
Um eines vorweg klarzustellen: Ich möchte, dass Carlo Ancelotti seinen Vertrag in Madrid zeitnah verlängert und dem Verein noch lange erhalten bleibt. Mit seiner väterlichen Art ist er der ideale Trainer, den ein Starensemble wie Real benötigt. Ein zweiter Vicente del Bosque. Er ist der Freund eines jeden Spielers – und eines jeden Journalisten, was bei einem Klub mit einer derartigen Außenwirkung sicherlich nur von Vorteil sein kann. Nach drei Jahren José Mourinho wissen wir, wie wichtig ein gutes Verhältnis zur Presse ist.
Trotzdem gibt es Dinge, die mich an „Carletto“ stören. Wenn man auch das vierte von sechs Derbys verliert, kann es nicht nur an zu vielen Verletzten liegen. Es kommt mir vor, als sei Ancelotti trotz seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Übungsleiter gegen Diego Simeone macht- und ideenlos! Man muss kein Taktikfuchs sein, um zu erkennen, dass das 4-3-3 mit Narrenfreiheit für das Offensiv-Trio ‚BBC‘ in Spielen gegen Top-Mannschaften suboptimal ist. Warum denn nicht mal Eier zeigen und ein 3-5-2 mit numerischer Überlegenheit im Mittelfeld aufbieten? Simeone wurde noch nie von Ancelotti überrascht. Er selbst nimmt Ausfälle von Führungsspielern wie Koke locker zur Kenntnis und wechselt Eigengewächse wie Saúl ein, die keine fünf Minuten später per Fallrückzieher treffen.
Stichwort Wechsel. Ancelotti scheint kein Freund von Rotationen zu sein. Kaum ein anderer Trainer in der Primera División wechselt so wenig und so spät wie der Italiener! Real ist zu berechenbar, zu leicht zu entschlüsseln. Akteure wie Asier Illarramendi, Jesé Rodríguez oder „Chicharito“ werden weder besser noch selbstbewusster, wenn sie nur Kurzeinsätze erhalten und wissen, dass sie im nächsten Spiel sowieso wieder zu Beginn auf die Bank müssen.
Ich will auch Nacho Fernández keinen Vorwurf machen. Niemand kann von einem Dauerreservisten erwarten, dass er einen Mario Mandzukic komplett aus dem Spiel nimmt. Reals Millionen-Angriff sah in der Copa del Rey dagegen kein Land gegen den 20 Jahre alten Grünschnabel José María Giménez. Warum? Weil der Begriff Stammspieler für Simeone ein Fremdwort ist! Er rotiert oft und gönnt sogar seinen größten Leistungsträgern die nötigen Ruhepausen. Das steigert wiederum auch die Motivation im gesamten Kader. Alle sind integriert, alle sind bereit zu kämpfen. Davon sollte sich Ancelotti eine Scheibe abschneiden! Superstars wie Gareth Bale würden vielleicht auch mal ihre dürftigen Leistungen überdenken, wenn sie sich nicht jedes Spiel mit einem Freifahrtschein in der Startelf wiederfänden. Und könnten gleichzeitig ihre Akkus aufladen. Seit Anbruch des neuen Jahres schafften es die Merengues nur selten, die 100-Kilometer-Grenze pro Spiel zu überschreiten. Die Luft geht aus – und das schon vor der heißen Phase der Saison.
„Ich bin der Trainer, ich übernehme die Verantwortung. Ich muss die gemachten Fehler so schnell wie möglich ausmerzen“, beschwichtigte Ancelotti nach der historischen Pleite. Hoffentlich waren das keine leeren Floskeln! Ansonsten würde es mich nicht wundern, wenn weitere böse Erwachen folgen. Spätestens im nächsten Clásico am 22. März.
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