
Barças Projekt fast doppelt so teuer wie Reals
BARCELONA. Gegen Ende des Jahres soll es fertig sein. Nein, nicht das Camp Nou, sondern das Estadio Santiago Bernabéu. Der Umbau an der Concha Espina ist ein gigantisches Projekt, dessen Kosten zwar von 575 auf 800 Millionen Euro gestiegen und statt im Winter 2022 nun Ende 2023 fertiggestellt werden soll, dann aber das neue Prunkstück von Real Madrid sein wird.
Die Königlichen wollen das modernste Fußballstadion der Welt also in wenigen Monaten fertiggestellt haben, während Erzrivale FC Barcelona erst einmal damit beginnt, das marode Camp Nou aufwendig zu modernisieren. Kostenpunkt: unglaubliche 1,5 Milliarden Euro, wobei Barça anfänglich noch mit 1,2 Milliarden Euro kalkuliert hatte. Damit ist das Projekt fast doppelt so teuer wie Reals Bernabéu. Grund dafür scheinen vor allem die nach wie vor steigenden Material- und Zinskosten zu sein.
Ab Sommer soll es am Camp Nou intensiv losgehen
Bei den Katalanen wird aber auch nicht nur das Stadion zu einer hochmodernen Arena umgewandelt, das mit 105.000 Plätzen bei der gewünschten Fertigstellung in der Saison 2025/26 das größte Stadion Europas sein soll. Auch der umliegende Komplex soll im Zuge des Projekts „Espai Barça“ grundlegend modernisiert werden. Erste Auffälligkeit: Ein Teil der Südtribüne des Camp Nou (inklusive des alten Gästeblocks) wurde bereits während der WM-Pause abgerissen, ehe im Sommer die aufwendigen Arbeiten folgen und Barça vorübergehend umziehen soll.
Das Problem: Wie die katalanische Sportzeitung SPORT berichtet, sollen hierfür aber weiterhin einige Baugenehmigungen des Stadtrats fehlen. Diese sollen aufgrund der anstehenden Kommunalwahlen in der Stadt bis Mai ausgestellt werden, womit Barças Bauvorhaben anschließend richtig Fahrt aufnehmen dürfte. Und auch die Finanzierung durch die Bank Goldman Sachs ist wohl noch nicht final geklärt. Dementsprechend gastiert Real Madrid im Rahmen des Halbfinal-Rückspiels der Copa del Rey zum vorerst letzten Mal im Camp Nou (Mittwoch, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei BILDplus).
Mindestens eine Saison im Olympiastadion
Denn in der kommenden Spielzeit – und wohl auch zu Beginn der übernächsten – wird der FC Barcelona seine Heimspiele im Olympiastadion auf dem Berg Montjuic (offiziell Estadi Olímpic Lluís Companys) austragen, das rund 4,2 Kilometer südöstlich vom Camp Nou liegt. Dieser temporäre Umzug soll zwischen 15 und 20 Millionen Euro kosten, wobei Barça davon lediglich 64 Prozent tragen wird, während die restlichen 36 Prozent von der Stadt Barcelona übernommen werden.

Kann der Plan eingehalten werden?
Ob der FC Barcelona sein exorbitant teures Projekt ab Sommer tatsächlich in die Tat umsetzen kann, bleibt abzuwarten. Die Aufwendungen für den Umbau sollten dem ursprünglichen Plan zufolge eigentlich mit den zukünftigen Einnahmen aus dem Camp Nou refinanziert werden.
Laut einer Pressemitteilung aus dem Oktober 2020 plant Barça mit 150 Millionen Euro Einkommen pro Jahr durch „Espai Barça“. 50 Millionen Euro davon waren ursprünglich für die Tilgung eines Darlehens von der Investmentbank Goldman Sachs vorgesehen, die anderen 100 Millionen Euro für den operativen sportlichen Bereich. Folglich gäbe es noch Spielraum für steigende Kosten. Stellt sich bloß die Frage, ob diese Kalkulation in Realität auch so viel Spielraum lässt oder die wirtschaftlich ohnehin angeschlagenen Katalanen nicht in die finanzielle Bredouille kämen. Statt um Zahlen wird es am Mittwoch im Spotify Camp Nou ums Sportliche gehen, im fünften Clásico der Saison, dem vorerst letzten im Camp Nou.
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