Interview

Varane blickt zurück: „Anfangs glaubten sie nicht an mich“

Weltmeister, mehrfacher Champions-League-Sieger und einer der besten Verteidiger der Welt. Das und noch viele Titel mehr erreichte Raphaël Varane bereits in seinen bisher 26 Lebensjahren - seit seinem Transfer zu den Königlichen 2011 geht die Karriere des Franzosen steil bergauf. Zum Jahreswechsel wagt der Innenverteidiger einen Blick in die Vergangenheit und spricht über seine Kindheit, das Training mit seinem Bruder und den Druck bei Real Madrid.

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TOPSHOT - Real Madrid's French defender Raphael Varane kisses the trophy as he poses after winning the UEFA Champions League final football match between Liverpool and Real Madrid at the Olympic Stadium in Kiev, Ukraine, on May 26, 2018. (Photo by FRANCK FIFE / AFP) (Photo credit should read FRANCK FIFE/AFP/Getty Images)
Der Erfolg des disziplinierten Innenverteidigers kommt nicht von ungefähr – Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images

„Anfangs glaubten sie nicht an mich – ich war nicht frech genug“

PARIS/MADRID. Von Lens nach Madrid und bis an die Weltspitze – die Karriere des Raphaël Varane liest sich wie ein einziges Fußballmärchen. In seiner neunten Saison bei den Königlichen ist der Franzose längst Stammspieler, Weltmeister und neben Sergio Ramos zum absoluten Abwehrchef bei Real Madrid avanciert. Wie es dazu kam, verrät der 26-Jährige im Interview mit dem französischen Fußballmagazin ONZE MONDIAL.

„Bei einigen Jungen denkt man bereits mit zehn Jahren ‘Man ist der gut, der wird mal ein Großer’ – ich war keiner von ihnen. Ich war gut, aber mehr nicht“, so die gewohnt bescheidenen Erinnerungen des Franzosen. Der schüchterne Innenverteidiger sei bereits in jungen Jahren auf dem Internat „zu lieb und nicht frech genug“ gewesen, weswegen er von vielen für nicht gut genug befunden wurde.

Heute weiß jeder Madridista, dass Varane trotz seines ruhigen Charakters auf dem Platz durchaus den Ton angeben kann – und das merkten auch seine Klassenkameraden früh: „Anfangs war ich zu lieb, aber auf dem Internat muss man sich seinen Platz erkämpfen. Je weniger sie an mich glaubten, desto besser wurde ich. Sobald ich in einer Altersklasse über meiner spielte, wurde ich noch besser.“

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„Mein Bruder und mein Vater formten mich – mental und spielerisch“

„Mein Bruder formte mich sowohl spielerisch als auch mental. Ich war immer sehr kompetitiv, es gab nur Anthony (Raphaëls Bruder; d. Red.) und mich – und keiner von uns wollte verlieren. Ich war kleiner und musste den Ball erobern, manchmal bis ich weinte“, erinnert sich der Verteidiger. Auch der „äußerst anspruchsvolle“ Vater der Varane-Brüder spielte eine tragende Rolle in seiner Entwicklung: „Er setzte uns Grenzen und diktierte die Spielweise, denn sonst spielten wir einfach drauf los. Er musste unsere Energie bündeln.“

Anthony Varane, Anwalt für Sportrecht, ist heute nicht nur der Bruder des Weltmeisters, sondern auch dessen Agent. „Wer könnte meine Interessen besser vertreten als jemand, der mich so gut kennt? Er kennt meine Einstellung und weiß, dass ich oft anders denke als viele andere. Das respektiert er, er denkt ein wenig wie ich“, so „Rapha“ schwärmend über seine Beziehung zum eigenen Bruder.

„Einige Spieler halten dem Druck bei Real nicht stand“

Acht abgeschlossene Saisons, 16 Titel im Verein und die Weltmeisterschaft mit Frankreich. Varane ist im Fußballolymp angekommen – und dem täglichen Druck eines Weltstars bei Real Madrid ausgesetzt. „Der Druck hier ist anders. Jeden Tag wimmelt es von Zeitungen, Fernseh- oder Radiosendern. Was bei Real passiert, hat globale Auswirkungen“, erklärt der Franzose und bekräftigt, auch der interne Druck sei „enorm“. „Die Fans sind extrem anspruchsvoll. Ein Sieg ist gut, aber niemals ausreichend – denn man kann immer etwas verbessern. Schon ein Unentschieden gleicht einer Katastrophe“, so die klaren Worte des Weltmeisters.

Diesem Druck halten selbst Profifußballer nicht ohne weiteres stand, weiß Varane: „Wir spüren den Druck und leben damit – aber nicht jeder Spieler kann das. Ich habe Spieler gesehen, die es nicht ausgehalten haben, denen hat es den Kopf verdreht.“

Kennenlernen mit Ronaldo: „Ich heiße Rapha, nicht Varane“

Als es den jungen Frnazosen mit nur 18 Jahren zum großen Real Madrid zog, teilte er sich fortan die Kabine mit Weltklassespielern wie Iker Casillas, Cristiano Ronaldo oder Kaká. Der Neuling wusste sich jedoch früh durchzusetzen und erinnert sich an einen Moment im Training mit Ex-Blanco CR7. Als dieser rief „Varane, ab in die Mitte“ habe der Neuzugang ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben, aus welchem Holz er geschnitzt ist. „Ich antwortete ‘Ich bin nicht Varane, sondern Rapha’“, erinnert sich der heutige Stammspieler. Den Vorfall habe er zwar „keineswegs persönlich genommen“, allerdings sei es der richtige Moment gewesen um seine Persönlichkeit zu zeigen. „Es war kein fehlender Respekt sondern eher so, dass ich nicht auffiel. Meine Antwort war eher eine Art zu zeigen ‘Hier bin ich, ich habe auch einen Namen.’“

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„Habe ein Ass im Ärmel: Meine Psyche“

Um die Erwartungen von Fans und Kollegen zu erfüllen, befolgt die Nummer 5 der Königlichen mittlerweile strikte Regeln – gibt aber auch zu, lange Zeit nicht auf sich geachtet zu haben: „23 Jahre lang habe ich dasselbe gefrühstückt und dachte, Verletzungen seien reiner Zufall. Eines Tages sagte ich mir ‘So geht es nicht weiter, du wirst dich verletzen’; dann änderte ich alles.“

Als „Ass im Ärmel“ bezeichnet er seine mentale Kraft: „Ich änderte alles auf einen Schlag. Seither versuche ich immerzu, mich zu verbessern. Massagen genießen wir alle, doch ich gehe weiter in die Tiefe: Haltung, Gelenke, das gesamte Gleichgewicht. Sobald ich Spannungen verspüre, versuche ich diese zu lösen, damit der Muskel nicht leidet.“

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von
Rafael Garoz García

Masterstudent BWL, hauptberuflich Madridista! Teile meine Leidenschaft und Wissen über den für mich größten Klub der Welt gerne und ständig - Hala Madrid y nada mas!

Kommentare
Der "Rafa " im Interview kommt sehr gerade rüber und Sympatisch nur eins fehlt ihm meiner Ansicht : Der Leader zu sein , wirkt oft bei Real ohne halt ohne Plan ( Grob ausgedrückt ) Aber ein Weltklasse IV nur der nächste Step fehlt noch ... Aber im Schatten eines Ramos ist oft alles anders ;) In Betrachtungsweise ""
 
Der "Rafa " im Interview kommt sehr gerade rüber und Sympatisch nur eins fehlt ihm meiner Ansicht : Der Leader zu sein , wirkt oft bei Real ohne halt ohne Plan ( Grob ausgedrückt ) Aber ein Weltklasse IV nur der nächste Step fehlt noch ... Aber im Schatten eines Ramos ist oft alles anders ;) In Betrachtungsweise ""

Du, das ist jetzt nur meine Meinung aber in der Kernkompetenz eines Innenverteidigers hat Varane, Ramos den Rang schon vor Jahren abgelaufen. Ramos Reputation beruht eher weniger auf Aktionen als eigentlicher Innenverteidiger, sondern viel eher auf seinen Führungsqualitäten und Offensivaktionen. Besonders Pepe kommt mir in dem Zusammenhang immer viel zu schlecht weg, meiner Meinung nach ist er einer der größten "Hidden Champions" und einer der besten IVs aller Zeiten.
 
Ich weiss es passt nicht zum Artikel, aber ich muss es trotzdem loswerden: Dieses Klub-WM Logo ist zum Glück weg! An sich ein wunderschönes Logo, aber völlig deplatziert! Weiss nicht was sich Real (oder Adidas ? ) dabei gedacht hat. In der Mitte hätte es so viel schöner ausgesehen.
 
Ich finde auch das Varane der „heimliche“ Abwehrchef bei uns ist. Grade in spielen ojne Varane, sieht Ramos desöfteren schlecht aus. Varane „hält“ Ramos meiner Meinung nach.
 
Ich finde auch das Varane der „heimliche“ Abwehrchef bei uns ist. Grade in spielen ojne Varane, sieht Ramos desöfteren schlecht aus. Varane „hält“ Ramos meiner Meinung nach.

Völlig richtig. Selbigen Eindruck hatte ich damals schon bei Pepe, nachdem Mourinho Ramos auf die IV gezogen hat.
 
Du, das ist jetzt nur meine Meinung aber in der Kernkompetenz eines Innenverteidigers hat Varane, Ramos den Rang schon vor Jahren abgelaufen. Ramos Reputation beruht eher weniger auf Aktionen als eigentlicher Innenverteidiger, sondern viel eher auf seinen Führungsqualitäten und Offensivaktionen. Besonders Pepe kommt mir in dem Zusammenhang immer viel zu schlecht weg, meiner Meinung nach ist er einer der größten "Hidden Champions" und einer der besten IVs aller Zeiten.
Ich finde auch das Varane der „heimliche“ Abwehrchef bei uns ist. Grade in spielen ojne Varane, sieht Ramos desöfteren schlecht aus. Varane „hält“ Ramos meiner Meinung nach.
Ich respektiere eure Meinung, aber ich sehe das doch anders. Es stimmt dass Ramos nicht immer mit 100% Prozent dabei ist vor allem in den „kleinen“ Spielen und manchmal einen Aussetzer hat wie zuletzt gegen Real Sociedad.
In den großen Spielen vor allem wenn es wichtig wird ist Sergio Ramos für uns aber unersetzlich!
Und dass nicht nur aufgrund seiner Führungsqualitäten oder späten Toren. Er zeigt regelmäßig herausragende Leistung wie zuletzt gegen Barca, PSG...
Außerdem gehen wir ohne ihn gegen große Teams regelmäßig unter (1–3 vs Juventus, 1–4 vs Ajax, 0–3 vs PSG), ob dass nur an seinen Führungsqualitäten liegt mag ich zu bezweifeln. Varane schafft es dann nicht Ramos Rolle zu übernehmen und die Abwehr dicht zu halten, dass mag natürlich auch an seinen Nebenleuten liegen (Vallejo, Nacho).
Ich bin gespannt wie das am Samstag ausgeht, Ramos fehlt dann aufgrund seiner Gelbsperre.
Sergio Ramos ist für mich und wahrscheinlich für die meisten anderen auch der beste Innenverteidiger der vergangenen Dekade. Sollte er seinen Vertrag nicht nochmal verlängern und uns 2021 verlassen wird er eine ähnlich große Lücke hinterlassen wie Ronaldo! Varane ist einer der besten Innenverteidiger der Welt und wird von vielen unterschätzt, aber er hat zumindest bei Real seine Führungsqualitäten noch nicht wirklich unter Beweis gestellt. Militao gefällt mir sehr, aber ob er der neue Abwehrchef wird steht in den Sternen. Ronaldo & Ramos sind/waren die Aushängeschilder von Real Madrid und ich bin gespannt wer mal in diese riesigen Fußstapfen treten wird und das „neue“ Real anführen wird!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bis heute kann ich Mourinho nicht genug danken. Er war seine Entdeckung!
Hatte Zizou ihn nicht damals empfohlen oder liege ich da falsch? Zizou hat ihn empfohlen, und Mourinho hat sein willen diesbezüglich dem spieler durchgesetzt, so habe ich das in erinnerung:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade das hier ein Ramos sehr schlecht gesehen wird.. es stimmt schon Ramos spielt einfach Risikoreicher und es passieren auch ab und an durch seine Fehlpässe Gegentore wo ich ausflippen könnte!!
Ich nehme mal nur zwei Beispiele für ganz wichtige Spiele wo er nicht dabei war CL Rückspiele vs. Juve 1:3 verloren sowie letzte Saison 1:4 Ajax straft mich mit Lügen aber das wäre denk ich mal nicht passiert wenn Ramos gespielt hätte.
Varane ist ein Top Verteidiger keine Frage nur es fehlt im halt an Ausstrahlung er ist und bleibt zu ruhig.
 

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