir das nicht ändern, wird es sehr schwer.“

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…das Image des Vereins unter Florentino Pérez: „Was mit Iker Casillas geschah, was mit (Denis) Cheryshev geschah, die Entlassung des Trainers, der Abgang von Casillas, wie das geschah und jetzt die Sanktion der FIFA… Wir befinden uns ganz klar nicht im besten Moment, was das Image betrifft. Die letzten sechs Monate waren in dieser Hinsicht mitleiderregend. Was getan wurde, ist, alles in die Hand einer Person zu geben, die wie ein Diktator agiert. Es wird unmöglich sein, dass sich das ändert, denn er hat die Statuten so aufgestellt, dass es keine Möglichkeit gibt, die Präsidentschaft zu erhalten, wenn jemand nicht Florentino Pérez Rodríguez heißt. Und deshalb ist es nicht leicht, dass sich das ändert. Ich hoffe es, aber mit 69 Jahren ändert man sich normalerweise nicht.“

Die muskulären Verletzungen sind die Konsequenz einer schlechten Vorbereitung

…die Vorbereitung auf eine Saison: „Jeder weiß, wie wichtig Saisonvorbereitungen sind. Ich erinnere mich daran, dass alle Trainer sagten, dass der Schlüssel einer guten Saison eine gute und gut vorbereitete Vorbereitung ist – mit Pausen. Wir haben ja nun mit (Luka) Modrić einen Spieler gehört, der sagte, dass man in der Vorbereitung mehr reisen als trainieren würde. Die muskulären Verletzungen sind die Konsequenz einer schlechten Vorbereitung. Man muss die Frage stellen, warum der Klub in einer Vorbereitung binnen 20 Tagen nach China und Australien reist. Das sind 50.000 Kilometer.“

…Superstar Cristiano Ronaldo: „Es wird sehr schwer werden, dass wir noch mal so einen Spieler wie ihn haben werden. Sehr schwer, dass jemand 60 Tore schießt, dass jemand diese Bedeutung auf dem Platz haben wird. Und deshalb hoffe ich, dass er nicht geht. Wenn er geht, erinnern wir uns an Cristiano. Ich sehe für ihn keinen Ersatz. Es gibt viele gute Spieler, aber niemanden wie ihn.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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