Interview

„Von diesem Verein geht eine unglaubliche Kraft aus“

Wenn sich Schalke und Real Madrid begegnen, dann ist das Herz von Christoph Metzelder geteilt. Das war letztes Jahr so, das ist dieses Jahr so. Der einstige Profi der „Knappen“ und Blancos sprach im SCHALKER KREISEL über das Duell seiner Ex-Klubs, die Größe der spanischen Weltmarke und erzählte dazu von seiner Zeit an der Concha Espina.

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Christoph Metzelder
Christoph Metzelder verteidigte das Wappen der Merengues zwischen 2007 und 2010

CHRISTOPH METZELDER über…

…das Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel zwischen Schalke 04 und Real Madrid (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker): „Ich glaube, dass Real Madrid die besseren Chancen aufs Weiterkommen hat. Deshalb würde ich lieber für Real Madrid spielen, aber aus reinem Opportunismus (lacht). Grundsätzlich wird es so wie bei allen Spielen zwischen meinen Ex-Vereinen sein: Mein Herz ist geteilt.“

…Reals Deutschland-Fluch (nur drei Siege aus 27 Auswärtsspielen): „Traditionell hatte Real Madrid immer Probleme mit deutschen Mannschaften, gerade auswärts. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert, weil die Schere zwischen den wenigen Top-Vereinen und allen anderen Klubs weiter auseinander gegangen ist. Ich hoffe, dass das Duell diesmal deutlich enger wird. Aber insbesondere im Rückspiel im Bernabéu wird es sehr, sehr schwer. Schalke braucht zwei perfekte Tage.“

…ein Buch mit dem Kodex des Vereins, das er nach seiner Verpflichtung bekam: „Dieses Buch sollte uns verdeutlichen, wie man sich als Spieler von Real Madrid verhält und was es bedeutet, das legendäre weiße Trikot zu verteidigen. Zu meiner Zeit war es zum Beispiel verpönt, sich nach dem Spiel kritisch über den Schiedsrichter zu äußern. Gerade für die älteren Fans war klar: Wir haben die besten Spieler der Welt und es geht nur darum, die eigene Leistung abzurufen.“

…die Atmosphäre bei den Blancos: „Sehr entspannt. Es geht bei Real Madrid deutlich lockerer zu als man denken mag. Jeder wusste genau, was er zu tun hat. Da stellen selbst gestandene Nationalspieler ihr Ego mal hinten an. Darin besteht auch die große Management-Aufgabe für einen Trainer wie momentan Carlo Ancelotti: Er muss die Spieler im Kader bei Laune halten, ihnen Einsatzzeiten geben.“

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…die Besonderheit und Größe des Weltvereins: „Jeder Zugang wird im Stadion einzeln vorgestellt. Ich habe den Vertrag damals noch einmal offiziell unterzeichnet, sogar im Beisein von Real-Legende Alfredo Di Stéfano. Anschließend bin ich von 4.000 Fans im Stadion empfangen worden. Diese Wertschätzung, die auch Raúl auf Schalke zuteil wurde, bekommt in Madrid jeder Spieler. An solchen Dingen merkst du, dass du beim größten Verein der Welt angekommen bist. Alles ist ein Tick größer. Das Trainingsgelände, der Betreuerstab, einfach alles. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie man zu den Spielen reist. Wir hatten zeitweise ein eigenes Flugzeug. Immer waren Polizisten oder Sicherheitskräfte dabei. Die Bedeutung des Vereins spürst du in jedem Moment. Von ihm geht eine unglaubliche Kraft aus. Jeder Spieler opfert sich für Real auf. Gerade Zuhause im Estadio Santiago Bernabéu. Ich erinnere mich an ein Spiel gegen Getafe, in dem Pepe die Rote Karte gesehen hat. Wir lagen zurück, haben das Spiel in Unterzahl aber noch gedreht. Wie viele andere Spiele auch. An dem Spruch ‚90 Minuten im Bernabéu können sehr lang werden‘ ist was dran.“

…Weltfußballer Cristiano Ronaldo: „Er ist ein absoluter Vollprofi. Er kommt als einer der Ersten und geht als einer der Letzten. Er ist unfassbar ehrgeizig, will jedes Spiel am liebsten 4:0 gewinnen und dabei vier Tore machen. Aber Cristiano ist auch ein Spaßvogel und behandelt vom Busfahrer bis zum Mitspieler alle gleich. Und er musste in der Kabine auch einstecken. Wenn sich jemand modisch einmal etwas zu weit vorgewagt hatte, hingen bei uns damals die Outfits schon mal am Kleiderhaken unter der Kabinendecke – und Cristiano hat es einige Male erwischt.“

…die Finanzkraft der Königlichen: „Es ist immer der Anspruch, die aktuell besten Spieler der Welt zu versammeln. Das erklärt auch die Transferpolitik, über die hier in Deutschland manchmal der Kopf geschüttelt wird. Warum gibt man einen Ángel Di María ab, der in der vergangenen Saison noch  starke Leistungen gebracht hat? Eben weil James Rodríguez und Toni Kroos überragende Spieler der Weltmeisterschaft waren.“

…sein schlimmster Moment bei Real: „Die bitterste Niederlage war das 2:6 daheim gegen Barcelona in meiner zweiten Saison. Es war der viertletzte Spieltag, wir hatten uns im Titelrennen wieder herangekämpft, doch dieses Spiel war eine Demütigung für die Mannschaft und die Fans.“

…das schönste Erlebnis: „Die Meisterschaft 2008. Nach dem entscheidenden Spiel in Osasuna haben uns nachts um drei Uhr mehr als 500.000 Menschen am Cibeles-Brunnen in Madrid empfangen. Die offizielle Feier nach dem letzten Saisonspiel mit einer Lasershow und Streitwagen samt Choregraphie hat dann alles getoppt, was ich jemals in Deutschland kannte.“

…die Frage, ob er seinen Wechsel nach Madrid je bereut habe: „Nie! Wenn sich dir als Fußballer die Chance bietet, bei einem Verein wie Real zu spielen, musst du es versuchen, sonst hast du im Leistungssport nichts verloren. Aber ich hatte einen schweren Stand, weil es bei Real auch darauf ankommt, dass man einen ordentlichen medialen Aufschlag hat, dass man eine Marke ist. Und das war ich eigentlich nie. Auch, weil ich ablösefrei gekommen war.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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