
Ancelotti versucht’s offensiv im 3-4-3 und ohne Mittelstürmer
PHOENIX. Zum ersten Mal gastierte Real Madrid in Phoenix, Arizona. Im vierten Jahr in Folge trafen die Blancos auf Los Angeles Galaxy – mal wieder im Zuge des International Champions Cups, bei dem sich die spanischen Doppel-Titelverteidiger in diesem Jahr in K.O.-Runden messen lassen müssen.
Die erste Halbzeit verlief sehr kontrolliert. Ein Chancenverhältnis von 8:4 lässt erahnen, dass die Madrilenen Spiel und Gegner in der Hand hatten. Die Wahrheit jedoch ist: Madrid brillierte durch seine kurzen, direkten Kombinationen und Doppelpass-Stafetten, genauso wie durch lange, unberechenbare Bälle in die startende Spitze – meist in Form vom brandgefährlichen Cristiano Ronaldo. Carlo Ancelotti probierte erneut einiges aus, ließ mit Álvaro Morata und Karim Benzema beide Mittelstürmer auf der Bank. Auch hinten versuchte er einiges. Zwar stellte er, wie schon zuletzt, Denis Cheryshev auf, doch nicht rein als Linksverteidiger – der russische Flügelmann erfüllte in Offensiv-Situationen den linken Mittelfeldspieler, ließ eine Dreierkette hinter sich, orientierte sich im Defensiv-Verhalten jedoch zurück nach hinten und bildete damit einen Teil der Viererkette. Viel Laufarbeit für den beförderten Castilla-Torjäger, der seine Rolle heute ausgezeichnet machte – offensiv wie defensiv!
Doch auch ein anderer konnte von seiner ersten Szene an überzeugen und die erwartungsvollen Zuschauer begeistern: Cristiano Ronaldo! Neben Tricks und Übersteigern wusste er heute seine neue Rolle im Team perfekt umzusetzen: unermüdlich auf der linken Außenbahn, ballbehauptend und mannschaftsdienlich und im Zentrum gedankenschnell, brandgefährlich, torhungrig! Nach seinem Lattenkopfball in Minute acht (nach klasse Di María-Flanke mit rechts) waren dann auch die deutschen Zuschauer nachts um 4:45 Uhr wach! Seine immer größer werdende Mannschaftsdienlichkeit stellte der 28-Jährige in Minute 15 unter Beweis: Wundervoll und brillant aus der eigenen Hälfte von Isco in den Lauf bedient, nahm der Portugiese das Spielgerät nicht mit auf seine eigene Torjagd – sondern legte direkt quer auf den ebenfalls gestarteten Ángel Di María, der die Kugel nurnoch über Galaxy-Schlussmann Brian Rowe chippen musste – 1:0! Tor des Monats verdächtig, diese direkte Isco-Ronaldo-Di-María-Kombi!
CR7 weiterhin brandgefährlich – die nächsten Abschlüsse zischten knapp am langen Pfosten vorbei, wurden von Rowe pariert oder schossen raketenartig über die Latte. Ihm sollte das Abschlussglück heute fehlen, Ancelotti gönnte ihm eh eine kleine Auszeit und ließ ihn in der Halbzeitpause draußen – Karim Benzema kam dafür. Weiterhin fiel positiv auf: die Bewegung im königlichen Spiel, wurde ein Angriff erst mal durch „Box-to-Box-Mann“ Modric initiiert, sah die blaue Viererkette fünf Mann auf sich zu stürmen, die auf den Ball eines anderen lauerten. Zur Perfektion fehlte es noch ein Stück – denn dann wäre das Ergebnis heute etwas höher ausgefallen. Dennoch sind Ancelottis Ansätze zu sehen und das Team setzt diese Spiel um Spiel besser, feinfüßiger, sicherer und unberechenbarer um.
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Ronaldo bekommt Pause, Isco und Di María brillieren
Im zweiten Durchgang verließen Ronaldo und Pepe den Platz – Kaká ersetzte den Innenverteidiger als Kapitän, dadurch fiel der Brasilianer etwas öfter auf, doch die Doppelpass-Versuche mit Isco scheiterten meist an kleinen, technischen Fehlern. Er wurde später ebenfalls ausgewechselt, Benzema übernahm die Binde. Der Franzose sollte gleich einen Sahne-Einstand hinlegen, obwohl ein anderer in Minute 50 für „Zucker“ sorgte: Isco zeigte erneut, wie viel Gefühl in seinen Füßen steckt, sein Außenrist-Pass über 30 Meter, perfekt auf Benzemas Schlappen – zum Verlieben und Fingerlecken! Karim würdigte dieses Sahnestück des 21-Jährigen angemessen, indem er die Kugel eiskalt auf den langen Pfosten zog – 2:0 für Real Madrid!
Alles sah nach einer sicheren Sache aus, Isco hatte noch eine brillante Einzel-Aktion als er Schuss oder Pass antäuschte, Verteidiger aussteigen ließ und sein Schuss nur mit einer Glanzparade geklärt werden konnte. Doch die US-Amerikaner sollten noch mal ran kommen. Cheryshev klärte eine Flanke nicht optimal per Kopf zentral vor den Strafraum, dort nahm Jose Villarreal den Ball an, wurde von Modric und Mateos nicht angegriffen und zog trocken aus 18 Metern diagonal in den Winkel ab – López ohne Chance. Doch das war es dann auch schon, die „Galaxischen“ ohnehin nur mit zwei Torversuchen im zweiten Durchgang, die Königlichen erneut mit acht. Und sie hätten noch mehr verdient gehabt – selbst mit drei Angreifern gegen fünf ging ein Raunen durch’s Stadion. Die Laufwege stimmen bereits – die Art und Weise, wie das Bällchen im Dreieck hin und her gereicht wird? Teilweise atemberaubend! Aber leider meist doch noch fruchtlos, irgendwann schmiss sich doch noch ein Amerikaner in den Weg oder blockte den Pass. Nach einem guten aber zu zentral ausgeführten Isco-Freistoß durfte einer der beiden Männer des Abends vom Platz – Sami Khedira und Mesut Özil kamen für Isco und Modric, der mal wieder viel geschuftet hat. Der andere Mann des Abends spielte die 90 Minuten durch: Ángel Di María. In Minute 75 zeigte „el Fideo“ mal wieder, was für zielgenaue und effektive Bälle er spielen kann – unaufhaltbar von Morata in den Lauf bedient, benötigte die Flügelrakete nur einen Blick, um Benzema ausfindig zu machen und perfekt zu bedienen. Dieser stand dort, wo ein Mittelstürmer hingehört und musste aus fünf Metern die klasse Flanke nur noch per Kopf im Tor unterbringen. Doppelpack für den Franzosen, zweite Torbeteiligung des Argentiniers, der wenig später noch die Chance zum 4:1 hatte – aber seine Beine waren mal wieder zu schnell für das runde Leder.
Carlo Ancelotti wird zufrieden sein: seine Vorgaben werden immer besser umgesetzt – auch wenn die heutigen drei Tore alle durch lange Bälle und schnelle Angriffe statt von Kurzpass-Stafetten begleiteten Überzahl-Situationen entstanden. Auch im vierten Testspiel der Vorbereitung bleiben die Merengues ungeschlagen, selbst im neuen System und 90 Minuten mit Castilla-Jungs auf dem Platz (Mateos, Cheryshev, Casemiro) waren sie heute eine Nummer zu groß für die MLS-Mannschaft. Der 3:1-Sieg bedeutet gleichfalls, dass die Blancos nun am Samstag um 17 Uhr (MESZ: Sonntag, 2 Uhr) im „Sieger-Halbfinale“ mit dem FC Everton, der zuvor Juventus Turin im Elfmeterschießen bezwang, um den Einzug ins Finale des International Champions Cups kämpfen. Und wenn Real gegen Everton und Chelsea im anderen Halbfinale gegen Milan gewinnt, dann treffen die Blancos am 7. August um 21 Uhr (MESZ: Donnerstag, 3 Uhr) auf ihren Ex-Coach José Mourinho…
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