Abgänge

Die Abgänge der Saison 2010/11

Christoph Tobias Metzelder
Das missglückte Experiment

2007 wechselte Christoph Metzelder ablösefrei von Borussia Dortmund zu Real Madrid. Von Beginn an verblüffte er die Iberer mit seinen Spanisch-Kenntnissen, doch leider blieb dies fast das einzig Positive, was man von Metzelder während seinen drei Spielzeiten zu hören bekam. Eine Erfolgsgeschichte sieht zumindest anders aus. Gestartet mit dem festen Willen, sich in der Innenverteidigung durchzusetzen, durfte er das Geschehen häufiger als vorgestellt von der Bank aus betrachten. Auch aufgrund von anhaltenden Verletzungsproblemen kam er nie über den Status des Ergänzungsspielers hinaus und verlor somit auch in der deutschen Nationalmannschaft, der er noch 2006 bei der WM im eigenen Land angehörte, den Anschluss. Nachdem der auslaufende Vertrag nicht mehr mit ihm verlängert wurde, war es der FC Schalke 04, der ihn im Sommer 2010 ablösefrei unter Vertrag nahm. In drei Spielzeiten in Madrid kam Metzelder lediglich auf 23 Liga-Einsätze.

Raúl González Blanco
Der Kapitän geht von Bord

Wenn es einen Spieler in den Reihen der Königlichen gibt, der jeden Grashalm und Ecke dieses Vereins kennt, dann ist es Raúl González Blanco! Mit 16 Jahren im Verein kann Raúl auf eine Historie zurückschauen, wie sie nur ganz wenige in diesem Verein vorzuweisen haben. Seine persönliche Titelsammlung erstreckt sich vom Welttorjäger über Spaniens Fußballer bis hin zum UEFA Stürmer des Jahres. Auf Vereinsebene hat er bis auf den UEFA Cup alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. In 550 Spielen konnte er 228 Tore erzielen, brach eine Rekordmarke nach der anderen und schrieb die Geschichte des Vereins über all die Jahre als einer der Hauptdarsteller mit. Dabei bestach er nicht nur durch seine sportlichen Qualitäten –  mehr als jeder andere, prägte er das Bild des Vereins nach außen, lebte die Werte und die Traditionen leibhaftig vor und avancierte über die Jahre zum absoluten Aushängeschild des Klubs. Raúl war Real Madrid, Real Madrid war Raúl! Die im letzten Jahr begonnene Verjüngungskur und Neuordnung im Team, die mit dem Abschied von Salgado begann und in diesem Jahr auch Guti betraf, machte nun auch vor dem „ewigen Kapitän“ nicht halt. Eine neue Herausforderung sollte es werden, wobei die Bundesliga und der dortige Spitzenverein Schalke 04 das auserwählte Ziel waren. Ablösefrei wechselte er zu den „Königsblauen“, wo er auf Christoph Metzelder trifft, der ebenso den Weg ins Ruhrgebiet fand. Sein Abschied wurde mit allen Ehren zelebriert, so war es Klubchef Florentino Pérez, der Raúl verabschiedete: „Es gibt viele Spieler, die bei Real Madrid als Legenden in die Geschichte eingegangen sind. Viele haben in Madrid die Zuneigung und Achtung der Fans. Aber es gibt nur einen Spieler, der diesen Verein wirklich repräsentiert. Ich kenne ihn seit dem Jahr 2000. Mein Traum wäre es, wenn alle Spieler bei Real Madrid diesen Geist und diese Einstellung gegenüber dem Verein entwickeln würden. Er repräsentiert alle Werte, die einen Madridista ausmachen.“ Gleichzeitig ließ er die Tür für ein Comeback offen, wenn auch nicht auf dem Platz. „Ich bin mir sicher, dass wir nicht von einem ‚Adiós‘ sprechen, sondern von einem ‚Hasta Luego‘. Genauso war es auch bei Di Stéfano. Ein Madridista bleibt ein Madridista!“

José María Gutiérrez Hernández
Ein Genie verlässt die Bühne

Mit Guti nimmt einer der letzten lebenden Legenden Real Madrids seinen Hut. Er durchlief alle Jugendmannschaften und schaffte in der Saison 1995/96 unter dem damaligen Trainer Jorge Valdano den Sprung in den Profikader. 15 Jahre später ist Guti vom einstigen Youngster zur absoluten Integrationsfigur gereift. Fünfmal spanischer Meister, dreimal Champions League-Sieger, zweimal Weltpokal-Gewinner… – die Titelliste ist ebenso lang wie glamourös. Dabei absolvierte er 387 Spiele, bei denen ihm 46 Tore gelangen und unzählige Vorlagen, einige so außergewöhnlich, dass sie wohl noch intensiver als seine Tore in Erinnerung bleiben werden. Als sympathische Reizfigur, hielt Guti die Fahne der Blancos hoch und bekannte sich zu den Farben des Vereins. Mit 32 Jahren verließ er seine Heimat, um beim türkischen Traditionsverein Besiktas Istanbul anzuheuern, wo er auf Coach Bernd Schuster trifft, der bereits in Madrid auf seine Spielintelligenz und seine überragende Technik baute. Zum Abschied sagte Guti: „Ich werde immer noch weiter Fußball spielen, aber nicht hier. Das ändert jedoch nichts daran, dass Real Madrid für immer in meinem Herzen bleiben wird. Ich gehe, aber mein Herz, mein Zuhause, alles bleibt hier. Ich gehe mit dem Wissen, dass mich die Fans lieben und der Madridismo mich in Erinnerung behalten wird, was für mich persönlich sehr wichtig ist.“

Royston Ricky Drenthe
Talent ohne Perspektive

2007 für die utopische Ablösesumme von 14 Mio. Euro von Rotterdam nach Madrid gekommen, galt er als eines der größten Talente im Weltfußball. Mit toller Technik, enormer Schnelligkeit und Torgefahr wurde er im  Bernabéu den Madridistas präsentiert. Und in der Tat, hatte der Dribbler kurz zuvor, bei der U21-Weltmeisterschaft in den Niederlanden, zu überzeugen gewusst und wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. In Madrid konnte er jedoch zu keiner Zeit Fuß fassen und erntete anstelle von Beifall und Jubel bemerkenswert oft Hohn und Spott. Der nur 167 cm große Außenbahnspieler geriet im eigenen Stadion unter Beschuss und Pfiffe setzten ihm so zu, dass er gar für einige Wochen aus dem Spielverkehr gezogen wurde. Immerhin kam er in seinen 3 Saisons auf wettbewerbsübergreifend  65 Partien, wobei ihm 4 Tore gelangen und er 5 vorbereitete. Nach den Verpflichtungen von Ángel Di María und Pedro León, rüstete Madrid in diesem Sommer speziell auf den Flügeln nach, womit er nun völlig auf das Abstellgleis geriet. Für die Saison 2010/11 wurde mit Hércules Alicante ein Ausleihgeschäft vereinbart, um ihm so mehr Spielpraxis zu ermöglichen.

Rafael van der Vaart
Publikumsliebling auf die Insel

Nach einem Verwirrspiel der besonderen Art und auf den absolut letzten Drücker, verließ Rafael van der Vaart im Sommer 2010 den Verein in Richtung England. Mit einer 10 Mio. Euro Offerte, konnten sich die Tottenham Hotspurs die Dienste des niederländischen Nationalspielers sichern. Vorausgegangen war eine noch nie dagewesene  Hängepartie, die sich über sage und schreibe eine komplette Saison erstreckte. Bereits zur Spielzeit 2009, wollte man den technisch versierten Spielmacher abgeben, doch entschied man sich im letzten Augenblick dagegen, auch weil Spielmacher Nummer 1, Ricardo Kaká, mit aufkommenden Verletzungen zu kämpfen hatte. In diesem Jahr, fanden mit Sergio Canales und Mesut Özil, wiederum zwei Spieler den Weg in die Hauptstadt Spaniens, die auf seiner Position eingesetzt werden können. Diesmal klappte der Transfer, doch erst in der „Nachspielzeit“ gab der englische Verband grünes Licht, etwaige bürokratische Abläufe ließen den Wechsel bis zuletzt am seidenen Faden hängen. Es verabschiedete sich ein Spieler, der wegen seines Einsatzes und seines vorbildlichen Verhaltens, auch wenn er einmal nicht berücksichtigt wurde, bei den Fans äußerst beliebt war.

Mahamadou Diarra
Nach Verletzungen zurück nach Frankreich

Im August 2006 auf dringenden Wunsch von Fabio Capello verpflichtet, hatte der 27 Mio. Euro Einkauf von Olympique Lyon im ersten halben Jahr mit Anpassungsproblemen zu kämpfen. Die neue Sprache und vor allem der neue Spielstil machten ihm zu schaffen. Dennoch fing er sich und wurde zur festen Größe im defensiven Mittelfeld. Unvergessen sein Kopfballtor im letzten Saisonspiel gegen Mallorca, womit er den späteren Gewinn der Meisterschaft einleitete. Ende 2008 sollte sich jedoch die Situation für den Malier schlagartig ändern – eine Meniskusschaden im Knie und ein Muskelfaserriss warfen ihn aus der Bahn. Die Verletzungsmisere sollte weiter anhalten und so geriet er aufs Abstellgleis. Mit der Verpflichtung von Xabi Alonso und Lassana Diarra bekam er obendrein namhafte Konkurrenz, die in diesem Jahr mit dem Transfer von Sami Khedira noch ausgebaut wurde. Der 29-jährige spielte zum Schluss keine Rollen mehr in den Planungen von Mourinho, obwohl er dennoch aufgrund seiner Verdienste in der laufenden Saison als dritter Kapitän ernannt wurde. Im Winter 2011 wechselte er nun ablösefrei zurück nach Frankreich, zum FC Monaco, bei denen er einen Vertrag bis zum Ende der Saison erhielt. Mit Real Madrid konnte er 2 Mal die Meisterschaft gewinnen (2007,2008) und einmal den spanischen Supercup (2008).

David Mateos
Von der ersten Mannschaft nach Athen

Für David Mateos begann die Saison 2011 intensiv. Zuerst konnte er  in der Vorbereitung Mourinho derart von sich überzeugen, dass dieser sich vehement für eine Nominierung für die erste Mannschaft einsetzte. Dann musste er von der Bank aus zusehen, wie Pepe, Carvalho, Albiol und auch Garay den Vorzug bekamen. Im Winter beschloss man Mateos für 6 Monate zum AEK Athen nach Griechenland auszuleihen, auf dass er Spielpraxis erhält und persönlich reift. Angedacht ist jedoch, dass der Abwehrspieler zur neuen Saison 2011/12 wieder nach Madrid zurückkehrt.