Interview

„Viele wären sehr überrascht von Cristiano“

Carlo Ancelotti ist schon auf viele Top-Spieler getroffen, allerdings hat den 55-Jährigen kaum jemand so beeindruckt wie Cristiano Ronaldo. Im Interview mit der FIFA schwärmte „Carletto“ von seiner persönlichen „Lebensversicherung“, sprach über den wichtigsten Aspekt im Fußball, blickte auf das Erfolgsjahr 2014 zurück und äußerte sich zu einem zukünftigen Engagement als Nationaltrainer Italiens.

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Cristiano Ronaldo und Carlo Ancelotti
Kaum ein Spieler hat Carlo Ancelotti (r.) bisher so viel Vergnügen bereitet wie CR7

CARLO ANCELOTTI über…

…sich selbst: „Ich bin ein Trainer, der seine Arbeit sehr mag, immer noch Spaß hat und der ein gutes und enges Verhältnis zu den Spielern anstrebt. Ich sehe mich als jemanden, der versucht, mit ihnen gemeinsam die vom Klub gesteckten Ziele zu erreichen.“

…die Professionalität im Fußball: „Im Laufe meiner Karriere bin ich auf höchstem Niveau auf die ernsthaftesten und professionellsten Spieler überhaupt getroffen. Ich würde sagen, je höher das Niveau, desto ernsthafter und professioneller die Spieler. Dadurch wird alles ziemlich einfach, vor allem bei Real Madrid. Dort habe ich eine Gruppe von Spielern vorgefunden, die mit großem Ernst und sehr motiviert an die Sache herangehen und als Team gut zusammenarbeiten. Sie haben untereinander ein sehr gutes Verhältnis, und das macht alles wesentlich einfacher.“

…den wichtigsten Aspekt im Fußball: „Ich glaube, im aktuellen Fußball ist der mentale Aspekt am wichtigsten. Es ist fundamental, dass die gesamte Mannschaft motiviert ist, einschließlich der Spieler, die nicht zum Einsatz kommen. Und dann ist da natürlich auch der taktische Aspekt. Man muss ein Team aufbauen, in dem die mannschaftliche Geschlossenheit groß geschrieben wird, und die Spitzenspieler davon überzeugen, dass sie ihre Qualitäten in den Dienst der Mannschaft stellen.“

…die Herausforderung, Titel zu gewinnen: „Das Wichtigste für einen Trainer ist, dass es ihm gelingt, eine gute Beziehung zu seinen Spielern aufzubauen. Man kommt mit seinen Vorstellungen (bei einem Klub) an, aber letztendlich sind es die Spieler, die diese Vorstellungen auf dem Platz umsetzen müssen. Wenn man ein gutes Verhältnis zu ihnen hat, ist es einfacher, ihnen das Konzept zu vermitteln. Das ist das Schwierigste. Und dann muss Real Madrid oder PSG natürlich gewinnen… aber Tatsache ist, dass jede Mannschaft ein Ziel hat, sei es nun der Klassenerhalt oder der Sieg im Europapokal. Daher glaube ich, dass Trainer auf allen Ebenen mit denselben Problemen konfrontiert sind.

…das erfolgreiche Jahr 2014: „Ich glaube, das Schlüsselduell der Saison war das Finale der Copa del Rey gegen den FC Barcelona in Valencia. Das schönste Erlebnis war allerdings zweifellos das Endspiel der Champions League in Lissabon, in dem wir nach so langer Zeit endlich ‚la Décima‘ für Real Madrid perfekt machen konnten.“

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…die Klub-Weltmeisterschaft: „In Italien sagt man: ‚La ciliegia sulla torta‘ (auf Deutsch: Das Sahnehäubchen auf dem Kuchen). Der Kuchen war die Champions League, und später haben wir dann mit der Klub-Weltmeisterschaft das Sahnehäubchen gewonnen. Das ist eine wichtige Trophäe, die nur unter den Kontinentalmeistern ausgespielt wird. Ich würde sagen, das war die Krönung einer fantastischen Saison, und natürlich wollten wir diesen Titel gewinnen.

…Atléticos Erfolgstrainer Diego Simeone: „Er hat eine unglaubliche Saison hingelegt. Mit einem weniger renommierten Team ist es ihm dank seiner Fähigkeiten, seiner Entschlossenheit und seiner Charakterstärke gelungen, die spanische Meisterschaft zu gewinnen. Glücklicherweise hat er die Champions League nicht gewonnen (lacht), aber er überträgt diese Charakterstärke auf seine Mannschaft und dadurch ist es ihm gelungen, ins Finale einzuziehen.“

…Cristiano Ronaldo: „Viele wären sehr überrascht von ihm. Er ist, wie ich schon häufig betont habe, ein Spieler, der auf diesem Niveau eine einzigartige Ernsthaftigkeit und Professionalität an den Tag legt. Ihm wurde ein herausragendes Talent in die Wiege gelegt, aber an diesem Talent arbeitet er mit einer Ernsthaftigkeit, die ich bisher nur bei wenigen Fußballern vorgefunden habe, um wirklich alles aus sich herauszuholen.“

…den Unterschied zwischen CR7 und Zinédine Zidane: „Zidane war der Spieler, der mir im Training das größte Vergnügen bereitet hat. Aber Ronaldo ist derjenige, der mir in den Spielen das größte Vergnügen bereitet. Er trifft praktisch in jeder Partie!“

…ein mögliches Engagement als italienischer Nationaltrainer: „Das würde mir schon gefallen… In Italien heißt es, wir würden alle zwölf Jahre in einem WM-Finale stehen. Bisher war das 1970, 1982, 1994 und 2006 der Fall. Setzt man diese Folge fort, dann stünde unsere nächste Finalteilnahme 2018 an. Allerdings glaube ich, dass (Antonio) Conte dann am Ruder sein wird. Und dann gibt es da noch eine andere Geschichte: Wir stehen alle zwölf Jahre im Finale, gewinnen das Endspiel jedoch nur alle 24 Jahre. Das war 1982 und 2006 der Fall. Das nächste Mal würde Italien demnach 2030 gewinnen. Dann wäre ich 71 Jahre alt…ich habe also noch Zeit.“

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