Analyse

Von Bellingham bis Carvajal: Drei Erkenntnisse zum Sieg in Almería

Jude Bellingham schlägt voll ein, Daniel Carvajal erwischt einen Traumstart in die Saison und Antonio Rüdiger erkämpft sich vorerst einen Stammplatz. REAL TOTAL mit drei Erkenntnissen zum 2. Spieltag in Almería.

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Jude Bellingham und Daniel Carvajal zählen zu den großen Gewinnern der ersten Spieltage – Foto: JORGE GUERRERO/AFP via Getty Images

Ancelottis Plan mit Bellingham scheint aufzugehen

Dass Jude Bellingham sofort eine bedeutende Rolle zuteil werden solle, daran ließ Carlo Ancelotti schon zu Beginn der Vorbereitung keine Zweifel aufkommen. Sogar das System stellte er für den Engländer um und beorderte ihn im 4-4-2 mit Raute auf die Position hinter den Spitzen, um ihn so näher am gegnerischen Tor zu haben. Ein Plan, der bislang vollends aufgeht: Bereits drei Treffer stehen nach zwei Pflichtspielen zu Buche. Jeweils mindestens ein Tor in den ersten beiden Partien für die Königlichen – das gelang zuletzt nur einem gewissen Cristiano Ronaldo.

Bellinghams Einfluss auf das Spiel der Königlichen lässt sich jedoch nicht nur an Toren messen, der Brite ist bereits jetzt Dreh- und Angelpunkt des madrilenischen Angriffsspiels und fungiert als Klebstoff zwischen Defensive und Offensive. Gefühlt bei jedem Angriff hat der 20-Jährige seine Füße im Spiel. Egal ob als Ballschlepper, Vorbereiter (drei Keypässe und ein Assist standen gegen Almería zu Buche) oder als Abschlussspieler (sechs Abschlüsse und vier davon auf das Tor stellten den Spitzenwert der Partie dar), bei den Blancos läuft bereits Vieles über die Nummer 5. Positiver Nebeneffekt: Sowohl Vinícius als Zielspieler in der Offensive als auch Toni Kroos im Aufbau werden enorm entlastet und das Spiel der Königlichen noch unberechenbarer. Weiter so!

Das Kapitänsamt beflügelt Carvajal

Ein weiterer Gewinner der ersten beiden Spieltage ist definitiv Daniel Carvajal. Nach einer schwierigen vergangenen Saison mit enormen Leistungsschwankungen und einer ebenfalls durchwachsenen Vorbereitung drehte Reals Rechtsverteidiger an den ersten beiden „Jornadas“ ordentlich auf. Sowohl gegen Bilbao (REAL TOTAL-Note 1,5) als auch gegen Almería (Note 2) zählte der Canterano zu den besten Akteuren. Insbesondere defensiv wirkt der spanische Nationalspieler bislang unheimlich stabil, die Statistiken nach zwei Spieltagen lesen sich jedenfalls mehr als annehmlich: 77 Prozent gewonnen Zweikämpfe, 15 Balleroberungen und drei abgefangene Bälle sind für einen Außenverteidiger überragende Werte.

Fast wirkt es so, als würde dem gebürtigen Madrilenen die neu übertragene Verantwortung als Kapitän (in Abwesenheit von Nacho Fernández trägt Carvajal die Binde) Flügel verleihen. Denn auch offensiv machte „Daniel Düsentrieb“ seinem Spitznamen (endlich mal wieder) alle Ehre. Gegen Bilbao bereits mit einem Assist, leitete er gegen Almería das 1:1 mit einer Flanke auf Fede Valverde, der zu Bellingham verlängerte, ebenfalls ein und bereitete auch im weiteren Spielverlauf mit seinen Flankenläufen Almerías Defensive reichlich Probleme. Auch hier bleibt lediglich zu sagen: Weiter so, denn – wie Ancelotti bereits mehrmals anmerkte – im System mit Raute braucht es offensiv zielstrebige und defensiv stabile Außenverteidiger, die über 90 Minuten für ordentlich Betrieb sorgen.

Rüdiger winkt ein „echter“ Stammplatz

Als mehr oder weniger richtungsweisend darf auch Ancelottis Entscheidung pro Antonio Rüdiger als Ersatz für den am Kreuzband verletzten Éder Militão gewertet werden, schließlich ist die Stelle neben David Alaba nun für etwa neun Monate vakant. Dass der deutsche Nationalspieler nun den Vorzug vor Kapitän (!) Nacho erhielt, ist ein großer Vertrauensbeweis für den 30-Jährigen, der nun vor seiner ersten Spielzeit als „echter“ Stammspieler steht. Zwar absolvierte der gebürtige Berliner bereits in der vergangenen Spielzeit 53 Pflichtspiele für die Blancos, den Status der unumstrittenen Stammkraft erreichte er aber nie. Zeitweise hatte ihn Nacho in der internen Rangliste aufgrund stark schwankender Leistungen sogar überholt.

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Nach einer guten letztjährigen Rückrunde und der Vorbereitung scheint sich die interne Hierarchie aber wieder geändert zu haben. Nun liegt es an Rüdiger sich in der Pole-Position zu behaupten und nicht mehr nur aus der Rolle des Herausforderers zu agieren – und zwar mit konstanten Leistungen über einen längeren Zeitraum hinweg. Denn eines ist klar: Einen Nacho Fernández sollte man niemals abschreiben.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Ich habe von Taktik wenig bis kaum Ahnung, deshalb mal eine Frage in die Runde. Warum beraubt man Vinicius mit dieser Taktik so sehr seiner Besonderheit und spielt nicht einfach weiterhin im 4-3-3, mit dem klaren LA Vinicius und dem verkappten MS Bellingham. Für mich wird Vinicius in viel zu viele Zweikämpfe gegen teilweise mehrere AV/IV geschickt und Karim war ja auch eher der hängende und spielgestaltende Angreifer.

Ob Vinicius jetzt außen durchbricht und Bellingham, Rodrygo oder die nachrückenden Valverde/Tchouameni bedient oder früher Karim kann doch nicht einen so großen Unterschied machen. Ich verstehe ja bedingt, dass Karim schon noch wesentlich mehr Stürmergespür/-Blut in sich trug wie Jude, aber so wesentlich kann doch der Unterschied für uns nicht sein.

Ansonsten kann ich dem Artikel nur zustimmen und mich freut es vor allem für Dani, dass er so gut in die Saison startete. Hoffentlich hat der Trainerstab das richtige Gespür und gönnt ihm die notwendigen Pausen.

Die Abstände sind geringer im neuen System, dadurch fällt das Kombinationsspiel deutlich leichter. Mit den Fähigkeiten unserer Spieler (Rodrygo, Bellingham, Camavinga, Carvajal ...) auf engstem Raum ist das summarisch besser als wenn Vini auf LA klemmt (was für ihn gesehen natürlich vorteilhafter wäre), dessen Distanzen zum RA sowie zum weiter zurück hängenden Bellingham groß sind. Für Bellingham als in diesem Fall "ganz falsche 9" sehe ich auch klare Vorteile, wenn die beiden Stürmer (Vini & Rodrygo) weiter innen zum Strafraum positioniert sind. Ansonsten werden die Lücken einfach brutal groß und es droht ein komplett verwaister Strafraum.

Ähnlich wie einige Mitschreiber hier sehe ich jedoch Probleme bei starken Gegnern. Da muss dann der Zugriff deutlich besser klappen: entweder muss die Defensive enger bzw. höher stehen und Konterattacken frühzeitig unterbinden - sonst sind gleich einmal 3 unserer Spieler (in dem Fall Vini, Bellingham und Rodrygo) komplett ausgespielt und defensiv nicht mehr "part of the game"; oder Bellingham muss selbst defensiver agieren und das Zentrum zumachen, sodass Camavinga/Valverde tendenziell die Außenverteidiger unterstützen können.
 
Ich habe von Taktik wenig bis kaum Ahnung, deshalb mal eine Frage in die Runde. Warum beraubt man Vinicius mit dieser Taktik so sehr seiner Besonderheit und spielt nicht einfach weiterhin im 4-3-3, mit dem klaren LA Vinicius und dem verkappten MS Bellingham. Für mich wird Vinicius in viel zu viele Zweikämpfe gegen teilweise mehrere AV/IV geschickt und Karim war ja auch eher der hängende und spielgestaltende Angreifer.

Ob Vinicius jetzt außen durchbricht und Bellingham, Rodrygo oder die nachrückenden Valverde/Tchouameni bedient oder früher Karim kann doch nicht einen so großen Unterschied machen. Ich verstehe ja bedingt, dass Karim schon noch wesentlich mehr Stürmergespür/-Blut in sich trug wie Jude, aber so wesentlich kann doch der Unterschied für uns nicht sein.

Ansonsten kann ich dem Artikel nur zustimmen und mich freut es vor allem für Dani, dass er so gut in die Saison startete. Hoffentlich hat der Trainerstab das richtige Gespür und gönnt ihm die notwendigen Pausen.

Bin weiß Gott auch kein Taktik-Experte aber Carlo denkt sich glaub ich einfach: ich hab keinen 9er, dafür sehr viele ZMS, also stelle ich Rodrygo (der sowieso kein RA ist) und Vini näher zum Strafraum und gebe Jude als 10er die Lizenz überall aufzutauchen und abzuschließen.

Und ich finde, der Gedanke ist nicht nur legitim, sondern geht mit Abstrichen auch schon super auf. Das System kommt den allermeisten der Spieler im Kader zugute. Und Vinicius (in Wahrheit der einzige offensive Winger im Kader) hat absolut die Klasse, um sich hier auch noch anzupassen, da würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Heikler ist die Umstellung im Defensivverhalten, das wird Zeit benötigen, sollte aber besser heute als morgen passieren.

Die Gefahr im 4-3-3 mit False 9 ist mMn, dass der Strafraum oftmals gar nicht besetzt ist. Das hat man in der Vergangenheit auch bei uns schon oft beobachten können. In der Raute hingegen hast du zumindest immer 1 Spieler vorne, oftmals sogar 2 (je nach Bewegung der beiden Stürmer). Meiner Meinung nach wäre das durchaus ein guter Plan B, wenn du die Abwehrreihe aus den Positionen locken willst, um Platz für die Außenstürmer zu machen. Aber, wie gesagt, uns fehlen in Wahrheit diese Außenstürmer. Wir haben keinen CR7 mehr, keinen Prime-Bale mehr.

Die Systeme mögen am Papier sehr ähnlich sein aber realtaktisch ist es dann doch ein feiner Unterschied.

PS: Bei Carvajal wäre es jetzt wichtig, dass er nicht jedes Spiel durchspielt und auch ab und an aussetzen darf. Nur so kann man seine Form konservieren, bitte nur nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Am Willen hat es bei Dani noch nie gescheitert, er hat einfach nicht mehr den Körper und die Puste für 50+ Saisonspiele.
 
Für mich ist und wird Vinicius kein MS und warum sollte man anstreben, dass Bellingham in diesem System zwar glänzen kann, Vinicius dafür schwächer wird. Man sollte ein System finden in dem sich die Stärken aller Spieler abbilden und defensiv empfand ich uns gestern sehr anfällig und offen. Man sollte dem ganzen natürlich Zeit zugestehen, gegen stärkere Teams sehe aber def. Probleme und vorn fehlende Durchschlagskraft auf uns zukommen.


Ja im Grunde stimme ich dir dazu jedoch habe ich immer die aussage von Carlo im Kopf wo er sagte das vini das quasi so will das er mehr MS wird und dann fühlen sich alle wohl. Ich bin sehr gespannt , ich persönlich bin großer Befürworter des Systems (merkt mann denke ich auch an meinen Kommis) jedoch frage ich mich auch wie wir gegen Barca damit aussehen ob wir so City schlagen können , dass wird die zeit zeigen , denke jedoch wir sollten uns freuen auf die Zeit und Froh sein das Carlo das macht ich mein viele werfen ihn immer das vor das er immer das selbe macht und jetzt Krooos modric spielen kleinere rollen , was ich sagen muss das Managed Carlo echt gut mit den beiden in seinen 3 jahren, finde Carlo wird hier meist zu schlecht und Kritisch gesehen er macht schon sehr sehr viel richtig gut
 
Zu Carvajal:
Mag schon sein, das dieses Kapitänsamt ihm Flügel verleiht - aber sry, mit seiner Laufleistung vor und zurück hält er das keine Saison durchgehend aus - und wir alle wissen wie Verletzungsanfällig auch er ist!
 
Es macht mich traurig Carvajal so "alt" zu sehen.
Ich meine, der Typ ist doch erst um die 30 aber sieht aus wie 50. Vor kurzem war der doch noch fresh... :(
 

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