
Cristiano Ronaldo trifft selbst mit nur einem Auge
VALENCIA. Lange Zeit sah es im „Freibadstadion zu Valencia“ nach einem feucht-fröhlichen Geplätscher aus. Doch nachdem vorne beste Chancen ausgelassen wurden und man sich hinten plötzlich und abseitsverdächtig den unverdienten Gegentreffer einfing, konnte davon keine Rede mehr sein. Der Spielverlauf verwässerte sprichwörtlich an den schrecklichen Platzbedingungen. In der Wasserschlacht von Valencia hatte Real Madrid teilweise enorme Schwierigkeiten, den Ball kontrolliert zu führen und das technisch anspruchsvolle Offensivspiel, das nun mal einen stabilen Grund erfordert, auszupacken. Praktisches Mittel gegen den Pfützenacker: Luftkampf, hohe Standards! Und dies sollten auch die gefährlichsten Mittel der Königlichen sein – zwei Mal hatten sie Glück, zwei Mal Pech. Klingt gar nicht so tragisch, blöd war eher die Wasserbombe, die zwischen den beiden „Glücks-Malen“ platzte, da traf Levante zum Ausgleich.
Der Reihe nach: Der Sportart Fußball machte diese Partie nur selten Ehre. Die ersten Minuten waren geprägt von Wasserball, mit jedem Schritt platschte eine Pfütze auf. Dann nach drei Minuten: Preisboxen. Mit einem technisch feinen Ellenbogenschlag knockte Levante-Verteidiger und Bad-Boy David Navarro (hat in seiner La Liga-Karriere schon fünf rote Karten und u.a. eine Sperre von sechs Monaten nach einem Schlag in der Champions-League-Saison 2006/07) Cristiano Ronaldo bereits in Runde eins aus. Nur lautete die Sportart dennoch Fußball und Reals Tormaschine war mit einem tiefen, blutigen Cut über dem linken Auge gezeichnet. Der „einäugige Pirat“ spielte die ersten 45 Minuten trotzdem tapfer durch und sollte sogar noch die Führung erzielen – sein erstes Tor im Estadio Ciudad de Valencia! Minute 21, ein Standard, was sonst. Ausgerechnet „Martial Arts Künstler“ Navarro verlängerte unglücklich die Freistoß-Hereingabe auf den völlig freistehenden Portugiesen, der den Ball aus kurzer Distanz nur noch in den Kasten zu knallen brauchte. In Folge der Führung spielten die Merengues sicherer gegen leidenschaftliche Valencianos. Man ließ sich zu wenig Risikobällen hinreißen und bombte das nasse Leder lieber weg vom eigenen Strafraum als den Spielaufbau-fördernden Kurzpassweg zu suchen.
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Purer Kampf nach dem Ausgleich – Youngster Morata erlöst Real
In der zweiten Spielhälfte das gleiche Bild: nasser Platz, viel Gestolper. Für den verletzten Ronaldo warf José Mourinho Raúl Albiol ins Becken, bei seinem unglücklichen Auftritt wären Schwimmflügel wohl geeignet gewesen. Am Spielverlauf änderte sichjedoch vorerst nichts, die Blancos waren dem 2:0 näher als die Valencianos dem Ausgleich. Doch nachdem Pepe und Sergio Ramos in zwei eigenständigen Szenen nach Eckball teilweise äußerst unglücklich an der Querlatte scheiterten, kraulten sich die Blau-Roten zur Sensation durch, dem Ausgleichstreffer durch Ángel in der 62. Spielminute. Drei Zentimeter im Abseits stehend setzte sich der Spanier gegen Pepe durch und ließ den Ball aus kurzer Distanz über den herausstürzenden Iker Casillas im Netz zappeln. Das 1:1 war keine kalte Dusche – Levante kämpfte sich zur ein oder anderen Torgelegenheit. Beachtlich hingegen die Reaktion der Gäste: Die Mannschaft ließ sich direkt anmerken, sich mit diesem mickrigen Punkt nicht zufrieden zu geben. Alle Leinen los und es gab nur noch ein Ziel: die Führung, den Sieg. Dazu brachte Mourinho schnell Kaká und Morata, einen echten Mittelstürmer. Doch bis es zum größten Moment in dessen noch kurzer Karriere kommen sollte, schien die Dramatik sich zu überschlagen wie eine meterhohe Flutwelle über ein zerbrechliches Dörflein. Der Grund dafür: der verschossene Strafstoß durch Xabi Alonso, den der wie immer sehr bemühte José Callejón in der 72. Minute herausholte. Zu unplatziert, zu lieblos stupste der alte Seebär den Ball in die Tormitte, ein Geschenk für Levante-Keeper Munúa. Aber Real, heute alles andere als mental wacklig und zerbrechlich, gab nicht auf und drehte immer mehr auf, das Wasser stand den Valencianos sprichwörtlich bis zum Hals. Brachte nichts: Der Moment des 20 Jahre alten Álvaro Morata war gekommen. Freistoß Alonso, Kopfball Morata, Tor Madrid, Sieg Madrid. Er hätte sich sein erstes Liga-Tor für die erste Mannschaft nicht dramatischer, nicht emotionaler vorstellen können – sein Jubel zeigte dies. Und plötzlich war es wieder da, das Sieger-Gen aus der vergangenen Saison, das in den vorigen Spielen wie weggespült schien. Heute kämpfte das Team, wie man es von ihm erwartete und dadurch gingen diese drei Punkte, die ersten für Mourinho im „Freibad zu Valencia“ verdient auf das Konto der königlichen Wasserballabteilung. Nun geht es in eine kurze Länderspielpause ehe am kommenden Samstag um 22 Uhr Athletic Bilbao nach Madrid einkehrt – auch wenn das Bernabéu bessere Platzbedingungen aufweisen kann, einfacher wird es gegen die Basken nicht.
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