
Unantastbar? Das war einmal…
MADRID. Sind Trainer in Besitz zweier großartiger Torhüter, die sich von der Leistung her nahezu auf Augenhöhe befinden, heißt es sehr oft seitens des Vereins: „Wir können froh sein, zwei so tolle Jungs zwischen den Pfosten zur Verfügung zu haben!“ Doch dabei gibt es immer auch eine Kehrseite der Medaille, denn bekanntlich steht nur einer am Ende im Tor, was beim Reservisten letztlich Unzufriedenheit auslöst – verständlich. Verständlich umso mehr, wenn der Ersatzmann fünf Auszeichnungen zum Welttorhüter der Jahre 2008, 2009, 2010, 2011 und 2012 in seiner Vita stehen hat und darüber hinaus nicht nur Kapitän der Mannschaft, sondern auch noch eine lebende Legende eines Weltvereins wie Real Madrid ist. Die Rede ist von Iker Casillas, dessen Unantastbarkeit der letzten Jahre Anfang 2013 stetig zu bröckeln begann – jüngst sogar auch in der spanischen Nationalmannschaft, wo Nationaltrainer Vicente del Bosque doch erst vor wenigen Wochen erklärte, dass Casillas sein Torhüter sei und der 32-Jährige aufgrund seiner großen Verdienste schlichtweg eine Sonderbehandlung genießen müsse.
„San Iker“ brach sich am 23. Januar die linke Hand, Diego López wurde wenige Tage später als Ersatz vom FC Sevilla geholt und ist seitdem die Nummer eins bei Real Madrid. Casillas darf das Tor nur noch in Copa del Rey und Champions League hüten und wird so am Ende der laufenden Saison auf maximal 22 Einsätze kommen – vorausgesetzt, die Merengues kommen in den beiden Pokalwettbewerben bis ins Endspiel! Ob der Mann, der seit 1989 das Trikot von Real Madrid trägt, jedoch all diese 22 Partien bestreiten wird, wenn das weiße Ballett bis in die Finalspiele vorstoßen kann, ist alles andere als sicher!

„Ich würde gerne für immer bei Real Madrid sein, aber…“
Bei einer Werbeveranstaltung seines privaten Sponsors HYUNDAI drohte der Kapitän nämlich mit Abschied! Er erklärte: „Ein Spieler durchlebt Zeiten, in denen er nicht der Protagonist ist. Da geht einem durch den Kopf, irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Ich bin ein Mensch, Fußballer. Ich habe neun Monate nicht gespielt und dann passiert das auch bei mir. Ich bin keine Maschine. Natürlich will ich hier weiterspielen, noch mehr Titel mit Real Madrid gewinnen. Ich bin seitdem ich ein kleines Kind war hier, aber es wird der Tag kommen, an dem vielleicht eine Entscheidung getroffen wird. Die Entscheidung des Trainers muss man respektieren. Das sind seine Entschlüsse. Ich würde gerne für immer bei Real Madrid sein, weil es der Klub ist, von dem ich schon als Kind geträumt habe. Das, was ich tun muss, ist: viel trainieren, um spielen zu können. Für den heutigen Tag ist mein Ziel, hier zu kämpfen und immer zu spielen. Wäre es nicht so, hätte ich dem Präsidenten im September gesagt, dass ich hätte gehen wollen. Dass ich von hier weg wollen würde – oder an Weihnachten. Aber ich habe mich dazu entschlossen, dass ich eine lange Zeit ein Teil dieser Mannschaft sein will. Wenn man mich in drei Monaten noch mal fragt und sich die Situation bis dahin nicht geändert hat, dann kann ich dir vielleicht sagen, dass ich daran denke, zu gehen.“
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Lob für Konkurrent López – „Der Verein steht über allem“
Casillas wird selbst jedoch am besten wissen, dass es schwer wird, am bestechenden López vorbeizukommen. „Er war in dieser Saison bisher genial und auch in der letzten. Er befindet sich auf einem sehr hohen Niveau“, lobte der Linksfuß seinen Konkurrenten. „Die Mitspieler gilt es zu respektieren, genauso die Entscheidungen der Trainer. Es gibt einen sehr guten Kampf, einen guten Konkurrenzkampf. In Madrid sind ja nicht nur Diego und ich, sondern auch Jesús und Tomás (Mejías; d. Red.). Und in der Nationalmannschaft auch noch Pepe Reina. Er ist fantastisch.“ Ein schlechtes Haar möchte er aus der Unzufriedenheit heraus absolut nicht verlieren – auch nicht am Verein. Im Gegenteil. „Ich danke Florentino für seine Worte. Im letzten Jahr habe ich mich aus Respekt vor dem Klub dazu entschieden, den Mund zu halten. Das war meine Entscheidung. Der Verein steht über allem und ich fühle mich sehr unterstützt“, so Casillas.
Real-Präsident Pérez hatte kürzlich gesagt: „Ich glaube, Iker ist derjenige, der dieses Thema am besten behandelt hat… Iker ist voller Hoffnung und wird bald ein Kind kriegen. Er trainiert sehr gut. Wir sind ausgesprochen zufrieden mit Casillas. Er hat seine neue Position wie ein echter Profi übernommen, so wie er es all die Jahre tat. Wir ziehen seinen Abgang nicht in Betracht. Er hat einen laufenden Vertrag und wir vertrauen darauf, dass er bis zum Ende seiner sportlichen Karriere in Madrid bleibt. Er ist bei uns, seit er neun Jahre alt ist und Madrid ist sein Zuhause. Er ist unser Kapitän und auch der der Nationalmannschaft, aber manchmal läuft es nicht immer perfekt. Wenn so etwas geschieht, muss man weiter hart arbeiten.“
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