
Mit 18 Jahren nach Madrid – „Mourinho hat mich überzeugt“
PARIS. Wenn mit 18 Jahren das große Real Madrid an deiner Tür klopft, stehen für einen Fußballprofi alle Uhren still. Raphaël Varane erinnert sich noch zu gut, als ein Traum für ihn in Erfüllung ging und aus einem Jugendlichen über Nacht ein Erwachsener wurde – zumindest fordert dies der Profifußball. „Ich denke, dass dies mit meiner Beziehung zu meinem großen Bruder zusammenhängt. Er ist zweieinhalb Jahre älter als ich, und ich wollte ihn immer einholen. Er wiederum tat alles, damit ich ihn nicht einhole! Ich denke, dass dies dazu geführt hat, dass ich etwas schneller gewachsen bin. Und dann bin ich sehr früh ins Internat gegangen, im Alter von 13 Jahren. Vielleicht hilft das dabei, reifer zu werden. Ich bin ein eher ruhiger Mensch, der sich nicht den Kopf zerbricht und zu viel unnötigen Druck auflädt. Das sind hilfreiche Eigenschaften, um mit 17 Jahren als Profi zu spielen“, ließ er Franzose die Anfänge seiner professionellen Karriere im Fußballgeschäft Revue passieren. „Es war eine wohlüberlegte Entscheidung. Mein erster Gedanke war, dass dies keinen Sinn ergeben würde, da ich nicht spielen würde. Doch als ich von dem Projekt des Trainers hörte, änderte dies meine Meinung. Ich habe mich nicht blind in das Abenteuer gestürzt. Es war José Mourinho, der mich überzeugt hat. Er hat mir gesagt, dass ich mich verbessern würde, dass ich ein sehr hohes Niveau genießen würde und dies nur positiv für mich sein kann.“
[dataset id=41] Da kommt also ein gerade Volljähriger zum ersten Mal zum Training nach Valdebebas und trifft dort auf all die Weltstars und einen Coach, der alles gewonnen hat, was es im Fußball zu gewinnen gibt. „Meine Mitspieler haben mir viel geholfen. Ich bin jemand, der gerne von den Erfahrungen anderer lernt und sich gerne mit den anderen Spielern austauscht, und das wurde in der Kabine insgesamt geschätzt. Und mein eher zurückhaltender Charakter – ich mache keinen großen Lärm – hat mir ebenfalls sehr geholfen“, beschrieb der 20-Jährige, wie man sich in einer solchen Welt zurecht finden kann. „Und da ich bei meiner Ankunft kein Spanisch sprach, hat mir die Anwesenheit der Franzosen im Klub die Sache ebenfalls erleichtert. Zinédine Zidane vor allem riet mir, auf die Anderen zuzugehen, mich auszutauschen, mit ihnen zu sprechen. Er sagte zu mir, dass dies von mir aus kommen müsse, und hat mir dabei geholfen, meine eher zurückhaltende Natur zu bezwingen, um mich zu integrieren.“
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„Ich war noch nie hohem Druck ausgesetzt“
Woher die Reife des Innenverteidigers in diesen jungen Jahren kommt ist also hinlänglich bekannt, doch braucht es genau diese, um langfristig bei Real Madrid bestehen zu können. Und: Die Einsatzzeiten sprechen für sich. Varane von Beginn an auf dem Platz wurde zu einem Bild der Gewohnheit, was für gestandene Verteidiger zu einer echten Herausforderung wurde. „In der Erziehung durch meine Eltern wurde sehr großer Wert auf Bescheidenheit gelegt, und das ist etwas, das ich immer im Kopf behalte. Nichts ist selbstverständlich, man darf sich nicht für einen anderen halten und muss sich treu bleiben. Es ist für mich eine Ehrensache, nach diesen Prinzipien zu leben, die mir auch von erfahrenen Spielern wiederholt wurden. Ansonsten ist bei Real vor allem Pepe derjenige, der mir viele Ratschläge gibt. Er hat mir vor allem beigebracht, niemals nachzulassen. Er ist ein Spieler, der auf dem Feld immer 100 Prozent gibt, und er versucht, mir diesen Siegeswillen zu vermitteln“, sieht er den Portugiesen mehr als Freund anstatt als Konkurrent.
Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in Madrid war es für den Defensivmann dann auch schon soweit. In das sprichwörtliche kalte Wasser geworfen fühlte sich Varane trotzdem wohl und erklärte, dass er „es gehofft hatte, denn davon war auch die Rede in dem Gespräch, das José Mourinho mit mir führte. Er hatte zu mir gesagt, dass ich Spielzeit bekommen würde, dass ich mich einschätzen und besser kennenlernen können werde. Ich war noch nie hohem Druck ausgesetzt gewesen, weder auf dem Platz noch außerhalb, und er hat mir gesagt, dass ich schnell die Gelegenheit haben würde, zu erfahren, wie ich auf all dies reagieren würde. Mourinho hat sein Versprechen gehalten. In den zwei Jahren, die ich für ihn gespielt habe, hat er immer Wort gehalten und wusste auch immer, mich im richtigen Moment einzusetzen“, konstatierte er hochachtungsvoll, was er vom Ex-Coach der Merengues hält. „Angesichts meines Alters habe ich noch nicht so viele Trainer kennen gelernt, deshalb ist es schwierig, Vergleiche anzustellen. Doch ich würde sagen, es ist seine Persönlichkeit und sein Charakter, die sich positiv auf die ganze Mannschaft auswirken. Er ist ein Gewinner, ein Wettkämpfer, und dies überträgt er an seine Spieler. Man sieht, dass er überall, wo er war, kämpferische Mannschaften mit Charakter hatte.“
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