Interview

„Wenn die Liga entschieden ist, könnte Iker im Tor stehen“

Im Gespräch mit CANAL PLUS formulierte Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti aus, was er kürzlich über Iker Casillas und mögliche Einsätze auch in der spanischen Liga mitteilte. „Es kann natürlich sein, dass wenn die Liga entschieden ist, er im Tor steht, um ein mögliches Champions-League-Finale vorzubereiten“, ließ der 54-Jährige verlauten. „Aber dafür musst du erstmal ins Finale kommen“, hielt der Italiener allerdings zugleich den Ball flach und sprach außerdem über die tägliche Arbeit mit dem Team, Formationen, Isco und Jesé Rodríguez, Atlético Madrid, Assistent Zinédine Zidane sowie auch über sich selbst abseits des Platzes.

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Carlo Ancelotti
27 Spiele ungeschlagen: „Carletto“ erlebt mit den Königlichen derzeit einen Lauf

Carlo Ancelotti über…

…die Meisterschaft: „Es ist eine sehr interessante und spannende Liga. Es gibt drei sehr couragierte und starke Mannschaften. Für mich ist das eine Überraschung, da ich anfangs davon ausging, dass nur Madrid und Barcelona um die Meisterschaft spielen würden, aber Atlético liefert eine fantastische Arbeit ab. Es ist wirklich eine Überraschung, dass sie auf so einem Niveau spielen können. Sechzig Punkte sind da aktuell sogar nicht ausreichend, um Erster zu sein.“

…Real Madrid: „Ich habe mir das genauso vorgestellt. Ein Verein mit einer großen Geschichte und riesigen Reputation in der ganzen Welt. Auch habe ich den Druck so erwartet. Es gibt drei Arten des Drucks in Madrid: Von der Presse, dem Verein und von den Spielern, die nicht spielen. Der Druck von den Spielern ist am schwierigsten zu managen, denn du arbeitest ja jeden Tag mit ihnen zusammen. Die ersten beiden sind einfacher zu handhaben.“

…die tägliche Arbeit mit der Mannschaft: „Die Beziehung zu den Spielern ist sehr wichtig, man muss sie verstehen und ihre Charakteristika analysieren. Ich habe einen Idee vom Fußball und muss diese unter Berücksichtigung der Fähigkeiten der Mannschaft aufbauen, damit das Team diese auch auf dem Platz zeigen kann. Wenn dabei die Beziehung zu den Spielern stimmt, ist die Umsetzung besser.“

…taktische Ausrichtungen: „Mein System ist jenes, in dem sich die Spieler wohlfühlen und überzeugt sind. Nicht eines, was ich im Kopf habe. Es ändert sich auch im Laufe der Saison, denn am Anfang zum Beispiel hatten wir weder Xabi Alonso noch Illarramendi zur Verfügung. Die Spieler fühlen sich aktuell wohl und nicht, weil ich das so sehe, sondern weil die Jungs mir das sagen.“

…die Frage, ob Iker Casillas Einsätze in der Liga erhält: „Ich habe die Situation schon so oft erklärt. Diego López spielt in der Liga und Iker im Pokal und in der Champions League. Es kann natürlich sein, dass wenn die Liga entschieden ist – ob nun zum Guten oder zum Schlechten –, er im Tor steht, um ein mögliches Finale vorzubereiten. Aber um eine Champions League zu gewinnen, musst du erstmal ins Finale kommen. Es war keine einfache oder normale Entscheidung, die ich damals treffen musste, aber ich habe zwei Torwärter auf einem außergewöhnlichen Niveau. Es ist das beste Torhüter-Paar der Welt und ich habe entschieden, diese Situation so zu lösen. Ich weiß nicht, ob sie damit hundertprozentig zufrieden sind, aber sie gehen beide professionell damit um.“

Carlo Ancelotti Iker Casillas
Ancelotti schließt Liga-Einsätze für Casillas nicht aus

…sich als viel zitierten „Friedensstifter“: „Ein Team muss seine Probleme schnellstmöglich lösen. Mein Charakter ist bereits seit meiner Jugend so wie er ist und ich kann meine Art und Weise nicht leugnen und mich verstellen. Ich habe zwei Arten, mich aufzuregen: Die erste ist mit dem Kopf, die andere ist mit dem Herzen und diese ist effizienter. Aber es ist immer schwer, Emotionen auszudrücken, wenn es nicht in deiner eigenen Sprache ist. Ich kann das also nur auf Italienisch.“

die von ihm stets geforderte Balance im Spiel: „Die Balance auf dem Platz ist am Wichtigsten. Die Defensivarbeit benötigt weder Kreativität noch eine gewisse Findigkeit, daher haben wir das so sehr schnell in den Griff bekommen können, nicht nur, weil wir das System geändert hatten, sondern weil die Spieler verstanden haben, wie wichtig die Ballrückgewinnung ist. Das Team hat ein gutes Defensivvermögen. Den echten Sergio Ramos sehen wir aktuell, er ist sicher nicht der vom November oder Dezember. Wir haben sehr an unserer Defensivarbeit gefeilt.“

…die Talente Isco und Jesé Rodríguez: „Es stehen noch sehr viele Spiele aus und ich kann nicht daran denken, dass beide auch in allen Partien dabei sind. Wir brauchen alle Spieler und Jesé ist bereit, schießt Tore und bereit auch welche vor. Es ist ein Glück, dass er bei uns ist. Dazu ist er sehr konzentriert und arbeitet hart. Ich kann nicht kontrollieren, was von außen von Meinungen hereingetragen werden, aber er hat hier gute Vorbilder. Zu meiner Zeit zählte nur das Talent, heute jedoch brauchst du noch eine enorme Professionalität. Zum Thema Weltmeisterschaft: Es war damals auch eine Überraschung, als Italien Paolo Rossi mitnahm, daher…“

…Atlético Madrid und Merkmale einer italienischen Mannschaft: „Atlético kann in jeder Meisterschaft mitspielen. Sie kennen ihre Limits und wissen, wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen: Konterspiel, Standardsituationen… sie sind einfach effizient. Dieses Team spielt so, wie Simeone als Spieler. Sie geben alles und spielen als Kollektiv.“

…die beiden Copa-del-Rey-Halbfinalspiele gegen die „Rojiblancos“: „Diese beiden Partien haben uns Selbstvertrauen gegeben, da wir in der Liga große Probleme mit ihnen hatten.“

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…Gerardo Martino, den Trainer des FC Barcelona: „Er gefällt mir und leistet eine gute Arbeit. Sein Charakter ähnelt meinem sehr, da wir beide keinen Streit suchen. Sein Job ist nicht einfach, da Barcelona bereits eine feste Art und Weise mitbringt, wie sie dort arbeiten und diese hat ihnen in der Vergangenheit Erfolg gebracht.“

…den zehnten Champions-League-Sieg: „‚La Décima‘ ist natürlich eine Motivation für uns alle, für die Spieler und natürlich auch für mich…“

…Zinédine Zidane: „Es gibt zwei Assistenten, Clement und ihn. Und alle zusammen bereiten wir die Trainingseinheiten vor und sprechen über die Taktik. ‚Zizou‘ redet dabei mehr mit den jüngeren Spielern wie Jesé, Varane, Benzema… Er arbeitet mehr individuell mit den Spielern.“

…seine Reputation: „Der Anfang war nicht so einfach. Die Fans verstehen jetzt, dass das Team sich sehr gesteigert hat und sind es jetzt Leid mich über die Balance reden zu hören. Es ist besser, wenn sie jetzt hören, dass wir über Titel sprechen. Uns bleiben noch neunzig Tage. Wir haben jetzt siegen Monate gearbeitet, um das Haus zu erbauen, jetzt müssen wir es noch einrichten und schmücken, denn man kann nicht in einem Haus wohnen, in dem man nichts vorfindet.“

…sich abseits des Fußballs: „Ich bin ein ruhiger Typ. Mir gefällt Madrid sehr gut, weil die Leute auch respektvoll mit einem umgehen, auch wenn sie dich natürlich nach einem Foto oder Autogramm fragen. Ich kann normal in ein Restaurant oder ins Kino gehen. Das spanische Kino hat ein gutes Niveau.“

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von
Tobias A. Hellmann

Eigentümer und Chefredakteur von REAL TOTAL in Personalunion, mit dem besonderen Faible für die ausgefuchsten Stories.

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