Interview

„Benzema wird kritisiert, doch was machen die anderen?“

Was macht eigentlich Vereinslegende Roberto Carlos? Der 40-Jährige ist mittlerweile mit beiden Beinen fest im Trainer-Alltag angekommen und ist nun seit dem Sommer der neue Dirigent an der Seitenlinie des türkischen Vereins Sivasspor. In einem Interview mit der spanischen AS berichtet der Ex-Madrilene über seinen neuen Job als Trainer, über den alles andere als königlichen Start in der Meisterschaft und die Leistung Karim Benzemas.

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Carlos
Mag es nicht, wenn man nur einen für eine schlechte Phase verantwortlich macht: Roberto Carlos

„Als Trainer bin ich wie Del Bosque“

MADRID. Nachdem er im Jahre 2012 als Spielertrainer bei Anschi Machatschkala seine aktive Profi-Karriere beendete und gleichzeitig den Posten als Sportdirektor übernahm, wechselte Roberto Carlos in diesem Sommer zum türkischen Erstligisten Sivasspor. Auch wenn der ehemalige linke Verteidiger der „Galacticos“ noch nicht vor allzu langer Zeit die Schuhe durch den Anzug austauschte, hat er eine sehr genaue Vorstellung von seinem Amt als Trainer. Dabei ließ sich der Brasilianer von einer bestimmten Person besonders inspirieren: „Wenn irgendetwas mit den Spielern los ist, bin ich da, ich möchte ihnen das Leben vereinfachen. Ich bin wie Del Bosque. Intensität ist wichtig, aber gleichzeitig braucht es die Freude am Trainieren. Vicente dachte über Fußball nach, erholte sich, um dann wieder über Fußball nachzudenken. Ich bin da genau gleich.“

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Auch etliche Jahre nach der Entlassung des jetzigen Coachs der spanischen Nationalmannschaft bezeichnet der dreifache Champions-League-Sieger den Abgang Del Bosques als schweren Fehler, den er bis heute nicht wirklich nachvollziehen kann: „Er war ein völlig unkomplizierter Mensch. Del Bosque war wie ein Vater für mich und ich wollte nicht, dass er geht. Er wurde von allen geliebt“, gab der Ex-Blanco deutlich zu verstehen.

„Man muss Ancelotti genügend Zeit geben“

Selbstverständlich ist auch einem Roberto Carlos der durchwachsene Start der Blancos in der aktuellen Saison aufgefallen. Nichtsdestotrotz glaubt er daran, dass dieses Madrid seiner Anhängerschaft noch große Freude bereiten wird: „In der Meisterschaft wurde mit einigen Schwierigkeiten begonnen. Ancelotti ist ein neuer Trainer, mit einer neuen Philosophie und man muss ihm Zeit geben.“ Dass der Brasilianer noch immer einen sehr guten Draht zur Direktive und den Verantwortlichen der Merengues hat, steht außer Frage. Mit seinem alten Weggefährten Zinedine Zidane telefoniert er beispielsweise öfter. „Ich habe mit Zidane gesprochen und er ist mit seinem Job als Vize-Coach von Ancelotti sehr zufrieden. Von außen sieht es so aus, dass Zizou nicht viele Emotionen zeigt, aber innerhalb der Umkleide kontrolliert er zusammen mit Carlo alles. Dort gibt er alles weiter, was er einst gelernt hat“, verriet Carlos.

Hinsichtlich der aktuelle  personellen Situation bei seinem ehemaligen Arbeitgeber gab er zu verstehen, dass er bei seinem neuen Job als Chefcoach nun einen neuen Blickwinkel auf viele Geschehnisse habe, so zum Beispiel bei der Torwartfrage. „Wenn ich Ancelotti wäre, würde ich es anders machen. Ich würde, aufgrund der längeren Vereinszugehörigkeit und allem was er für diesen Verein verkörpert, Iker in der Meisterschaft aufstellen. Diego López, der über ein großes Selbstvertrauen besitzt, würde ich in der Champions League spielen lassen“, sagte er.

„Benzemas Leistungen werden zu wenig geschätzt“

An dieser Stelle brach der ehemalige Außenverteidiger besonders für einen Akteur der Madrilenen eine Lanze, nämlich für Karim Benzema. Der Coach von Sivasspor würde, unabhängig von der aktuellen Kritik die von allen Seiten auf den Spieler hagelt, auch voll und ganz auf den Franzosen setzten und ist der Ansicht, dass man den Stürmer nicht fair behandele. „Ich weiß, was man mit Benzema macht. Jeder spricht sehr gut über Morata, aber Morata hat erst gerade angefangen. Was Benzema braucht, ist Zeit um sich bei Madrid anzupassen. In Madrid spielen zu können ist nicht einfach. Man muss seine geleisteten Spiele und Tore schätzen.“ Gleichzeitig geht der gefürchtete Linksfuß mit dem Rest des Teams hart ins Gericht  „Man kritisiert Benzema, aber was haben die anderen gemacht? Wo sind die, die hinter ihm das Spiel machen? Er muss kein Pressing betreiben, er muss Tore erzielen. In unserer Ära presste Zidane nie, Ronaldo ebenso wenig. Die Menschen in Madrid wollen schönen Fußball sehen und über allem steht die Freude am Spiel.“

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Zu guter Letzt verdeutlichte der 40-Jährige, dass Madrid auch trotz des verkorksten Starts weiterhin international groß auftrumpfen könne: „Ich hoffe sie gewinnen la Décima. In der Liga läuft es für uns nicht so gut, doch das ist uns schon oft passiert und wir haben trotzdem die Champions League gewonnen. Doch im Moment fehlt noch einiges. Wenn sich alle zusammenschließen, werden die Fans sich erfreuen und Titel feiern können.“

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