Interview

„Wir wollten den Klub auf die Stufe stellen, die er verdient“

2014 war mit dem Gewinn von „La Décima“ und weiteren drei Titeln zweifelsohne das Jahr von Real Madrid. Ein Spieler, der entscheidend an diesem legendären Kapitel Madrider Vereinsgeschichte mitschrieb, war Sergio Ramos. Im großen Interview mit der Webpräsenz der FIFA ließ „el Matador“ ein beruflich wie privat unvergessliches Jahr nochmals Revue passieren, sprach über die fehlende Wertschätzung für Verteidiger, die Stimmung in der Umkleide und fand lobende Worte für Carlo Ancelotti.

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Der Gewinn von „la Décima“ war nicht nur für Sergio Ramos eine Erlösung

Ein rundum perfektes Jahr

MADRID. Sergio Ramos war zweifacher Europameister, Weltmeister, spanischer Meister und Pokalsieger. Was ihm noch fehlte, war dieser verflixte Champions-League-Titel. Dreimal schaffte es Real Madrid seit Beginn der Ära José Mourinho im Jahr 2010 bis ins Halbfinale, zum großen Wurf reichte es jedoch nie. Unter Carlo Ancelotti war es am 24. Mai 2014 dann endlich so weit und durch einen 4:1-Sieg nach Verlängerung über den Stadtrivalen Atlético Madrid holte man „la Décima“, den ersehnten zehnten Europapokal-Titel der Vereinsgeschichte, auf den der Madridismo zöwlf Jahre wie besessen hingefiebert hatte. Für den gebürtigen Andalusier, der durch seine zwei Treffer im Halbfinal-Rückspiel gegen Bayern München (4:0) sowie den Ausgleichstreffer in der letzten Minute des Finales, der die Königlichen überhaupt erst in die Verlängerung rettete, einen großen Anteil am Erfolg hatte, kam dieser Sieg einer Erlösung gleich: „In zehn Spielzeiten bei Real Madrid konnte ich alle Titel gewinnen, nur dieser fehlte mir. Bei Real Madrid war dieses Thema geradezu eine Obsession. Wir waren praktisch verpflichtet, diesen Titel zu holen. Seit vielen Jahren hatten die Menschen diesen Pokal zu Hause nicht zu sehen bekommen. Wir wollten uns endlich rehabilitieren und den Klub auf die Stufe stellen, die er als Institution und als Mannschaft wirklich verdient. Und dank meines eigenen Beitrags im Halbfinale und Finale war es für mich persönlich etwas Besonderes, diesen Titel meinem Werdegang hinzufügen zu können. Einer der besten Momente meines Lebens.

Und dieser Moment ist Bestandteil eines unfassbaren Jahres, sowohl fußballerisch wie auch in privater Hinsicht. Zum Gewinn der Königsklasse gesellten sich noch der Gewinn der Copa del Rey, der UEFA Super-Cup sowie der Sieg bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft. Überdies kam im Mai sein Sohn Sergio Ramos Rubio zur Welt. „Es war sowohl in beruflicher wie in persönlicher Hinsicht ein sehr erfülltes Jahr. Ein fabelhaftes Jahr voller positiver Energie, in dem Ziele erreicht und Träume wahr wurden. Was kann man vom Leben mehr verlangen? Ich bin Vater geworden, das ist ein einzigartiges Gefühl, und habe zu Hause und in der Familie eine schöne Stabilität gefunden. Und vor allem ist es schön, mit deiner Mannschaft Siege und Titel zu erreichen. Es war ein unglaubliches Jahr für mich“, so die Jahres-Bilanz des Vize-Kapitäns.

„Einer alleine kann nichts ausrichten“

[dataset id=44]Dank seiner Treffer in diesen entscheidenden Spielen stand der Innenverteidiger enorm im Fokus, geht es um die Beurteilung der Defensiv-Arbeit im Allgemeinen wird Verteidigern in der Regel nicht so viel Aufmerksamkeit zuteil wie es bei Stürmern der Fall ist. Ein Umstand, mit dem sich der 28-Jährige ganz gut arrangiert hat: „Wir Verteidiger müssen damit leben, dass unsere Arbeit weniger anerkannt wird. Darüber, wie gut du verteidigst oder dass du keine Tore zugelassen hast, wird nie gesprochen. Letztlich wird nur darauf geachtet, wie das Ergebnis lautet und wer die Tore schießt. Das ist es, was Geld in die Kasse bringt und heutzutage den Fussball antreibt (lacht). In meinem Fall hatte ich das große Glück, im Halbfinale und Finale der Champions League und der Klub-WM Tore beisteuern zu können. Doch als Verteidiger muss ich dazu sagen, dass eine Mannschaft aus elf Spielern besteht und nicht nur aus demjenigen, der das Tor erzielt und bejubelt. Es ist die Hilfe der Verteidigung und des Mittelfelds nötig, weil es ein Mannschaftssport ist. Einer allein – so sehr er auch möchte – kann nichts ausrichten.

Das Wichtigste in der Kabine? „Gegenseitiger Respekt“

Entscheidend für das Klima in einer Mannschaft ist auch der Umgang untereinander in der Kabine. Der Schlüssel für ein geregeltes Miteinander liegt für Reals Nummer 4 in „gegenseitigem Respekt“. Bei der Integration neuer Spieler nehme besonders Ancelotti eine entscheidende Rolle ein: „Natürlich ist es schwer, wenn Spieler aus vielen verschiedenen Kulturen, Sprachen und Ländern vertreten sind. Es ist eine Mischung aus allem, mit der man gut umgehen können muss. Wir versuchen auf der Basis von Demut und Respekt, einem neuen Spieler das Leben leichter zu machen, damit die Integration so schnell wie möglich gelingt. Eine große Bedeutung hat hierbei Ancelotti. Er ist selbst Fußballer gewesen, kennt die neu hinzukommenden Spieler und hat Verständnis für die möglichen Probleme.

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Natürlich sei auch der gegenwärtige sportliche Erfolg ein großer Verdienst des italienischen Cheftrainers. Besonders dessen Menschenführung sei beeindruckend: „Er achtet darauf, ob der Spieler seinen Platz findet, sich gegenüber dem einen oder anderen Kameraden öffnet oder nicht. Er ist ein Trainer, der dich zur Seite nimmt und mit dir spricht. Er macht es dir sowohl in beruflicher wie menschlicher Hinsicht leicht. Das ist sein Erfolgsrezept. Deshalb ist er ein großartiger Trainer. Für mich gehört er zu den zwei besten, die ich in meiner ganzen Karriere gehabt habe. Darüber hinaus ist er ein toller Mensch, das erleichtert den Umgang mit den Spielern.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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