Analyse

Real Madrid 2018/19: Fünf Gründe für das Saison-Versagen

Die Saison 2018/19 ist für Real Madrid Geschichte – und das ist gut so, denn gerne zurückerinnern wird man sich an sie keineswegs. REAL TOTAL nennt fünf ausschlaggebende Gründe für das Horror-Jahr.

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Real Madrid's French forward Karim Benzema (R) looks at Real Madrid's Welsh forward Gareth Bale as he reacts in pain during the UEFA Champions League round of 16 second leg football match between Real Madrid CF and Ajax at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on March 5, 2019. (Photo by GABRIEL BOUYS / AFP) (Photo credit should read GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)
Eine verkorkste Saison nach erfolgreichen Vorjahren – Foto: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

MADRID. In der Champions League enttäuschend im Achtelfinale von Ajax Amsterdam abfertigen lassen, in der Copa del Rey im Halbfinale klanglos am Erzrivalen FC Barcelona gescheitert und in LaLiga die schlechteste Spielzeit seit 1996 abgeliefert. Insgesamt 18 Pleiten verzeichnet Real Madrid zum Saisonende. Lediglich in einer Spielzeit waren die Merengues historisch betrachtet noch schlechter.

Der spanische Rekordmeister vollzog nach dem Abgang von Zinédine Zidane Mitte 2018 drei Trainerwechsel: Über Julen Lopetegui und Santiago Solari feierte „Zizou“ schließlich Mitte März sein Comeback auf der Trainerbank der Blancos. Gebessert hat sich seitdem jedoch nichts. Real steht vor einem historischen Transferfenster, zumal Kaderverstärkungen in aller Hinsicht gefordert sind. Auf eine erneut negative Saison möchte man verzichten.

REAL TOTAL nennt fünf Gründe, die zu dem schlechten Endresultat der Saison 2018/19 geführt haben.

1. Satte Stars

Die Erfolge der letzten Jahre, insbesondere der Gewinn der Champions League dreimal in Folge, waren ein Indikator für die Seuchen-Saison. Der unbedingte Siegeswillen, alles zu geben, schien in dieser Saison schlicht und ergreifend nicht mehr vorhanden zu sein. „Wir sind Menschen. Für mich ist das ein wenig normal, nachdem man drei Champions-League-Titel gewinnt“, um Toni Kroos zu zitieren. Etliche der Spieler, die in den Vorjahren zum Erfolg beigetragen haben, standen auch in dieser Saison im Aufgebot der Königlichen. Während Real eigentlich dafür bekannt sind, historische Aufholjagden und Last-Minute-Siege zu feiern, waren diese diesmal Mangelware, wenn nicht sogar gar nicht vorhanden.

Real Madrid's Spanish defender Sergio Ramos (C) holds the trophy after winning the UEFA Champions League final football match between Liverpool and Real Madrid at the Olympic Stadium in Kiev, Ukraine on May 26, 2018. - Real Madrid defeated Liverpool 3-1. (Photo by LLUIS GENE / AFP) (Photo credit should read LLUIS GENE/AFP/Getty Images)
Real Madrid gewann als erstes Team dreimal die Champions League in Folge – Foto: Lluis Gene/AFP/Getty Images

2. Cristiano Ronaldos Fehlen

Nach neun erfolgreichen Jahren, in denen sich Cristiano Ronaldo im Trikot von Real Madrid unsterblich gemacht und zum Rekordtorschützen geschossen hatte, verließ er die spanische Hauptstadt im Juli 2018 für 117 Millionen Euro in Richtung Juventus Turin. Den Königlichen fehlte fortan ein Spieler, der nicht nur 50 Tore in einer Saison schießen, sondern auch ein Charakter, der die anderen Profis und das gesamte Estadio Santiago Bernabéu mitziehen kann. Jemand, vor dem sich Kontrahenten auch fürchten. Es ist klar, dass man die 50 Tore, die ein scheidender Spieler hinterlässt, auf eine andere Art auffangen muss“, erklärte Dani Carvajal und fasste die aus dem Abgang resultierende Gesamtsituation damit gut zusammen:Die Erkenntnis, dass wir diesen Spieler, der aus dem Nichts Tore gemacht hatte, nicht mehr haben, hat uns Angst eingeflößt und viele Punkte gekostet.

3. Transferpolitik

Was hat sich Florentino Perez im vergangenen Sommer dabei gedacht? Mit Ronaldo verließ einer der gefährlichsten Offensivspieler der Welt den Klub, doch der von allen Seiten geforderte adäquate Nachfolger blieb aus. Zwar wurde mit Mariano Díaz der indirekte Nachfolger für die Offensive verpflichtet, immerhin bekam der von Olympique Lyon zurückgekehrte Angreifer mit der Rückennummer 7 gleich mal ein großes Erbe auferlegt. Mit lediglich vier Treffern aus 22 Pflichtspielen hinkt der 25-Jährige den Erwartungen jedoch Meilenweit hinterher und könnte nun schon wieder vor dem Abgang stehen. Ein Eden Hazard war Real zu jener Zeit offenbar zu teuer. Der Belgier steht erst jetzt, mit zwölfmonatiger Verspätung, vor einer Unterschrift an der Concha Espina. Die Transfers von Thibaut Courtois und Álvaro Odriozola hingegen waren gerade im Hinblick auf die Ablöse keine schlechten Tätigungen. Auch die Verpflichtungen der Youngster um Vinícius Júnior und Brahim Díaz, der im Winter kam, wirken verheißungsvoll für die Zukunft, wobei insbesondere Vinícius zu den wenigen Saison-Lichtblicken zählte. Eine richtige Verstärkung zum Vorjahr blieb jedoch auf ganzer Linie aus. Stattdessen sank die Qualität des Kaders nach 2017 ein weiteres Mal.

4. Schlechte Form einzelner Spieler

„Diese Saison, das können wir sagen, war kein einziger Spieler in Top-Form“, analysiert Kroos sowohl seine persönliche Leistung als auch jene im Kollektiv – um Karim Benzema bei der Kritik mal außen vor zu lassen. Der Franzose avancierte zum absoluten Torjäger der Königlichen und netzte satte 30 Mal ein. Nicht auszudenken, wo Real am Ende der Saison ohne ihm gelandet wäre. Führungsspieler, angefangen von Marcelo, der zwischenzeitlich sogar seinen Stammplatz verlor, über Raphaël Varane und Luka Modrić – um dabei nur einige zu nennen –, scheiterten nicht nur sportlich daran, an ihr Maximum aufzuschließen. Auch in Sachen Verantwortungen wurden jene Leistungsträger der Vorjahre ihren Rollen nicht gerecht. Um drei der Offensivspieler, Marco Asensio, Isco und Gareth Bale, für den es wohl die letzte Saison in der spanischen Hauptstadt war, gibt es ebenso wenig positives zu berichten. Alle drei enttäuschten. Für eine Leistungssteigerung hat keiner der Profis gesorgt, der auch 2017/18 schon im Kader gestanden hatte.

MADRID, SPAIN - APRIL 28: Raphaël Varane, Luka Modric and Marcos Llorente of Real Madrid look dejected during the La Liga match between Rayo Vallecano de Madrid and Real Madrid CF at Campo de Futbol de Vallecas on April 28, 2019 in Madrid, Spain. (Photo by Denis Doyle/Getty Images)
Allein in LaLiga gab es zwölf Niederlagen – Foto: Denis Doyle/Getty Images

5. Fehlende Verantwortung

Aus den mangelnden sportlichen Ergebnissen die richtigen Schlüsse ziehen und sich seiner Verantwortung bewusst sein? Das schien in der Saison 2018/19 den wenigsten möglich. Außer den kritischen Fragen, die sich Lopetegui, Solari und Zidane konfrontiert sahen, gab es nur einige wenige Ausnahmen, die sich der Verantwortung gestellt haben. Der Verantwortung in den schwierigen Zeiten nach vorne zu blicken, die Situation ehrlich und offen zu analysieren und vor allem: den Fans Mut zu machen. Ein Marco Asensio schob sie zwischenzeitlich sogar von sich. Während es bei anderen Vereinen die Bosse sind, die teils sogar bei einer „Minikrise“ das Wort ergreifen und versuchen, die Lage zu erkennen und knallhart zu erklären, übernahmen dies bei Real öffentlich nur Sergio Ramos und Luka Modrić. Der Mittelfeldstratege bei einer Pressekonferenz vor dem desaströsen Ausscheiden aus der Champions League, der Kapitän danach.

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Weitere solcher Handlungen seitens der Mitspieler oder Klubseite blieben aus und sorgten für zusätzliche Unruhe. Auch deshalb wird noch immer diskutiert: Welcher Grund ist der ausschlaggebende für die enttäuschende Saison, an dessen Ende als einzig positives Resultat, das Mindestziel, die Qualifikation zur Champions League, steht?

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Kommentare
Meine Top 5 Gründe:

- Perez
- Bale hatte keinen Golfschläger
- GOAT Don Vazquez hatte nur 0,0001% seiner Form
- wir spielten nicht gegen alle wie gegen Rom
- CR hatte kein gutes Jahr
 
An die Herren die in Perez den Schuldigen gefunden haben! Dann aber nur wenn ihr ihm auch all den Erfolg der letzten Jahre zuschreibt, was ihr vermitlich nicht tut!
Natürlich ist es ein katastophales Jahr, dass muss man so sagen!
Aber wer von euch hätte das vor der Saison gedacht?! Vermutlich die wenigsten! Wen praktisch kein einziger Spieler seine Form findet, da kann auch Perez nicht zaubern!
Ich habe schon den Gedanken gehabt, dass wir dieses Jahr keinen Titel gewinnen. Das stört mich jetzt auch wenig, mich stört es wie es gelaufen ist. Ein Spieler wie Asensio, der sich partout weigert Verantwortung zu übernehmen und irgendwie einfach noch ein paar Jahre ein Talent sein will! Weg mit ihm!
Ein Isco der sicher an guten Tagen weltklasse ist, dieses Jahr aber nicht einmal da ran gekommen und das Spiel gewaltig verlangsamt. Für unser Spiel vileicht einfach nicht geeignet.
Bale den ich bisher IMMER in Schutz genommen habe, einfach absolut auf ganzer Linie enteuscht hat!
Und dann noch Vasquez, sorry aber der hat einfach nicht die Qualität um bei Real zu sein!! Da wären wir mit Callejon viiiiel besser dran gewesen oder einem Jese... er nimmt einem Talent wie Brahim, Vini oder Ödegard den Platz weg. Der MUSS als erster weg!

Es regt mich auch auf was für ein Verhalten viele Fans an den Tag legen!
Wir haben Geschichte geschrieben, die Barca und sonst wer vermutlich nie schaffen werden!! Und dann kommt der Umbruch und die eigenen Spieler werden platt gemacht!!!
Ich weiss einfach nicht was die Menschen denken die im Bernabeu die Spieler auspfeiffen?! Dass dies den Spieler zu besserem antreibt?!?!? Sind die den Hirntot?!?!
Echt beschämend!
 
Meine fünf Gründe:
1. Perez
2. Perez
3. Perez
4. Perez
5. Perez

Ich verstehe deinen Frust über Perez und die vergangene Saison. Ich denke, dass diese Saison für jeden wahren Madridista schlimm war. Trotzdem finde ich es zu einfach, Perez alleine die Schuld für die verkorkste Saison zu geben. Ich muss auch zugeben, dass ich vom ganzen Erfolg geblendet war und dachte, unsere Kader wäre genug stark. Natürlich wusste ich, dass dies nicht eine Saison wie z.B 16/17 wird, aber dass unsere Stars so versagen? Alle hacken jetzt auf Spielern wie Bale und Marcelo herum, aber was ist mit den anderen? Modric spielte eine brillante WM und plötzlich kommt gar nichts mehr. Das Formtief von Varane, wo war unser Megatalent Asensio? Isco der sich letzte Saison noch darüber beklagt hat, dass er keine Stammplatz bei uns hat. Auch er hat komplett versagt. Keiner unserer Spieler hat das volle Jahr über überzeugt.Was ich damit sagen möchte: Diese Saison ist einfach alles schlecht gelaufen, was schlecht laufen kann. Für mich hat jeder eine Teilschuld daran. Die Führung und die Transferpolitik, die Trainer, denn keiner konnte sie wirklich erreichen und das Maximum aus ihnen holen. Aber vor allem die Spieler, welche Millionen dafür bekommen und Woche für Woche Müll zusammengespielt haben.

Ich denke die Schlüsse wurden daraus gezogen und wir werden einen spannenden Transfersommer erleben. Es müssen ein paar Schrauben angezogen werden und unser Ferrari wird wieder laufen und hochmotiviert in die neue Saison gehen.

Hala Madrid
 
Der Hauptgrund für das Abschmelzen der Leistungsfähigkeit der Mannschaft ist Transferpolitik. Die miserable Transferpolitik beginnt schon 2017. Ein stetige Ausdünnung des Kaders. Leistungsträger wurden ERSATZLOS abgegeben und der Kader mit jungen Talenten aufgefüllt. Das hat viele LaLiga Punkte gekostet. Eine strategische sowie situative ausgewogene Transferpolitik ist nicht erkennbar. Jetzt muss Madrid auf dem Transfermarkt mit der Brechstange Versäumnisse nachholen. Anstelle durch bedarfsgerechte Investitionen die Mannschaft Wettbewerbsfähigkeit zu halten, muss nun durch einen harten Cut die Mannschaft wieder wettbewerbsfähig gemacht machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
CR7 hat in den vergangenen Jahren nun mal über eklatante Schwächen im Team und Formtiefs der anderen Spieler hinweggetäuscht. Viele scheinen zu vergessen, dass er selbst in seiner "fatalen" Saison, die ihm soviele angelastet haben, 43 Tore in 43 Spielen geschossen hat.

Dass wir seit Jahren zweitklassige Spieler kaufen und so tun als wären sie absolute Weltspitze ist ebenfalls ein großer Grund. Tut mir leid (wirklich) aber mit Spielern wie Ceballos und Vasquez holst du keine Meisterschaft und schon garkeine CL.

Anfang/Mitte der 2000er hatte man das Problem alternde Weltklassespieler zu haben und keinen Ersatz zu verpflichten. Bei Amtsantritt hat Perez genau das gesagt und versprochen, dass ihm das nicht nochmal passieren wird. Anscheinend aber schon.
 
wieso werden die 2 Trainerwechsel garnicht erwähnt? Es hat sicherlich einen negativen Einfluss dass alle 3 Monate ein neuer Trainer mit neuen Gedanken auftaucht und alles umgekrempelt wird.
 
Anfang/Mitte der 2000er hatte man das Problem alternde Weltklassespieler zu haben und keinen Ersatz zu verpflichten. Bei Amtsantritt hat Perez genau das gesagt und versprochen, dass ihm das nicht nochmal passieren wird. Anscheinend aber schon.

Danke für diesen Post! Absolut den Nagel auf den Kopf getroffen.

Exakt das versuche ich seit Jahren - auch im realen Leben - klar zumachen. Viele Glauben ja, dass Benzema, Marcelo, Ramos, Modric, Kroos und alle Anderen bis 35/36 oder darüber hinaus auf Weltniveau performen können. Die Wahrheit ist aber, dass weit mehr als nur das Alter auf dem Papier entscheidend ist. Manche Spieler sind mit ~30 bereits satt und körperlich am Ende (vgl. Ronaldinho, Kaka, Schweinsteiger,..), manche hingegen erst mit mitte 30 (Cristiano, Drogba, Giggs,...). Es kommt schlicht auf den einzelnen Spieler an.

Cristiano ist bereits weg, Bale, Kroos, Marcelo, Ramos, Benzema und Modric sind über dreißig oder unmittelbar vor dieser Schwelle. Bei keinem der genannten sehe ich momentan einen ansatzweise ausreichenden Ersatz im Kader. Wir haben es schlicht verpennt über die Jahre junge Spieler zu verpflichten, welche unmittelbar weiterhelfen (Sane, Mbappe, Jesus, Umtiti, Skrinar,...) und zweifelsfrei das Potenzial haben ihren Vorgänger zu beerben. Stattdessen wurde auf Sparlösungen (Asensio, Ceballos, Mayoral, Valverde, Vallejo,...) gesetzt, welche bei allem Respekt, allesamt weit davon entfernt sind ihre Vorgänger auch nur ansatzweise adäquat zu ersetzen.

Durch unsere Inaktivität und das (bisherige) Scheitern unserer Spar- und Jugendpolitik hat uns einen unfassbaren Investitionsrückstand beschert, welcher kaum aufzuholen ist.
 

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