
Der „Dieseltraktor“ schnappt sich den „Panzer“
MADRID/BERGAMO. Rekord für Toni Kroos! Durch seinen Einsatz gegen Atalanta Bergamo (1:0) im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals schrieb er Geschichte: Mit 308 absolvierten Partien für die Merengues schloss er auf zu Uli Stielike und damit zum Rekord-Deutschen der Königlichen.
Einst mit Bernd Schuster von einem deutschen Ex-Spieler und -Trainer der Blancos als „Dieseltraktor“ diffamiert, zieht jener Dieseltraktor nun mit dem in Madrid liebevoll genannten „Panzer“ Stielike gleich. Kroos selbst wusste gar nichts von diesem historischen Anlass, bis REAL TOTAL ihn auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Atalanta-Spiel auf diesen aufmerksam machte. „Also wird man doch noch schlauer hier auf Pressekonferenzen“, so die humorvolle Antwort des künftigen Rekordträgers.
Trotz seiner 21 Tore, 75 Vorlagen und 14 errungenen Titel im weißen Trikot sieht sich der 31-Jährige ob seiner unspektakulären und unauffälligen Spielweise immer wieder vieler negativer Stimmen ausgesetzt, doch an der Concha Espina weiß man, was man an Kroos hat. So gerät mit Zinédine Zidane kein geringerer als sein aktueller Trainer regelrecht ins Schwärmen, wenn er über den gebürtigen Greifswalder spricht: „Er ist einer der Besten der Welt auf seiner Position. Als ich hier ankam, war ich wirklich glücklich, Kroos‘ Trainer zu sein. Wenn ich in den Ruhestand gehe, kann ich sagen, dass ich Cristiano, Bale, Modrić, Ramos trainiert habe. Ich werde aber auch sagen, dass ich Toni Kroos trainiert habe.“
Der beste Kroos aller Zeiten?
Im Überschwang des Moments sollte man immer ein wenig vorsichtig sein mit den Würdigungen, doch blickt man auf einige Statistiken, scheint die Frage berechtigt: Erleben wir gerade den besten Kroos aller Zeiten? Der Mittelfeldspieler gab in den letzten fünf Spieltagen fünf Assists, insgesamt gaben in LaLiga diese Saison nur die beiden Ex-Blancos Jorge de Frutos (Levante) und Marcos Llorente (Atlético) mit je sieben Vorlagen mehr als Kroos (sechs). Zudem hält er den Spitzenwert bei den Key-Pässen (54), kein Feldspieler bringt mehr lange Bälle (174) an seine Kollegen und nur Valencias Daniel Parejo – ebenso ein Ex-Blanco – spielt durchschnittlich mehr Pässe pro Spiel (77,2) als Reals Taktgeber (75,5). „Natürlich“ ist auch Kroos‘ Passquote in LaLiga gewohnt „kroosartig“, seine 93,5 Prozent werden nur knapp von Sevillas Nemanja Gudelj (93,8) getoppt, der im Schnitt jedoch auch nur 25 Pässe pro Partie spielt.

Der Rekord-Deutsche tritt wie ein wahrer Mittelfeldmotor auf, sein persönlicher Meilenstein passt aktuell perfekt ins Bild. Mögen die Leistungen des gesamten Teams derzeit eher weniger meisterlich sein, sind es die von Reals Nummer 8 auf jeden Fall – Kroos verkörpert eben nicht das große Spektakel, sondern glänzt im Stillen. „Ich sehe andere Sachen, die vielleicht noch wichtiger sind, die ich der Mannschaft gebe. Wenn Tore und Assists dazukommen – umso besser, dann ist es vielleicht noch mal ein Ausdruck einer noch besseren Form als normal“, so Kroos auf REAL TOTAL-Nachfrage zu seiner derzeitigen Verfassung.
Kroos jetzt auch unter den Rekord-Legionären
Durch seinen Einsatz in Bergamo erreichte der Weltmeister von 2014 sogar noch einen weiteren Meilenstein: Er stieg auf in die die Top-10 der Nicht-Spanier mit den meisten Einsätzen für die Königlichen! Mit dem bisherigen Zehntplatzierten Stielike zog Kroos gleich, demnächst dürfte er alleine auf der Zehn stehen und Angriff auf den Neunten machen: Pepe ist das nächste Ziel mit 334 Einsätzen.
Am Montag bei der Liga-Partie gegen Real Sociedad (21 Uhr im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN und bet365) könnte Kroos dann zum alleinigen Rekord-Deutschen bei den Königlichen aufsteigen. Auch im Ranking der Rekord-Legionäre dürfte er zukünftig noch um ein paar Plätze nach oben klettern, denn bei seiner 2019 erfolgten Vertragsverlängerung bis zum Sommer 2023 sagte er gegenüber REAL TOTAL ein Karriereende in Madrid voraus: „Natürlich ist es meine Idee, dass es mein letzter langfristiger Vertrag ist.“
Bei den aktuellen Performances des königlichen Taktgebers sollte selbiger allerdings noch nicht allzu viele Gedanken an ein Karriereende verschwenden…
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