
„Die Situation eskalierte und ich war mitverantwortlich“
JOHANNESBURG. Die spanische Nationalmannschaft darf sich, dank des einzigartigen Triple-Erfolges (Europameister 2008 und 2012, Weltmeister 2010) zu den größten Mannschaften in der Geschichte des internationalen Fußballs zählen. Die gute Stimmung, die unter anderem dank den faszinierenden Erfolgen herrschte, drohte aber abermals unter den Rivalitäten zwischen den Spielern Real Madrids und des FC Barcelona zu kippen. Insbesondere in den ersten beiden Jahren unter José Mourinho, als man unter anderem innerhalb kürzester Zeit vier Mal aufeinander traf, drohte die feindselige Stimmung zwischen den Erzrivalen auch das Klima der Nationalmannschaft zu verpesten.
Man kann von Glück sprechen, dass die beiden Alphatiere von Real und Barça, Iker Casillas und Xavi Hernández, in jener brenzligen Situation ausgiebig miteinander sprachen, um die aufgeladene Clásico-Stimmung der beiden Lager herunterzufahren. „Ich habe nichts gerettet. Ich habe Xavi angerufen, da es meine Pflicht und Verantwortung als Kapitän der Nationalmannschaft war. Ich sah, dass ich das tun musste, denn wir alle irrten uns gewaltig. Ich vertrete ein ganzes Land und verteidige eine Idee. Wir sprachen, um herauszufinden, warum alles schiefgelaufen ist. Seit ich ein kleines Kind war, habe ich noch nie so ein feindseliges Verhalten zwischen Madrid und Barcelona gesehen, wie es der Fall war. Ich war Protagonist eines unverzeihlichen Fehlers und war dafür mitverantwortlich. Und weil ich eine solche Situation noch nie gesehen hatte und Protagonist war, musste ich eine Entscheidung treffen“, erklärte der Kapitän der Merengues, wie er versuchte mit einem Anruf die Wogen zu glätten.
„Ich denke immer zuerst an das Team“
Es waren nicht wenige, die diesen Akt der Kompromissbereitschaft mit dem ewigen Rivalen sauer aufstieß. Dementsprechend fiel das Wort „Verrat“ häufig. Möglicherweise war es genau dieser angebliche Akt des Verrats, der sein Schicksal bei den Königlichen besiegelte. Verrat als angeblicher Grund für die Verbannung auf die Bank durch Mourinho?„Ich glaube nicht, dass ich darum auf der Bank sitze. Mein Gewissen ist absolut rein. Was mir klar ist, ist, dass Real Madrid als Team nicht dafür büßen musste. Ich denke immer zuerst ans Team, erst dann an mich. Nach diesem Anruf gewannen wir eine Copa del Rey und eine fantastische Meisterschaft, eine Supercopa und mit Spanien eine Europameisterschaft“, verteidigte sich der 32-Jährige.
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Casillas angefressen: „Wie es euch gefällt, Sticheleien zu finden“
„Ich spiele aus spieltechnischen Gründen nicht, das habe ich schon hundert Mal gesagt“, zeigte sich der Torhüter der Merengues im Interview mit EL PAÍS sichtlich genervt, das als Thema eigentlich nur die Nationalmannschaft beinhalten sollte. Dementsprechend giftig reagierte „San Iker“ auf das ständige Beharren seitens des Journalisten: „Wir sind doch hier, um über die Nationalmannschaft zu sprechen. Wie es euch doch gefällt, solche Sticheleien zu finden. Ich leide weiterhin und habe auch weiterhin Freude.“ Auch über die angeblichen Wechselgerüchte zum Madrider Erzfeind reagierte der Keeper empfindlich und gab zu verstehen, dass an den Gerüchten rund um ein Engagement in Katalonien absolut gar nichts dran sei. „Das Tor von Barcelona ist durch Victor sehr gut besetzt und auch wenn er gehen wird, wird sich nichts daran ändern. Er hat eine ehrliche Entscheidung gefällt, die sehr respektabel ist. Ich bin mir sicher: Bei Barcelona wird man einen guten Ersatz für ihn finden“, stellte Casillas fest.
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„Ich entscheide, was nach 2014 geschieht“
Auch wenn der Mann aus Móstoles im Verein nur die zweite Geige spielt, so hält man ihm zumindest in der Nationalmannschaft noch die Stange – mehr oder weniger zumindest. Doch wie lange wird Vicente del Bosque, sollte Casillas weiterhin mehrheitlich auf der Bank sitzen, noch auf seinen Schützling zählen? „Ich danke dem Mister, dass ich im Konföderationen-Pokal spielen konnte. Es war keine einfache Zeit für mich und er unterstützte mich sehr. Was nach 2014 geschieht? Die Entscheidung werde ich treffen, sofern wir nicht in der Gruppenphase ausscheiden und ihr Journalisten uns öffentlich abschlachten werdet“, macht sich der Real-Kapitän um die Zukunft in der Nationalmannschaft, obwohl er doch schon sein Karriere-Ende in der „Seleccíon“ ankündigte, noch wenige Gedanken.
Der fünffache spanische Meister und Welttorhüter erklärte außerdem, dass er trotz der eher ernüchternden Situation positiv in die Zukunft schaue und fest an sich glaube: „Niemand weiß, was morgen passieren wird. Man muss im Hier und Jetzt leben. Die vergangenen drei Jahre waren spektakulär, sei es mit der Nationalmannschaft oder mit dem Verein. Ich weiß nicht, was morgen passieren wird. Hoffentlich wird mir die gleiche Frage in einem Jahr gestellt und Madrid hat eine weitere Champions-League-Trophäe, Meisterschaft, sowie eine Copa del Rey und Spanien eine weitere Weltmeisterschaft.“
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