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Zufall, Taktik, Traditionsbruch? Mbappé statt Vínicius als Letzter aufgerufen

Beim Heimspiel von Real Madrid gegen RB Salzburg gab es eine Premiere, die nicht jedem sofort aufgefallen war: Beim Verkünden der Mannschaftsaufstellung wurde Kylian Mbappé als letzter Spieler genannt. Jahrzehntelang war es im Estadio Santiago Bernabéu Usus, dass der Spieler mit der Rückennummer 7, sofern er in der Startelf steht, immer abschließend aufgerufen wird. Eine Änderung, die der taktischen Aufstellung geschuldet ist, oder eine weitere Abkehr von lange gehegten Traditionen?

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Dass mit Kylian Mbappé der Spieler mit der Rückennummer neun als letzter aufgerufen wird, ist zumindest eine große Ausnahme, wenn nicht sogar Traditionsbruch – Foto: REAL TOTAL

7 immer zuletzt – eine lange Tradition

Als wenige Minuten vor Anpfiff der Champions-League-Partie Real Madrid gegen RB Salzburg am vergangenen Mittwoch die Mannschaftsaufstellung der Königlichen vom Stadionsprecher verkündet wurde, staunten nicht wenige Zuschauer im Estadio Santiago Bernabéu – als letzter Spieler wurde nämlich Kylian Mbappé aufgerufen.

Wer regelmäßig die Spiele im Madrider Fußballtempel verfolgt, wird wissen, dass dabei sowohl in dieser als auch in der letzten Saison immer Vinícius Júnior zuletzt genannt wurde, was einer jahrzehntelangen Tradition bei den Blancos entspricht. Zumindest ist es seit langer Zeit eine ungeschriebene Regel im Bernabéu, dass bei der Verkündung der Startelf immer derjenige Spieler zuletzt genannt wird, der die Rückennummer 7 trägt – vorausgesetzt, er spielt auch von Anfang an. Damit zollt man der Bedeutung und der Relevanz der wohl legendärsten Rückennummer in Real Madrids Historie Tribut. Von Amancio über Juanito, Emilio Butragueño und Raúl González Blanco bis hin zu Cristiano Ronaldo und seit über einem Jahr eben Vinícius – die Liste der Träger der 7 liest sich wie das Who’s Who der glorreichen Geschichte des erfolgreichsten Vereins der Welt.

 

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Marketing oder Taktikgründe?

Ob in den letzten Jahrzehnten diese Tradition wirklich immer und jedes Mal durchgezogen wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit prüfen und feststellen, es ist jedoch unstrittig, dass es sich um eine absolute Regel handelt. Für die plötzliche Abkehr vor dem letzten Heimspiel der Königlichen gibt es auf der einen Seite keinen ersichtlichen Grund, denn Mbappé hat nicht etwa eine individuelle Auszeichnung erhalten, für die er geehrt werden sollte. Andererseits könnte die Änderung an der neuen, klaren taktischen Ausrichtung von Carlo Ancelotti liegen, bei der der französische Superstar im 4-2-3-1 die einzige echte Sturmspitze bildet, während beispielsweise beim 4-3-3 der Linksaußen immer genannt wurde – jahrelang Cristiano Ronaldo und zuletzt eben Vinícius.

Oder ist es eher wahrscheinlich, dass Real Madrid marketingtechnisch inzwischen Vieles auf die Karte „Superstar Mbappé“ setzt und die Sache mit der Mannschaftsaufstellung eine logische Konsequenz dessen ist? In dem Fall würde das bedeuten, dass die Königlichen so lange mit dieser Neuerung gewartet haben, bis der Neuzugang sein Formtief überwunden hatte und in den letzten Wochen auch auf dem Platz endlich wieder zu dem großen Starwurde, um den man sich so viele Jahre bemüht hatte.

Die alte Hymne war auch plötzlich weg

Die letztgenannte Theorie würde jedenfalls ins Bild passen, welches die Merengues in jüngster Vergangenheit im Umgang mit eigenen Traditionen abgeben: So wurde im Mai heimlich, still und leise die alte, ursprüngliche Vereinshymne „¡Hala Madrid!“ aus dem Jahr 1952 (gesungen von José de Aguilar), die in den vergangenen zehn Jahren im Bernabéu ausnahmslos immer direkt nach Abpfiff gespielt wurde, komplett von der modernen Hymne „Hala Madrid…y nada más“ abgelöst – der von Nadyr Khayat, international unter dem Künstlernamen „Red One“ bekannt, anlässlich des zehnten Champions-League-Triumphs der Königlichen im Jahr 2014 geschriebene und produzierte Song läuft nun sowohl vor als auch nach jeder Partie in Reals Stadion.

Global ist die moderne Hymne natürlich um einiges bekannter und lässt sich besser vermarkten, und Ähnliches könnte man auch im Falle der Mannschaftsaufstellung sagen, wobei das in Relation zum Hymnenthema der deutlich kleinere Traditionsbruch wäre. Real Madrid wird immer internationaler und globaler, doch nicht jeder Socio und nicht jeder Fan der Königlichen ist darüber ausnahmslos glücklich…

REAL MADRIDS VIER HYMNEN

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Kommentare
Hymne passt. Und das 9 bzw. 7 zuerst ist mir egal. Ich will einfach nur dass Pérez nicht erzählt, dass der Verein seinen Mitgliedern gehört, aber in Wirklichkeit gar nicht mehr so. Und das Stadion soll Estadio Santiago Bernabéu heißen bleiben. In die Frauen Abteilung noch investieren und bei den Männern so weiter wie die letzten Jahre
 
Hymne passt. Und das 9 bzw. 7 zuerst ist mir egal. Ich will einfach nur dass Pérez nicht erzählt, dass der Verein seinen Mitgliedern gehört, aber in Wirklichkeit gar nicht mehr so. Und das Stadion soll Estadio Santiago Bernabéu heißen bleiben. In die Frauen Abteilung noch investieren und bei den Männern so weiter wie die letzten Jahre

Nichts für ungut, aber Perez war angeblich nicht mal beim Finale der Frauen.
Er interessiert sich gar nicht dafür, aber muss ja eine Abteilung geben, um mitreden zu können.

Mir passt das mit der Hymne auch sehr.
Mochte die alte Marschmusik nicht.
 
Bei Hymnen ist es so: Manche mögen sie, manche eher weniger…
Ich finde die alte Version besser. Die neue kommt mir so, eher künstlich vor. Unsere Tradition ist doch etwas, was wir so sehr schätzen (ich zumindest).. Und es hebt uns von den „neuen Top Clubs“ die erst in späten 80., oder später ihre Erfolge gefeiert haben. Im Gegensatz zu denen stehen wir schon ewig hier- Immer für Tradition, Respekt, und Erfolg! Ich finde das wertschätzend. Warum „das Rad neu erfinden“?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fand die Lösung die alte Hymne nach dem Spiel zu spielen schon ganz gut, schließlich war sie um die 60 Jahre Teil des Teams. Die neue ist ein Banger, geht super ins Ohr, aber ich bin auch dafür, dass man nicht alles vollends ersetzen muss.

Die Tradition mit den Nummern juckt mich dafür nicht. Vielleicht soll Mbappe mehr das Gesicht von Real sein und nicht der polarisierende Vini.
 
Ändert mal lieber die Tradition mit der Kapitänsbinde!
 
Dass man in Madrid auf Mbappé als Gesicht setzt ist für mich sehr schlüssig. Er ist potenziell der beste Spieler der Welt und ein überaus vorbildlicher Profi. Bellingham hat noch Zeit und Vini ist trotz fußballerisch herausragender Leistungen leider kein gutes Aushängeschild. Wenn KM9 so weitermacht wird auch Vini bald schon etwas in den Hintergrund geraten, was ihm vielleicht auch gut täte.
 

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