Spielbericht

Schlagabtausch und 2:2 in Turin – Madrid wacht erst nach Pause auf

„Keine halben Sachen“ galt bislang in 15 Begegnungen zwischen Juventus Turin und Real Madrid. Auch der heutige vierte Spieltag der Champions-League-Gruppe B war von vielen Offensivaktionen gezeichnet, doch trennen sich Weiß-Schwarz und (Real heute erstmals in) Orange nur 2:2 – nachdem sowohl Juve als auch das sich mal wieder mit zwei Gesichtern präsentierende Real in Führung lagen.

813

Karim Benzema und Cristiano Ronaldo bejubeln ein Tor für Real Madrid gegen Juventus TUrin
Benzema legte Ronaldo den achten Turniertreffer und Ausgleich zum 1:1 auf

Erneuter Strafstoß bringt passives Real in Rückstand

TURIN. Das im September 2011 eröffnete Juventus Stadium freute sich auf königlichen Besuch – doch hatten die italienischen Tifosi im Duell zwischen Juventus Turin und Real Madrid nicht viele freundliche Willkommensworte für die spanischen Gäste übrig. Wie man es in der Liga inzwischen kennt, musste der Spitzenreiter der Champions-League-Gruppe B auch gegen einen leidenschaftlichen zwölften Mann antreten – entsprechend die Vorstellung des Dritten der Gruppe B: kampfbereit und konzentriert in der Defensive, forsch und mutig in der Offensive. Juves Ex- und Madrids aktueller Trainer, Carlo Ancelotti, roch diesen italienischen Braten – der 54-Jährige ließ seine Mannschaft sehr abwartend agieren. Gegen teilweise zu verspielte und kopflose Italiener schien der Fokus auf das Stellungsspiel zu wirken, leider nicht von Dauer.

Nach dem 3:2-Zittersieg bei Rayo Vallecano stellte „Carletto“ seine Mannschaft auf vier Positionen um – brachte Raphaël Varane, Marcelo, Sami Khedira und natürlich Iker Casillas für Diego López, Dani Carvajal, Ángel Di María sowie den verletzten Fábio Coentrão. Im inzwischen gewohnten 4-3-3 sollte es gegen erneut im mit Viererkette ungewohnten 4-3-3 der Italiener gehen. Dass Reals letzter Sieg im Zuhause der „Bianconeri“ einige Jahre her ist (1962, 0:1 durch Di Stéfano – seitdem fünf Niederlagen in regulärer Spielzeit) merkte man. Die Königlichen zwar in der Offensive mit einer Menge Bewegung (Bale, Ronaldo und Benzema versuchten die uneingespielte Viererkette auseinander zu rotieren), aber Juve mit mehr Anteilen und deutlich mehr Zug zum Tor – mussten die Hausherren auch: Nach drei Punkten aus drei Gruppenspielen stand der zwei-fache italienische Meister mit dem Rücken zur Wand. Die angesprochene Defensivreihe des Serie-A-Klubs machte jedoch einen gestetigteren Eindruck, als die der Spanier: Neu-Rechtsverteidiger Ramos mit dem einen oder anderen überflüssigen Ballverlust, Marcelo hin und wieder zu offensiv, einzig an Pepe und Varane schien alles abzuprallen. Noch.

Pogbas erster Fernschuss stellte keine Gefahr dar, Ronaldos Versuch am langen Pfosten vorbei war da schon gefährlicher. Doch auch nach Gareth Bales späterer guten Balleroberung am Tor-Aus der „Alten Dame“ und dem von Buffon gehaltenen Abschluss blieb der Eindruck, dass es sich bei den Madrilenen nur um Halb-Chancen durch Einzelaktionen handelte. Ganz anders auf der gegenüberliegenden Seite: Das 1:0 der Hausherren vereitelte Iker Casillas mit einem super Reflex – gegen den eigenen Mann! Pepe fälschte eine Pogba-Hereingabe (fast) unhaltbar ab. Zwischen einem Vidal- und einem Bale-Fernschuss und einer Rettungstat Varanes gegen Fernando Llorente, der eigentlich freies Feld hatte, vereitelte Casillas erneut die sichere (und inzwischen verdiente) Führung Juves. Bei zwei Bällen in der Luft blass, doch bei Marchisios Kopfball zeigte der Madrider Kapitän seine Reaktionsstärke. Zuvor entwich der italienische Offensive Marcelos Bewachung – die Madrilenen standen ohnehin sehr zentral und ließen die Außen oft (bewusst) ungedeckt.

In Orange gegen Schwarz-Weiß – dabei erinnerte die „abwarten und sicher spielen“-Taktik Madrids eher an altmodischere Tage, als es im Fernsehen nur Schwarz und Weiß gab. Alles andere als von „gestern“ war mal wieder Andrea Pirlo, alles ging über den 34-Jährigen Denker und Lenker und die Blancos ließen ihn respektvoll gewähren. Bei dem nächsten Tévez-Schuss aus der Ferne hatte der Italiener seine Füße freilich auch mit im Spiel. Doch auch nach über zehn fruchtlosen Torchancen gaben die Herren um den pass-sichersten Mann auf dem Feld nicht auf. Die Partie, die sich längst ein, zwei Treffer verdient hätte sollte jedoch nicht torlos in die Pause gehen. Begeisterte Varane in der Vergangenheit durch seine überragenden Risikofouls, so ging der Schuss in der 44. Minute nach hinten los: Viele routinierte Offensivstars hat der Franzose schon zum Verzweifeln gebracht, da hat ausgerechnet sein 20-jähriger Landsmann Paul Pogba das Abwehrjuwel zu einem Foul im Strafraum provoziert. Der Turiner stellte bei Varanes Risikogrätsche seinen Körper (beziehungsweise Standfuß) in der entscheidenden Sekunde in den Weg und es folgte der fünfte Strafstoß gegen die Königlichen aus den letzten drei Partien (!). Arturo Vidal lief an und ließ Casillas nicht den Hauch einer Chance – 1:0 für Juve, verdient!

Die Ancelotti-Elf legte direkt den Schalter um, doch haben vermutlich genau deswegen Benzema und Ronaldo sich gegenseitig auf dem Fuß gestanden, sonst wäre die gute Marcelo-Hereingabe wohl zum Ausgleich im Tor gelandet. Mit einem letzten königlichen Ausrufezeichen pfiff der stets souveräne Howard Webb, der Luka Modric zudem seine dritte gelbe Turnierkarte zeigte (er fehlt somit gegen Galatasaray am 27. November), den ersten Durchgang ab.

[advert]

Bestelle dir jetzt die neuen Trikots von Real Madrid: Heim-, Auswärts- oder CL-Shirt!

Real wacht auf, dreht das Spiel – trotzdem nur Unentschieden

In den zweiten 45 Minuten wurde die Partie dann auch, was den Spielstand angeht, dem Begriff „europäischer Klassiker“ gerecht! Carlo Ancelotti ließ seine Mannen nun offensiver und flüssiger spielen, Kilometerschrubber Modric orientierte sich weiter vor und verließ sich auf die Defensivdienste Alonsos. Auch die Außenverteidiger versuchten mehr. Die Orangen gingen früher drauf und wurden früh belohnt – Cáceres mit einem katastrophalen (aber auch leicht von Ronaldo abgelenkten) Rückpass, Benzema erahnte den nahenden Fehler. Entsprechend zündete die Madrider Offensivmaschinerie früh die Motoren, Benzema bediente Cristiano, der schob souverän und direkt an Gianluigi Buffon zum Ausgleich und seinem achten Turniertreffer ein (52.)! Die Spanier hatten ihren Takt gefunden, ausgerechnet der wiedergekehrte Taktgeber sorgte wenig später für das nächste dicke Ausrufezeichen – Alonso knallte den auftropfenden Ball aus 25 Metern mit seinem schwachen, linken Fuß an die Latte Buffons. Zu dem Zeitpunkt war die Turiner Fußballarena längst ruhig, selbst bei Ballkontakten des nicht wirklich beliebten Ronaldos. Wenig später eine Doppelchance der „Bianconeri“, Casillas wehrte eine Marchisio-Abnahme (nach erneut toller Aktion des unbändigen Pogbas) zentral ab, doch im Nachschuss scheiterte der Italiener am auf der Linie stehenden Pepe. Wo war eigentlich Bale? Im zweiten Durchgang etwas untergetaucht, war der erste Waliser in Madrids Geschichte in der 60. Minute voll da – er besorgte den Gästen nach Ronaldo-Vorarbeit (der zuvor klasse geschickt von Marcelo) die Führung zum 2:1! Eine lockere Körpertäuschung gegen Asamoah und ein trockener, satter Flachschuss reichten aus, um die Achtelfinalträume der 41.000 auf den Rängen zerplatzen zu lassen.

Zum 16. Mal begegnete der spanische dem italienischen Rekordmeister (nur gegen die Münchner Bayern trat Real Madrid öfter an – 20 Mal), doch im Gegensatz zu den vergangenen Duellen (acht Madrider Siege, sieben Juve-Siege) sollte es heute erstmals halben Sachen geben – nicht vom Spielverlauf, denn vom Spielstand her! Die Conte-Elf fand irgendwie in ihre Ordnung zurück, schüttelte sich und nutzte den nächsten Patzer Varanes eiskalt aus! Das Madrider Abwehrtalent verlor Llorente aus den Augen, der als einziger zum Ball ging und zum 2:2 ein köpfte (65.). Casillas ohne wirkliche Parierchance. Der Ausgleich aus fast heiterem Himmel, Turin mitsamt dem Stadion wieder wach! Doch nach einer weiteren Benzema-Chance und den Einwechslungen von Asier Illarramendi, Ángel Di María und Jesé Rodríguez (für Alonso, Bale und Benzema) sollte nicht mehr viel passieren. Nach vier gefallenen Toren mit einigen Defensivfehlern hatten die Torhüter das Sagen – Buffon und Casillas fischten, was kam.

Und während in Kopenhagen die Dänen mit 1:0 über Galatasaray Istanbul gewannen, schienen sich der spanische und der italienische Rekordmeister auf die Punkteteilung geeinigt zu haben. Die Königlichen, die mathematisch noch nicht sicher für die Runde der letzten 18 qualifiziert sind, können mit dem Punkt mehr anfangen, als die Italiener, die mit drei Zählern nun die rote Laterne in der Gruppe B halten, von deren Spitze nach wie vor die Offensivmaschine der Champions League (14 Tore nach vier Spieltagen) steht: Real Madrid! Das sechste von sieben Spielen binnen 22 Tagen endete Unentschieden, am Samstag endet mit dem 13. Spieltag gegen Real Sociedad (16 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker) die dritte englische Woche am Stück, ehe es in die letzte Länderspielpause des Jahres 2013 geht.

Du willst Real Madrid LIVE erleben? Sichere dir JETZT Tickets!

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes

Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum vierten CL-Gruppenspiel bei Juventus Turin
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

Du hast Fragen über REAL TOTAL? Da bin ich bin der Richtige: Chefredakteur und erster Ansprechpartner für Medien, Leser, Fans. ¡Hala Madrid!

Verwandte Artikel

Real Madrid siegt mit Blitz-Wende: Von 0:1 auf 2:1 in 73 Sekunden

Real Madrid schenkt dem RCD Mallorca im Santiago Bernabéu fünf Tore ein,...

Mbappé diesmal doppelt! Real Madrid erfüllt Pflicht in Oviedo

Wieder unspektakulär, aber wieder erfolgreich - und wieder dank Kylian Mbappé: Real...

Mbappé per Elfer: Real Madrid siegt bei Alonsos Heim-Debüt

Real Madrid startet unter Xabi Alonso siegreich in die Saison. Gegen den...

Doppelpack Mbappé: Real Madrid rüstet sich in Innsbruck

Éder Militão mit dem Anfang und Rodrygo Goes mit dem Ende, dazwischen...