
„Juventus hat Real mit seinen wenigen Waffen geschlagen“
MADRID. Als ehemaliger Profi von Real Madrid litt er besonders. José María Gutiérrez Hernández, genannt Guti, stand die Bestürzung und Trauer nach der Pleite der Königlichen gegen Juventus Turin (2:3 nach Hin- und Rückspiel) ins Gesicht geschrieben. „Das ist eine riesige Enttäuschung. Vor allem, wenn man bedenkt, wie das Halbfinale verlief. Es war von der ersten Minute in Turin bis zur letzten Minute im Bernabéu ein Scheitern. Juventus hat Real mit seinen wenigen Waffen geschlagen und steht verdient im Endspiel“, konstatierte der einstige Mittelfeldregisseur, der zwischen 1995 und 2010 der ersten Mannschaft des spanischen Rekordmeisters angehörte.
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„Du kannst in einem Halbfinale nicht derart spekulieren“
Das unerwartete Ausscheiden müsse das Team von Carlo Ancelotti seiner eigenen Fahrlässigkeit zuschreiben, meinte der 38-Jährige: „Du kannst in einem Halbfinale der Champions League nicht derart spekulieren. Die Mannschaft schien das 1:0 verwalten zu wollen.“ Seine Kritik richtete sich auch an den Coach, der nur einmal wechselte: „Es gibt fast 25 Spieler in diesem Kader. Man muss sich fragen, wo das Problem liegt, dass so viele in den Augen des Trainers nichts taugen.“
Das Hinspiel in der Runde der letzten Vier fand vor beeindruckender Kulisse im Juventus Stadium am 5. Mai 2015 statt.
Viel Kampf und Einsatz – hier Pepe im Duell mit Álvaro Morata.
Der Ex-Madrilene ist die Figur dieses Halbfinals. Er brachte die „Bianconeri“ schon im Hinspiel in Minute 8 mit 1:0 in Führung.
So wirklich rund lief es bei Real Madrid nicht – was Carlo Ancelotti hier auch entsprechend bemängelt.
Doch in der 27. Minute jubelte Real: Cristiano Ronaldo verwertete eine Hereingabe von James Rodríguez zum 1:1.
Dann spielte erstmal nur Real, aber Juve hielt dagegen. Sinngebend: Giorgio Chiellini, den auch eine blutende Wunde nicht stoppen konnte.
Der hohe Einsatz der Alten Dame zahlte sich aus: Nach Carlos Tévez‘ Tor zum 2:1 (Elfmeter, 57.) konnte Juve jubeln…
…und Madrid musste mit sich selbst hadern. Immerhin war Sergio Ramos noch einer der wenigen, die sich bei den vielen mitgereisten Fans für ihre Unterstützung bedankten.
Wie inzwischen üblich vor ganz großen Spielen rief Real Madrid seine Fans im Vorfeld zum HalbfinalRückspiel am 13. Mai 2015 zu einem spektakulären Empfang des Team-Busses am Estadio Santiago Bernabéu auf. Und die Königlichen sollten nicht enttäuscht werden.
Ebenso wenig von der Choreografie im Stadion selbst. Von einem Riesen-Banner mit den zehn Europapokalen über Alfredo Di Stéfano und anderen Madrider Helden bis zu einem Mosaik mit dem königlichen Wappen konnte dies durchaus als Kunst bezeichnet werden.
Kunst gab es auf dem Rasen erstmal nicht so viel – dafür jede Menge Kampf. Hier Toni Kroos mit Stephan Lichtsteiner.
Doch nach rund 15 Minuten kam die königliche Offensivmaschinerie immer mehr ins Laufen und Cristiano Ronaldo verwandelte den von James Rodríguez herausgeholten Elfmeter zum 1:0 (23.) – so standen die Madrilenen im Finale.
Madrid gab weiterhin Gas, wollte nach der 1:2-Hinspielniderlage in Turin nichts mehr anbrennen lassen. Aber auch der zurückgekehrte Karim Benzema konnte die Führung nicht ausbauen.
So kam, was kommen musste: Juventus glich aus und erneut jubelte Ex-Canterano Álvaro Morata (57.).
Respektive er jubelte nicht und zollte seinem ehemaligen Verein Respekt.
Nach dem 1:1 war Real angeschlagen, aus der Spur, bekam kaum noch etwas zustande. Ganz zur Verzweiflung von Cristiano Ronaldo.
Doch es sollte nicht sein – auch im 22. Anlauf konnte ein Champions-League-Sieger seinen Erfolg aus dem Vorjahr nicht wiederholen. Nach dem 1:2 im Hinspiel und dem 1:1 in der zweiten Runde konnte es nur einen verdienten Sieger und Finalteilnehmer geben:
Juventus Turin!
In Gutis Augen dürfe man für das Versagen allerdings keinen einzelnen verantwortlich machen. „Ich verschone keinen. Wenn du so ausscheidest, trägt jeder die Schuld“, erklärte der Spanier. Dass er sich insgeheim mehr von Cristiano Ronaldo und Gareth Bale erhofft hätte, verheimlichte Guti jedoch nicht: „Von einem Spieler wie Ronaldo, dem Weltfußballer und dem auserkorenen Leader dieses Teams, kann man in so wichtigen Partien mehr erwarten und fordern. Er bemühte sich, zeigte aber nicht sein wahres Gesicht. Bei Bale sah ich ein paar gute Aktionen, weil er zweifellos ein guter Spieler von hoher Qualität ist, doch auch von ihm kam insgesamt zu wenig. Er legte nicht die richtige Einstellung an den Tag.“
„Cristiano hat seit Monaten keinen mehr überlaufen“
Weitaus schärfere Töne schlug Arrigo Sacchi im Gespräch mit SPORT MEDIASET an. Der Italiener, der von 2004 bis 2005 als Sportdirektor an der Concha Espina tätig war, rüffelte CR7: „Es ist bestimmt schon drei Monate her, als Cristiano zum letzten Mal einen Gegner überlaufen hat. Er schießt nach wie vor Tore, weil er ein Kämpfer ist, aber man sieht eindeutig, dass er nicht in Form ist.“
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