Spielbericht

Özil rettet einen Punkt – Real enttäuscht, aber zeigt großen Willen

Wenn das 2:1 im Hinspiel Majestätsbeleidigung war, dann war das heute eine Unterwerfung. Erst in Halbzeit zwei erinnerten sich die Königlichen der vergessenen Fähigkeiten und kämpfte sich zu einem verdienten Unentschieden zurück.

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Erlösung und Siegtreffer - Mesut Özil trifft zum ersten Mal in dieser Saison
Erlösung und Siegtreffer – Mesut Özil trifft zum ersten Mal in dieser Saison

Der BVB verzaubert das Bernabéu

MADRID. Es sollte die große Rache sein, die Majestätsbeleidigung vergessen machen, zeigen, wer als König(licher) über die Fußball-Welt herrscht. Doch das „kleine“ Dortmund KANN international, die volle Ladung Leidenschaft im Hinspiel war keine Signal-Iduna-Park-begünstigte Leistung! Und Real? Schulmädchen-Fußball! Vier, fünf Fouls am Rande der Legalität (von Experten gerne auch als „taktische Fouls“ bezeichnet) in der Anfangsphase und schon ist der Lolli entwendet, die Regierung auf dem Madrider Schulhof kommunistisch „gewählt“. Unterdrücker, Lolli-Dieb und Spielverderber war heute wieder der BVB, der vermeintliche Underdog, „la bestia negra-amarilla“ (zu Deutsch: die schwarz-gelbe Bestie).

Nach der Auslosung der Gruppenphase bezeichneten viele – nicht nur Experten – die Gruppe D mit vier aktuellen Landesmeistern als „Group of Death“, der Madridismo fand eher die Verbindung zu „D wie Décima“ – heute ist klar: Wenn das „D“ für etwas steht, dann für Dortmund. Denn die schafften es fast zur vorzeitigen Qualifizierung fürs Achtelfinale. Real Madrid wackelte gehörig und auch wenn der späte Ausgleich durch Mesut Özil eigentlich verdient war – königlich, war das heute wieder nicht! Wie kam es zu dieser Entzauberung? „Wir sind Real Madrid“, betont José Mourinho selbstbewusst und siegessicher, wenn sich bunte Mikrofone und Journalisten vor ihm versammeln – aber irgendwie findet dieser Standard-Spruch immer weniger Glauben. Das Real Madrid aus letzter Saison hätte sich nicht erst zur zweiten Halbzeit gewehrt, hätte die gegnerischen Flügelspieler nicht einfach laufen lassen, auch wenn der lange Ball auf den Mittelstürmer kommt, hätte zumindest daheim nicht mit sich spielen lassen und vor allem: dieses Spiel als Mannschaft gewonnen! Eine mannschaftliche Leistung zeigten vor allem die Dortmunder, die beiden Treffer in der 22. und 45. Minute: zucker- und bittersüß! Aber doch so einfach: Langer Ball auf Robert Lewandowski, der per Kopf in einer Höhe, die an die spanische Flugverbotszone reicht, erst auf Reus, später auf Großkreutz verlängerte. In der ersten Szene gähnte und guckte Linksverteidiger Álvaro Arbeloa dem Deutschen hinterher und dieser „reuste“ den Ball mit vollem Karacho in den kurzen Winkel (22. Minute). Da mochte man auch kein Iker Casillas sein! Kurz vor der Halbzeit überhörte und übersah Rechtsverteidiger Sergio Ramos die startenden Turbinen Kevin Großkreutz‘, der die polnische Kopfballverlängerung mitnahm und ihn zu Götze chippte, der bravourös und mit Hilfe von Arbeloa vollendete. Bei dessen Einsatz wusste man nicht, ob man von Dilettantismus oder von Unglück sprechen musste – die Fußspitze des Spaniers war es, die Iker Casillas zum zweiten Mal an diesem Abend, der der Revanche verschrieben war,  überwand. Was die Außenverteidiger regelrecht verbockten, machten die Innenverteidiger zwischendurch jedoch wieder wett. Dank des Einsatz von Raphaël Varane wurde der Özil-Eckball nur sechs Minuten nach Reus‘ Führung behauptet, der Deutsche durfte erneut flanken und in der Mitte konnte es nur einen Kopfballsieger geben: Mit der Wucht und dem Schwung einer tonnenschweren Abrissbirne stürzte sich Pepe mit vollem Einsatz in die hohe Flanke und knallte den Ball aus kurzer Distanz in den ansonsten wohl behüteten Kasten Roman Weidenfellers. Leider sollte es das vorerst mit der Wende im Spiel gewesen sein, die Gäste spielten weiterhin forsch, mutig und kämpferisch und gingen kurz vor der Halbzeit verdient durch das Eigentor Arbeloas erneut in Führung.

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Mit Energieleistung und Özil-Freistoß zum 2:2

Halbzeitpfiff. José Mourinho war am Zug. Er wechselte doppelt. Ein Mal zum Teil verletzungsbedingt, ein Mal zum Teil verwunderlich. Luka Modric war in den ersten 45 Minuten noch einer der wenigen, der die Arme öfter zum Ball-fordern als zum Reklamieren nutzte, dennoch musste er für den robusteren Michael Essien weichen. José Callejón wirbelte fortan für Gonzalo Higuaín, dessen hinterer Oberschenkel zwickete. Oder Reals Star-Coach zwickte die Sparflammen-Leistung seiner argentinischen Sturmspitze – wie es richtig geht, zeigte „Calleti“: sein Einsatz, seine Bewegungen und die zahlreichen Szenen rochen schon wieder stark nach dem tollen Fußball aus der vergangenen Saison. Doch bis zum Ausgleich sollte es lange dauern. Bis Mesut Özil sein erstes Saisontor erzielen und lautstark feiern sollte, hätten so einige Tore fallen können. Aber Spielverderber Weidenfeller parierte unter anderem eine Hundertprozentige von Ronaldo, Großkreutz kratzte später einen Callejón-Ball von der Linie. Dann kam die Minute 89: Schiedsrichter Cüneyt Cakir pfiff das gefühlt 20. Foul des BVBs ab, 20 Meter vorm Tor, Ronaldo überließ dem deutschen Spielmacher den goldenen Schuss. Und der schlenzte den Ball über die Mauer an den kurzen Pfosten – perfekt, 2:2!  Der Ausgleichstreffer war verdient, die Leistung dennoch nicht zufriedenstellend. Real Madrid ist zurzeit nicht Real Madrid, da kann José Mourinho erzählen, was er möchte. Den Gegenbeweis können sie am Sonntag beim Tabellenfünften aus Levante zeigen (Anpfiff 21:30, live auf LAOLA1.tv).

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum CL-Spiel gegen Borussia Dortmund
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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