Interview

„Wer nicht 100 Prozent gibt, wird von Ancelotti bestraft“

Über mehrere Wochen wartete der Madridismo sehnsüchtig auf Xabi Alonsos Vertragsverlängerung. Am 8. Januar meldete der Nationalspieler selbst Vollzug, erklärte seine sportliche Zukunft nun im FRANCE FOOTBALL-Interview allerdings schon wieder für offen – aber nicht, weil der Spanier jetzt doch einen Abschied in Erwägung zieht, sondern aufgrund seiner 32 Jahre nicht langfristig planen kann. „Wir werden sehen, wie ich mich fühle. Ich schließe nichts aus“, so der Mittelfeldstratege, der darüber hinaus Raphaël Varane über den grünen Klee lobte und über die hitzigen Clásicos der Ära José Mourinho sowie Carlo Ancelottis Methoden sprach.

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Xabi Alonso
Xabi Alonso ist mit 32 nach Iker Casillas der Zweitälteste in der Mannschaft von Real Madrid

„Ich würde die MLS in der Zukunft nicht ausschließen“

MADRID. Was so gut wie jeder Akteur benötigt, der zu den Königlichen nach Madrid wechselt, ist ein dickes Fell – trotz der warmen Temperaturen in Spanien. Vor lauter Druck und Kritik seitens der Sportpresse, der Fans und des Vereins, den Ansprüchen und Erwartungen gerecht zu werden, scheiterte schon so mancher prominenter Name im Santiago Bernabéu. Wer keine Höchstleistungen abruft, gerät schnell ins Abseits, wenn nicht schon aufs Abstellgleis. Carlo Ancelotti, der seit dem 1. Juli 2013 als Trainer das Zepter in der Hand hält, folgt diesem Prinzip. Reals Taktgeber Xabi Alonso könne das „versichern“, wie er im Interview mit dem französischen Blatt FRANCE FOOTBALL klar stellte. „Ancelotti ist mehr als sein Erscheinungsbild als ruhiger Mann. Wer nicht 100 Prozent gibt, wird vom Trainer bestraft“, so die Nummer 14.

Carlo Ancelotti Xabi Alonso
Carlo Ancelotti (l.) und Xabi Alonso (r.)

Alonso selbst muss sich um seinen Platz als Stratege im Mittelfeld nicht sorgen. Der 32-Jährige trägt Verantwortung, ist mit all seiner Erfahrung ein wichtiger Baustein im Team und auch unter Ancelotti absolut gesetzt. Dementsprechend sorgte der Welt- und zweimalige Europameister für großen Jubel, als er seinen ursprünglich am 30. Juni diesen Jahres auslaufenden Vertrag am 8. Januar um zwei Jahre bis 2016 verlängerte und sich damit zu Real Madrid bekannte. Ob er das in 24 Monaten noch mal tut, steht in den Sternen. Alonso hält sich bewusst alle Türen offen – auch die Tür USA. Ich würde die MLS (USA-Liga Major League Soccer; d. Red.) in der Zukunft nicht ausschließen. Wir werden sehen, wie ich mich binnen der zwei Jahre fühle. Aber ich schließe nichts aus. Weder Europa, noch Real Sociedad oder dass ich noch mehr Zeit bei Real Madrid verbringe, wenn ich mich am Vertragsende in physischer Hinsicht gut fühle. Sicher bin ich mir dabei, dass ich nie auf dem Platz kriechen werde. Es ist eine Frage der Ehre und Würde.“

„Nach fünf Jahren Liverpool brauchte ich eine Veränderung“

[dataset id=45]Das weiße Trikot trägt Alonso bereits seit Sommer 2009, also nun schon fast fünf Jahre. Genauso lange lag die sportliche Heimat zuvor an der Merseyside beim FC Liverpool, ehe sich der gebürtige Baske dazu entschloss, die Offerte der Blancos anzunehmen. Er habe damals „nach fünf Jahren in Liverpool eine Veränderung gebraucht“. Jetzt braucht er diese nicht. „Ich denke, dass ich 2009 eine gute Entscheidung getroffen habe. Was besser als Real Madrid, der größte und anspruchsvollste Verein, der existiert? Es kam der Moment, diese Gelegenheit wahrzunehmen. Tagtäglich in Madrid zu leben, ist stärker und härter als in jeder anderen Mannschaft. In Madrid sind der Druck und der Anspruch konstant. Was dieser Klub fordert, ist gewinnen, gewinnen und noch mehr gewinnen. Und dazu gut spielen. Ich wollte sehen, ob ich in der Lage sei, diese Herausforderung zu meistern“, berichtete Alonso, der bislang mit den Königlichen Meister (2012), Pokalsieger (2011) und Supercopa-Gewinner (2012) wurde.

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„Was in einem Clásico passiert, das bleibt auch da“

Mit der Unterzeichnung des neuen Arbeitspapiers kommen fix vier weitere Duelle mit dem FC Barcelona in der Meisterschaft auf den Champions-League-Sieger von 2005 zu, die jedoch schon jetzt nicht mehr derart rassige und kriegsähnliche Züge annehmen wie das meist noch unter Ex-Coach José Mourinho der Fall war. Da die spanische „Selección“ zum Großteil aus Spielern Real Madrids und der Katalanen besteht, wurde nicht zu unrecht befürchtet, dass der Erfolg der Auswahl unter einer möglichen Disharmonie zwischen den Parteien auf der Strecke bleiben könnte. Ist und war aber nie der Fall, betonte Alonso: „Es gab mehr Spannung als gewöhnlich, aber wir haben es geschafft, darüber hinweg zu kommen. Ich werde nicht mit dir sprechen, weil du mir im Clásico eine mitgegeben hast? Lass uns ernst sein! Was in einem Clásico passiert, das bleibt auch da. Im Gegensatz zu dem, was die spanischen Medien berichten, pflege ich weiterhin sehr gute Beziehungen zu Spielern von Barça. Schaut euch den Fall Busquets an, mit dem ich im Mittelfeld zusammenspiele. Ich kenne seine Qualitäten gut und er meine auch. Im Verein bekleiden wir mehr oder minder dieselbe Position, aber in der Nationalmannschaft geben wir uns gegenseitig mehr Freiheit. Einer stärkt den anderen. ‚Busi‘ ist sehr intelligent, taktisch clever. Wir verstehen uns wirklich sehr gut.“

Lob für Varane: „Er hat eine unglaubliche Leichtigkeit“

Nicht nur Sergio Busquets, sondern beispielsweise auch Mitspieler Raphaël Varane hält der Routinier für einen exzellenten Meister seines Fachs. Den gerade einmal 20-jährigen Franzosen überhäufte Alonso mit Lob, indem er sagte: „Varane gefällt mir sehr! Rafa hat eine unglaubliche Leichtigkeit, um die Dinge zu bewältigen, um Zweikämpfe zu gewinnen, um zu antizipieren. Als ob es ihn nichts kostet. Alles ist so natürlich und einfach, wenn er spielt. Taktisch ist er sehr stark, technisch und physisch. Er erobert den Ball auf eine sehr saubere Art. Ihn spielen zu sehen, ist eine Freude.“

Real-Trikot mit ALONSO-Aufdruck – weißblau oder orange!

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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