
„Gewinnen und gut spielen“ – das neue Madrid geht an den Start
MADRID. Es kommt nicht oft vor, dass man schon am Ende einer Saison wieder an den Anfang der kommenden denkt. Da Real Madrid das letzte Krisen-Jahr jedoch ohne Titel und ohne Trainer abschloss, gingen die Spieler am 1. Juni mit Betrübnis und Ungewissheit in die Sommerpause. 69 Tage später sind die Akkus wieder voll aufgeladen und die Zuversicht, nicht noch einmal so eine Spielzeit zu erleben, größer als angenommen. Viel hat sich beim spanischen Rekordmeister in dieser Zeit getan – viel Positives. Wie erhofft vollzog sich ein verheißungsvoller Umbruch an der Concha Espina. Mit Carlo Ancelotti wählte Florentino Pérez einen Nachfolger für José Mourinho aus, den er 2006 und 2009 bereits jagte. Ikone Zinédine Zidane als Assistent sowie kluge und zukunftsorientierte Neuverpflichtungen folgten auf den Italiener und schon war die Hoffnung der Fans, einmal mehr den Angriff auf Spanien und Europa zu wagen, zurück.
Auch wenn die Blancos erst heute Abend um 21 Uhr mit ihrer Pflichtspiel-Premiere unter Ancelotti ein neues Kapitel aufschlagen werden, ist das vorherige schon so gut wie vergessen. Das liegt am neuen Coach, der mit seiner bisherigen Arbeit keinerlei Zweifel am „neuen“ Real Madrid aufkommen ließ. Sein Motto: Mit spektakulärem Fußball zum Erfolg! „Gewinnen ist am Wichtigsten, aber das reicht nicht aus. Wir wollen gewinnen und gut spielen“, setzte der 54-Jährige bereits am Tage seiner Vorstellung die Messlatte hoch. Er versprach nicht zu viel. Was er binnen einem Monat auf die Beine gestellt hat, ist beachtlich und macht große Lust auf die neue Saison. Sechs Siege in sieben Testspielen sprechen Bände, doch viel wichtiger: Die Mannschaft präsentiert sich auf dem Platz wieder als Mannschaft und sprüht nur so vor Spielfreude. Die Abgänge von Gonzalo Higuaín, Raúl Albiol, José María Callejón und Michaël Essien wurden durch die Verpflichtungen von Isco Alarcón, Asier Illarramendi, Carlos Henrique Casemiro und Daniel Carvajal kompensiert. In Verbindung mit den beförderten Jugendspielern Jesé Rodríguez, Álvaro Morata, Denis Cheryshev und Nacho Fernández hat das Team zweifellos an Qualität und größerer Konkurrenz als jemals zuvor gewonnen. Die Vorbereitung war sogar so überzeugend, dass sich viele Fans nicht einmal mehr Gareth Bale wünschen.
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Das Ziel: Von Beginn an an die Tabellenspitze
Obwohl der versprochene Superstar aus Tottenham noch nicht den Weg auf die iberische Halbinsel gefunden hat, ist zum Liga-Auftakt gegen Betis Sevilla alles angerichtet. Die Andalusier kommen als krasser Außenseiter ins Bernabéu und alles andere als ein Sieg am ersten Spieltag wäre für die Hausherren eine riesige Enttäuschung. Daraus machte auch Ancelotti auf der obligatorischen Pressekonferenz keinen Hehl: „Wir wollen die drei Punkte, aber auch schönen und offensiven Fußball zeigen. Ich denke, dass die Mannschaft in der Vorbereitung gezeigt hat, zu was sie fähig ist und dasselbe wird sie auch gegen Betis tun.“ Am Freitag meinte Neuzugang Isco: „Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Monaten ein sehr attraktives Real Madrid sehen werden. Wichtig ist ein guter Start. Dafür sind wir vorbereitet.“
Anders als 2012, als man vogelwild startete und nach zehn Spieltagen bereits die Meisterschaft abhaken konnte, nehmen sich die Königlichen heuer vor, mit einem klaren Sieg von Beginn an die Tabelle anzuführen. Es könnte für diese Mission fast keinen besseren Gegner als Betis geben. Die Grün-Weißen zeichnen sich durch ihre Stärke in der Offensive aus, hinten sind sie anfällig. Gefundenes Fressen für Cristiano Ronaldo und Co.? In den letzten sechs Jahren war es zumindest immer eine deutliche Angelegenheit, wenn Betis zu Gast war: 2012/13 gewann Real zum Beispiel mit 3:1, 2011/12 mit 4:1 oder 2008/2009 gar mit 6:1. Überhaupt verlor das weiße Ballett ein Auftaktspiel im heimischen Stadion erst zum letzten Mal vor sage und schreibe 28 Jahren! Trainer Pepe Mel weiß, wie schwierig es ist, etwas aus Madrid mitzunehmen, aber zeigte sich im Vorfeld der Begegnung furchtlos: „Real Madrid ist für mich in diesem Jahr der klare Favorit auf den Titel. Sie haben sich am besten verstärkt und von allen Vereinen mit Abstand die stärkste Vorbereitung gespielt. Wie ich aber bereits sagte: Wir bleiben unserer Philosophie treu. Wir gehen in dieses Spiel, um es zu gewinnen. Natürlich wissen wir, wer unser Kontrahent ist, aber wir werden alles daran setzen, um Schaden anzurichten.“
Betis ohne Furcht, aber auch ohne Top-Torjäger Rubén Castro
Der Plan des David, den Goliath zu ärgern, stellt sich aufgrund eines Personalproblems jedoch noch größer heraus als ohnehin schon. Mel muss mit Rubén Castro verletzungsbedingt auf seinen Top-Torjäger der letzten Saison (in der Primera División 18 Tore in 34 Spielen) verzichten. Neuzugang Joan Verdú steckt den Kopf trotzdem nicht in den Sand und erklärte gegenüber der Sportzeitung MARCA: „Wir fahren mit der Absicht nach Madrid, etwas Positives mitzunehmen. Ein Unentschieden wäre ideal und nicht unmöglich. Es wird schwierig, aber wir werden alles geben!“ Interessant: Mit Juan Carlos und Juanfran stehen zwei Ex-Blancos bei dem Traditionsklub aus Sevilla unter Vertrag. Letzterer wird aller Voraussicht nach sogar einen Platz in der Startelf haben.

Die Frage der Fragen: Spielt Casillas oder López?
Den Merengues fehlen mit Xabi Alonso, Asier Illarramendi, Raphaël Varane, Denis Cheryshev (allesamt angeschlagen) und Fábio Coentrão (will den Verein verlassen) zwar auch wichtige Männer, doch anders als sein Gegenüber verfügt Ancelotti über einen Luxus-Kader. Die Qual der Wahl hat „Carletto“ vor allem auf der Torhüter-Position: Spielt Iker Casillas oder Diego López? Keiner der beiden Schlussmänner leistete sich während der Vorbereitung auch nur einen Fehler, weshalb sich der Übungsleiter mit einer Entscheidung bis heute Zeit ließ. Die spanischen Medien gehen allerdings davon aus, dass „San Iker“ den Vorzug vor López erhalten wird. Weiter gelten die Positionen des rechten Verteidigers (Carvajal oder Arbeloa?), des Abräumers (Casemiro oder Khedira?) sowie eines Spielmachers (Özil oder Di María?) als vakant. Die Leser von REAL TOTAL haben indes für folgende Aufstellung abgestimmt: Casillas – Carvajal, Pepe, Ramos, Marcelo – Casemiro – Özil, Modric Isco – Ronaldo, Benzema.
Cristiano Ronaldo bestreitet 200. Spiel im Real-Dress
[dataset id=25] Wem Ancelotti auch sein Vertrauen schenken wird, für jeden einzelnen gilt: Vollgas von der ersten Minute an und den Schwung aus der hervorragenden Vorbereitung mitnehmen! Einen Stammplatz sicher hat nach der „Pretemporada“ bis auf die unantastbaren Sergio Ramos und Cristiano Ronaldo sowieso niemand, weshalb heute auch die Chance besteht, sich mit einer tollen Leistung im ersten Team festzuspielen. Apropos CR7: Der Superstar, der sich in den sieben Testspielen mit sechs Buden für die neue Spielzeit warm schoss, bestreitet heute sein 200. Pflichtspiel als Madridista! Unfassbar: In diesen offiziellen Partien erzielte er 201 Treffer! Dass er sich in dieser Saison weiter in der vereinsinternen Torschützenliste vorarbeiten und mit Ferenc Puskas (237 Buden) eine weitere Legende einholen wird, zweifelt niemand an. Was der 28-Jährige und seine Mitspieler heute Abend ab 21 Uhr gegen den Underdog aus Sevilla veranstaltet, kannst du im REAL TOTAL-Liveticker mitverfolgen. Endlich geht‘s wieder los!
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