Interview

Eine goldene Zukunft soll es geben – Pérez offenbart seine Visionen

Anpfiff zur nächsten Runde! Wieder einmal stellte sich der zum Interview-Marathon-Mann mutierte Präsident Florentino Pérez den brennenden Fragen der Journalisten. In einem Exklusiv-Interview mit der spanischen Sportzeitschrift MARCA plauderte der 66-Jährige der Merengues einmal nicht über José Mourinho und Co., sondern vielmehr offenbarte er seine Vision für die Zukunft Real Madrids, klärte darüber hinaus über die finanzielle Situation der Blancos auf und stellte ein für alle mal fest, dass auch Cristiano Ronaldo integraler Bestandteil der Zukunft sein werde.

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Hat mit Real Madrid noch vieles vor: Florentino Pérez

„Wir Präsidenten sind eigentlich gar nicht so wichtig“

MADRID. Schlägt man in Spanien dieser Tage eine Sportzeitung auf, so ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering, dass man mit dem wiedergewählten Real-Präsidenten Florentino Pérez konfrontiert wird. Doch woher die plötzliche Beredsamkeit eines Mannes, der eher dafür bekannt ist, sich in Schweigen zu Hüllen? „In den letzten zwei Wochen habe ich sieben oder acht Interviews gegeben. Es gehört nicht zu meinen Gewohnheiten, so oft vor das Mikrofon zu treten und Themen anzusprechen, die in den Medien veröffentlicht werden, doch so konnten die Madridistas in dieser Kampagne meine Ideen hören. Ich sagte schon immer, dass die Spieler sprechen sollten. Wir Präsidenten sind eigentlich gar nicht so wichtig“, gab sich der 66-Jährige äußerst euphemistisch.

Doch im ersten Teil des großen Interviews mit der spanischen Sportzeitung MARCA ging es ausnahmsweise weniger um die aktuellen Themen, die die Titelblätter zieren, sondern und die grundsätzlichsten Vorstellungen und Visionen, die der Bauunternehmer für den Verein vorgesehen hat. Dabei erklärte er, dass der Klub zu seinem Amtseintritt vor zwei schweren Problemen stünde: Zum einen die prekäre finanzielle Situation und auf der anderen Seiten die verloren gegangene Identität des Klubs. Problem Nummer eins wurde erfolgreich gelöst – Zeit für den nächsten Schritt: „Die Situation ist ganz anders als im Jahr 2000. Es geht nicht mehr darum, folgenschwere Entscheidungen zu treffen, da wir nun in Normalität leben können. Jetzt müssen wir die Identität des Klubs wiederherstellen, er muss wieder den Socios (deutsch: Mitgliedern) gehören. Es existierte damals eine finanzielle Situation, die die Identität und Stabilität gefährdeten.“

Dabei stellte der Besitzer der Baufirma ACS klar,  dass er auch sehr vieles aus seiner ersten Amtszeit als Klubpräsident gelernt habe. „Ich verbleibe mit den Werten. Ich habe nun viel mehr Erfahrung. Ich kenne nun alles, was den Verein umgibt, insbesondere den Druck, von dem alle überrascht sind, wenn sie hierherkommen. Damit man ein Spieler von Madrid sein kann, muss man erstens ein guter Spieler sein. Darüber hinaus muss man einen klaren Kopf haben und drittens mit dem Druck auf und neben dem Feld umgehen können. Im Gegensatz zu anderen Vereinen müssen unsere Spieler sehr viele Prüfungen über sich ergehen lassen, um hier bestehen zu können“, so die harte Wahrheit laut „Floren“.

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„Ich will ein digitales Madrid, diese Ära wird kommen“

Doch wohin soll es den berühmtesten Fußballklub der Welt nun treiben? Pérez verdeutlichte die Wichtigkeit des Fortschritts in der heutigen Zeit ganz besonders, da man es in der spanischen Hauptstadt immer mehr mit finanzstarken russischen Oligarchen und Ölscheichs zu tun hat, die die heutige Fußballwelt kräftig aufmischen. „Es gibt noch sehr vieles für mich zu tun. Wir dürfen keinen Aspekt verschlafen, insbesondere nicht den Finanziellen. Wir sind die führende Kraft was die Einnahmen betrifft, doch es gibt Leute mit einer gewaltigen Investitionskraft und darum dürfen wir nicht still stehen. Die digitale Ära wird kommen und ich möchte auch ein digitales Madrid haben, das wird eines unserer Ziele für die kommenden vier Jahre werden: Alle unsere Einrichtungen, sowie die Vermarktung und die Organisation sollen digital werden“, präsentierte der Spanier seine Vision für die Zukunft.

„Haben jedes Jahr über 400 Millionen Euro plus gemacht“

Die digitale Revolution in Madrid steht zumindest auf einem sehr guten Fundament, denn „el presidente“ gab auch einen Einblick in den kommenden Geschäftsbericht und bei den Zahlen, die er lieferte, dürfte jedem Buchhalter das Herz aufgehen! „Wir werden diese Saison mit mehr als 520 Millionen Euro Einnahmen beenden. Der Socio (deutsch: das Mitglied) muss sich bewusst sein, dass wir von 100 Millionen auf 500 Millionen Euro gewachsen sind und wir jedes Jahr 400 Millionen Euro plus gemacht haben. Das ist der Verdienst der  Anstrengung der Socios (deutsch: Mitglieder), auch wenn sie nur neun Prozent zu den Einnahmen beigetragen haben“, so die erfreuliche Botschaft. „Die Ausgaben sind noch nicht berechnet, darum kann ich hier keine exakte Aussage geben, doch ich kann jetzt schon sagen, dass wir ganz sicher einen Überschuss erzielt haben. Als wir ankamen, bestand das Vermögen des Vereins aus 30 Millionen Euro, nun sind es 300 Millionen. Wir haben unser Vermögen also verzehnfacht.“ Florentino Pérez: Ein Geschäftsmann, wie er im Buche steht!

Auch in vielen weiteren Aspekten hat der Wittwer eine klare Vorstellung, wie die Zukunft Real Madrids auszusehen hat. So wird es hinsichtlich den Socios, den Besitzern des Vereins, die unter anderem auch den Präsidenten wählen und über den Geschäftsbericht abstimmen, ein paar Veränderungen geben: „Wir ermöglichen es nun, den Kindern und Enkelkindern unserer Socios Mitglieder werden zu können. Der Verein besitzt nun über 92.000 Socios. Dabei haben wir die Kosten für die Mitgliedschaft nicht erhöht.“ Schön für den Glücklichen, der sich Spanier und Socio nennen darf.

Doch wie sieht es mit dem Rest aus? Darf der Normalsterbliche Besucher auf günstigere Eintrittskarten hoffen? Leider nein! „Von allen Einnahmen machen die Socios neun Prozent aus. Ich erkenne an, dass wir die restlichen Eintrittskarten teuer anbieten. Mit den Socios machen wir 40 Millionen, mit dem Rest 100 Millionen inklusive den V.I.P-Plätzen. Das ganze Konzept rund um das Stadion, seien es die Socios, das Publikum im Allgemeinen, die Bernabéu-Tour oder die Events, für die wir das Stadion vermieten, generiert Einnahmen von  rund 160 Millionen Euro“, sprach der Baulöwe Klartext.

„Das Estadio Santiago Bernabéu wird nicht umbenannt“

Ein weiteres Prachtstück und Erbe seiner Präsidentschaft soll der Umbau des altehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu werden. Pérez gab zu verstehen, dass die Pläne für den Umbau weit fortgeschritten sind und gab erstmals bekannt, wann das Projekt in Angriff genommen wird. Welches schlussendlich den Zuschlag erhalten wird, wollte er dennoch nicht preisgeben: „Im September wollen wir das Projekt vergeben haben, damit wir im Sommer 2014 mit dem Bau beginnen können. Die vier vorgeschlagenen Projekte sind außergewöhnlich. Wir haben eine zweite Runde angefordert, in der sie unsere Vorstellung ganz genau umsetzen sollten. Wir wollen, dass dieses Gebäude zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt avanciert.“

Keine Frage: Der Fortschritt ist für Florentino das oberste Credo, nichtsdestotrotz hält der Spanier die Tradition der Königlichen in allen Ehren und gab zu verstehen, dass er das Stadion nicht umbenennen werde – auch nicht mit dem Namen des neuen Sponsor Fly Emirates. Eine einzige Ausnahme wäre es, wenn die Socios dies tatsächlich so wollen würden: Das Stadion wird weiterhin Santiago Bernabéu heißen. Fly Emirates ist genau am richtigen Ort, nämlich auf unserem Trikot. Ich habe noch nie mit diesem Gedanken gespielt. Man könnte einen Spitznamen geben, das wäre weder gut, noch schlecht, das macht man in vielen Stadien der Welt so. Die Socios haben schlussendlich die Entscheidungsmacht darüber. Alles ist möglich. Wir haben über 200 Millionen in das Stadion investiert. Als wir vor 13 Jahren kamen hatte es weder fließendes Wasser, noch Licht.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mehrheit der 92.000 Socios einen solchen Antrag für gut befinden würden, ist in der Realität jedoch äußerst gering.

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„Verlängerung mit Cristiano wird geschehen, alle wollen es“

Der Besitzer der ACS bekundete, dass auch in der Vergangenheit einige seiner Visionen und Träume nicht umgesetzt werden konnten, so wie zum Beispiel einige Transfers: „Ich konnte weder Vieira, noch Totti holen. Mit Ronaldinho hatten wir so unsere Zweifel, doch in diesem Jahr holten wir uns Beckham.“ Nichtsdestotrotz konnte der 66-Jährige einige große Fische an Land ziehen, darunter auch Superstar und 94-Millionen-Mann Cristiano Ronaldo. Und wieder einmal betonte der amtierende Chef der Blancos, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis man mit dem Aushängeschild des Madridismo eine Übereinkunft hinsichtlich der Verlängerung des Kontrakts erzielt haben werde: „Für Ronaldo haben wir einen großen Kraftakt vollzogen. Wir zahlten knapp 100 Millionen für ihn. Für einige mag das viel erscheinen und für andere wenig. Alle Aspekte dieses Transfers waren innerhalb der Strategie dieses Klubs… Ich werde mich so klar wie möglich ausdrücken. Mein Interesse und auch das Interesse Cristianos und der Anhängerschaft ist es, dass er hier noch viele Jahre spielen wird. Und wenn die ganze Welt das Gleiche möchte, dann wird es schwierig, dass es nicht geschehen wird. Ich will es, Madrid will es und Cristiano will es. Dabei gibt es absolut keine Zweifel. Es gibt immer Spieler, um die sich das Team dreht. Sei es Di Stéfano oder Zidane. Cristiano kann zu einer solchen Figur in die Geschichte Madrids eingehen, wie es Di Stéfano getan hat“, so das abschließende Machtwort des Präsidenten.

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