
Ronaldo erlöst geduldige Madrilenen gegen harmlose Gäste
MADRID. Frustbewältigung sieht irgendwie anders aus. Nach den dürftigen Leistungen in der Liga inklusive der herben 0:1-Pleite gegen Atlético Madrid am Wochenende erhoffte sich der Madridismo gegen den FC Kopenhagen eine Trotzreaktion! Der dänische Außenseiter kam dazu wie gerufen und konnte in den 90 Minuten nie zeigen, wie er in seinem ersten Gruppenspiel Juventus Turin einen Punkt abluchste. Für dominante 90 Minute hatte sich Carlo Ancelotti einige Änderungen in seiner Startelf überlegt: dass (der wiedergenesene) Iker Casillas seine Einsatzzeiten in der Champions League erhält, dürfte hinlänglich bekannt sein. Mit den Comebacks von Raphaël Varane und Marcelo überraschte der Italiener den einen oder anderen, Sergio Ramos und Fábio Coentrão durften genauso zuschauen, wie Álvaro Arbeloa, der durch den offensiveren Dani Carvajal ersetzt wurde. Vorne machten zwei Dreierketten den Dänen das Leben schwer, wobei Asier Illarramendi, die einzige Änderung (für Isco) darstellte.
Heißt auch: Ancelotti vertraute weiterhin auf Karim Benzema, der auch die erste gute Chance der Partie haben sollte. Der sehr offensive und spielfreudige Marcelo wurde geschickt, die erste von heute durchweg gefährlichen Flanken fand den Schädel des Franzosen kurz vor Gäste-Keeper John Wiland. Doch in leichter Schräg- und Rückenlage köpfte die Nummer 9 vorbei. Unglücklicher Einstand für Benzema, der aktuell stark in der Kritik steht und heute durch seine Mannschaftsdienlichkeit und Laufbereitschaft glänzte. Aber es gibt ja auch noch andere – Cristiano Ronaldo zeigte schon bevor die 100. Europapokal-Partie seiner Karriere angepfiffen wurde, wie heiß er auf die Champions-League-Premiere im Bernabéu war. Der 28-Jährige packte einige Tricks aus, stets unter der Bewunderung seiner dänischen Fans auf dem Spielfeld, ging aber auch viele Wege – oft auch ins Zentrum an die Mittellinie. Der dritte Offensivmann, Ángel Di María, hatte heute ebenfalls tonnenweise Ballkontakte, führte Standards aus und traute sich das eine oder andere Tempo-Dribbling gegen meist überforderte Gäste zu, im Abschluss fehlte es ihm anfangs noch an Glück. Dafür war ein anderer erfolgreich: CR7! Nachdem das Publikum schon fast ungeduldig wurde und Madrid die ersten Chancen ausließ, köpfte der Portugiese eine lange Flanke von Marcelo ins Glück. Beim 1:0 in der 21. Minute half jedoch die Kopenhagen-Defensive kräftig mit – dennoch bemerkenswert, dass Ronaldo an den langen Ball Marcelos, der sich wieder klasse frei lief und geschickt wurde, noch herankam. Es war sein insgesamt 54. Tor im 100. Einsatz in der Königsklasse.
Das 1:0 war gefallen, das Publikum erwachte und auch die Königlichen waren inzwischen auf Betriebstemperatur. Nach einem tollen Doppelpass mit Benzema vergab Di María die nächste Chance. Wenige Momente später schmiss sich erneut einer der tief stehenden Gäste in den Schuss von „el Fideo“, der sich von seinem Abschluss-Pech nicht beirren ließ. Doch mit der Führung im Rücken ließen es die Hausherren etwas ruhiger angehen – Ronaldo mit immer mehr Kabinettstückchen und auch der eine oder andere Teamkollege ließ sich zu Solo-Szenen hinreißen. Einzig Varane, Illarra und Modric machten ganz gewissenhaft ihren Job – vor allem der Kroate überzeugte mal wieder durch seine durchweg erfolgreichen Aktionen vorne wie hinten. Und Illarramendi freute sich nicht nur über die meisten Pässe, sondern auch die beste Pass-Quote. Bis auf eine Szene vor dem Seitenwechsel geschah nicht mehr viel – Di María noch mit einem Kopfballversuch nach Marcelo-Flanke, nach einem blutigen Kopfballduell wurde Pepe am Spielfeldrand getackert und mit Turban ausgestattet. Doch inmitten der gähnenden Passivität der Blauen hätte es dann fast doch noch geklingelt! Machte Casillas beim ersten Eckball der Partie schon nicht den konsequentesten Eindruck so stand spätestens beim Lattentreffer Gíslasons fest, dass ihm die Spielpraxis fehlt, so einfach wurde er beim Rauskommen geblockt. Schwein, äh, Modric gehabt – der Kroate klärte auf der Linie.
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Di María brilliert, Casillas rettet das „zu Null“
Auch im zweiten Durchgang bestätigte sich der Eindruck – Kopenhagen sehr verhalten, sehr abwartend und kaum bissig. Sie ließen die Hausherren machen, die jedoch kaum aus der Geduld zu kriegen waren – auch nach einigen vergebenen Chancen nicht. Ancelotti gab seinen Mannen klare Anweisungen: ruhig und variabler spielen, Spielstand erhöhen. Schritt für Schritt arbeiteten seine Schützlinge diese „To Do“-Liste ab. Modric und Carvajal mit Versuchen aus der Distanz, Di María brannte ebenfalls auf sein Erfolgserlebnis, ein Ronaldo-Freistoß aus 20 Metern senkte sich auf Wilands Gehäusedach. Die Solbakken-Elf hoffte auf einen „Lucky Punch“, sollte in der zweiten Hälfte aber nur in der Nachspielzeit ernsthaft vor Casillas erscheinen – bis zur 65. Minute lebte jedoch ihre Hoffnung. Dann machte ihnen erneut Ronaldo einen Strich durch die Rechnung: Die tolle Doppelpass-Kombination von Benzema und Di María köpfte der Portugiese zum 2:0 ein. Noch spektakulärer als das Kopfballtor: die Vorarbeit von „Ángelito“, der die Flanke mit einem „Rabona“ vor das Kopenhagen-Tor brachte – Schwierigkeitsgrad Weltklasse!
Sechs Minuten später dann die absolute Spielentscheidung: Gedankenschnell von Benzema geschickt, erhöhte der argentinische Flügelflitzer in der 71. Minute in typischer Manier aus 20 Metern zum 3:0. Mit den Einwechslungen von Isco Alarcón, Álvaro Morata (der nur dank einer Magenverstimmung Casemiros nicht aus dem Kader gestrichen wurde) und Jesé Rodríguez für die sehr aktiven Khedira, Benzema und den mit stehenden Ovationen verabschiedeten Modric (sah Reals einzige gelbe Karte), nahmen die Spanier auch einige Gänge raus. Illarra wurde zum einzigen, stets ruhigen Ballverteiler, alle Offensiv-Leute lauerten auf seine Pässe. Vor allem Isco wollte in seinen paar Minuten unbedingt noch ein Erfolgserlebnis verzeichnen. Was Morata, Ronaldo und Di María in den letzten Minuten noch fabrizierten, sollte Wiland aber nur noch ein Mal ernsthaft gefährden – in dem Fall aber ernsthaft! Erneut war der 25-jährige Argentinier zur Stelle, schnappte sich einen (durch Morata abgefälschten) Rückpass und war dann nicht mehr aufzuhalten – eiskalter Abschluss zum 4:0.
So fahren die Dänen nur mit einem blauen Auge nach Hause, es hätte auch schlimmer ausgehen können. Doch zu keinem Zeitpunkt spielte die Ancelotti-Elf „alles oder nichts“, auch die Gäste waren durchweg zu harmlos. Einzig die Schlussminuten hatten es noch mal in sich – erst rettete Casillas in letzter Instanz vor dem Kopenhagen-Stürmer, die fällige Ecke wehrte Jesé auf der Linie ab und im Nachschuss war Madrids Kapitän erneut zur Stelle. Am Boden hui, in der Luft naja. Dennoch bewahrte der sich nach Spielpraxis sehnende 32-Jährige seine Mannen vor dem 4:1, entsprechend darf sich der Madridismo endlich mal wieder über einen zu-Null-Sieg freuen. Am nächsten Samstag wird jedoch wieder Diego López zwischen den Pfosten stehen: UD Levante empfängt den Tabellendritten ab 20 Uhr (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).
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