
100-Tore-Marke fast geknackt
BERGAMO. Die vergangene Serie-A-Saison beendete Atalanta Bergamo auf einem starken dritten Platz. Zu verdanken hatten die Lombarden diese Leistung vor allem ihrem Prunkstück: der Offensive. Eine für einen vermeintlichen kleineren Klub unfassbare Anzahl von 98 erzielten Toren konnte die Mannschaft von Trainer Gian Piero Gasperini nach 38 Spieltagen am Ende für sich verbuchen. Zum Vergleich: Meister Juventus Turin mit Superstar und Tormaschine Cristiano Ronaldo kam auf „nur“ 76 Treffer. Bei 48 Gegentoren ging Atalantas offensive Ausrichtung sicherlich zulasten der eigenen Defensive, aber wer so viele Tore schießt, kann sich das erlauben – eine positive Tordifferenz von 50 stellte ebenfalls den Liga-Bestwert da!
Die Offensivmaschinerie kommt wieder ins Rollen
In der aktuellen Spielzeit verlief der Ligastart zunächst etwas holprig. Nach dem 10. Spieltag fand man sich auf einem enttäuschenden neunten Tabellenplatz wieder. Zwar erzielte man durchschnittlich immer noch beachtliche zwei Tore pro Spiel, kassierte aber auch fast ebenso viele. Seitdem zeigen die Bergamasken jedoch wieder ihr Gesicht aus der Vorsaison: In den letzten sieben Ligapartien konnten fünf Siege bei zwei Remis eingefahren werden, hinzu kommt eine Torausbeute von 22 erzielten Treffern in dieser Zeit!
Bei den Gegnern handelte es sich dabei keineswegs um schwache Teams, der Großteil von ihnen ist in der oberen Tabellenhälfte zu finden. So konnte man auswärts bei Meister Juventus mit 1:1 bestehen und im heimischen Gewiss Stadium die aktuell drittplatzierte AS Rom mit 4:1 aus dem Stadion fegen. In den vergangenen drei Partien wurden auch Sassuolo Calcio (5:1), Parma Calcio (3:0) und Benevento Calcio (4:1) allesamt deutlich geschlagen. Dadurch konnte Atalanta bis auf den fünften Tabellenplatz vorrücken, hat zudem ein Nachholspiel in der Hinterhand.
Wettbewerbsübergreifend ist man mittlerweile schon seit neun Spielen ungeschlagen, in der aktuellen Champions-League-Saison gelang gar ein sensationeller 2:0-Auswärtssieg in Anfield gegen den FC Liverpool. Zur Verdeutlichung: Gegen jenes Liverpool, das seit 67 Liga-Heimspielen ungeschlagen ist.
Topstar Gómez wird nicht vermisst, im Gegenteil
Besonders kurios mutet der Zeitpunkt an, seit welchem man den Schalter umlegen konnte und wieder zu überzeugen weiß: Es ist der 1. Dezember 2020, seit dem man nicht mehr verloren und vielmehr noch wieder attraktiven Fußball zu spielen begonnen hat. Jener Tag also, als es bei der Champions-League-Partie gegen den FC Midtjylland zum Streit zwischen Alejandro „Papu“ Gómez – Topstar und Kapitän in Personalunion – und Trainer Gasperini gekommen war. Nach weiteren Eskapaden des Argentiniers ist dieser inzwischen schön länger kein Teil des Spieltagskaders mehr und drängt auf einen Wechsel. Ein Aufwärtstrend nach dem „Verlust“ des wichtigsten Spielers also? Das hätte wohl niemand so erwartet.
Zwei Kolumbianer und ein Deutscher im Mittelpunkt
Wenn der Star der Mannschaft fehlt, müssen es eben die anderen richten. Hier tun sich derzeit mit Duván Zapata (sieben Tore in 16 Spielen) und Luis Muriel (zehn Tore in 14 Spielen) ein kolumbianisches Sturmduo sowie mit Robin Gosens (fünf Tore in 13 Spielen) ein deutscher Nationalspieler hervor. Besonders die Zahlen von Muriel, der auch schon in LaLiga (35 Spiele, acht Tore) für den FC Granada und FC Sevilla aktiv war, sind vor dem Hintergrund seiner neun Einwechslungen beeindruckend: Im Schnitt darf er alle 46 Minuten einen Treffer bejubeln!
Kommt Bergamos Aufwärtstrend Real entgegen?
Es mag paradox klingen, aber schaut man sich bei den Königlichen den bisherigen Saisonverlauf an, so fällt auf, dass man vor allem gegen Mannschaften zu überzeugen wusste, die „selbst mehr Fußball spielen“, wie es Toni Kroos in einer Ausgabe seines Podcasts „Einfach mal luppen“ treffend formulierte. Umso stärker und offensiver der Gegner, desto besser also für die Blancos? Jedenfalls lässt sich feststellen, dass man vornehmlich gegen Underdogs patzte, während Atlético, Barcelona und Sevilla allesamt das Nachsehen hatten.
Atalantas gute Form ist daher vielleicht kein ganz so schlechtes Zeichen, unterschätzen darf man die Mannen von Gasperini ohnehin nicht. Noch sind bis zum Hinspiel am 24. Februar (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) aber auch noch gut sechs Wochen Zeit, in denen die Lombarden ihre Form halten müssten und in denen die Madrilenen vor allem an ihrer eigenen arbeiten können…
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