
Schäbiger Platz, selbstbewusste Dänen, aber Real hält Stand
KOPENHAGEN. Schon mal in einer lumpigen Absteige gewesen, auf dessen versüffter, flickenreicher Bühne ein Livekünstler gespielt hat, dessen wundervolles Klang-Gemisch aus Akustikgitarre und Stimme selbst den fiesen Geruch von Erbrochenem überdeckt hat? Ja? Willkommen zum Spielbericht „FC Kopenhagen gegen Real Madrid“!
Gut, dass die Madrilenen nicht ihre weiße, sondern die orange Arbeitskleidung für die sechste und letzte Partie in der Gruppe B eingepackt haben – aus dem feinen, weißen Stoff wären die Flecken wohl nie mehr raus gegangen… Schon beim gestrigen Abschlusstraining im Kopenhagener Parken Stadium bekamen die königlichen Feinfüße einen ersten Eindruck vom butterweichen, von Orkan Xaver geplagten und nicht nur Winterpausen- sondern Abriss-fälligen Geläuf. Heute taten sich die spanischen Gäste bei leichtem und fünf Grad frischem Regen anfangs schwer. Das hatte zwei Gründe: die schwierig bestielbare Spielfläche – Kopenhagen lauerte auf die anfangs häufigen Stoppfehler – und das aus zwölf aufeinanderfolgenden Heimspielen ohne Niederlagen geborene Selbstvertrauen der elf Dänen auf dem Platz und der 38.000 auf den Rängen. Bestens aufgelegt, sahen die Fans des FCK, wie beim Führenden der Gruppe B anfangs eher die gefragt waren, die eher für’s Grobe zuständig sind: Pepe, Xabi Alonso und Luka Modric nicht nur mit einer generell überragenden Partie, sondern auch wichtigen Aktionen in der schwierigen Anfangsphase, als sie ihrer Mannschaft viel Stabilität verschafften. Da war auch für den selbstbewussten und physisch anfangs präsenteren dänischen Meister nicht viel zu machen, nachdem Iker Casillas eine erste Flanke mühelos pflückte, wurde er lange nicht mehr beschäftigt.
Die ancelotti‘schen elf, die im Vergleich zum enttäuschenden 0:0 in Xàtiva auf sieben Positionen durch rotiert wurden, fanden sich mit der Zeit immer besser zurecht, konnten sich das Spielgerät vor dem Strafraum der Hausherren immer öfter und konzentrierter zuschieben. Ein erster Bale-Kopfball nach abgefälschter Arbeloa-Flanke ging daneben, doch nachdem in der Folge auch die ersten Schüsse von Karim Benzema und dem wiedergenesenen Cristiano Ronaldo am stark aufspielenden Johan Wiland abprallten, war einer der zuvor genannten zur Stelle, um die verdiente Führung der Madrilenen zu erzielen. Dank der Rückkehr Alonsos erfreut sich Luka Modric immer mehr offensiver Freiheiten und ist nicht erst seit heute als Fernschussexperte bekannt (Modrics bisherige vier Treffer für Madrid kamen von außerhalb des Strafraums) – doch ein Tor, wie das in der 25. Minute hat wohl auch Modric noch nicht erzielt. Hübsch bedient von Isco (zweiter Assist in der Königsklasse, sein fünfter insgesamt), schien der Kroate sich den Ball auf den linken Fuß zu legen, täuschte dann zwei Gegenspieler auf einen Streich und zirkelte fast aus dem Stand den Ball in den 20 Meter entfernten Winkel zu seinem ersten Saisontor – traumhaft!
„Alle für Ronaldo“, aber Modric zaubert die Führung
Orange jubelte über einen ersten Rekord (in 30 aufeinanderfolgenden Partien in der Königsklasse getroffen, Barcelona schaffte es einst nur auf 29) und Orange spielte fortan noch sicherer. Auch die Offensiven mit immer besseren Aktionen, Isco schnappte sich oft die Kugel und trickste sich durch die immer wackligere Kopenhagen-Defensive, auch Gareth Bale schien sich einiges vorgenommen zu haben. Nur einer lief noch nicht so rund – Cristiano Ronaldo. Ihm winkte ein Rekord mit nur einem Törchen – noch nie hatte ein Akteur neun Treffer in der Champions-League-Gruppenphase erzielt. Entsprechend fiel auf, wie oft der 28-Jährige sich ins Sturmzentrum orientierte und seine Kollegen ihn zu bedienen versuchten. Doch nach drei Pflichtspielen, in denen CR7 nur zuschauen durfte, fehlte ihm anfangs noch das Glück, dass ihn im Oktober und November noch so beflügelte. Marcelos Flanken segelten knapp über Ronaldo, Freistöße aus 35 Metern wurden knapp abgefälscht und FCK-Schlussmann Wiland ließ es sich nicht nehmen, den einen oder anderen klasse Schuss der Nummer 7 irgendwie noch abzuwehren. Er verlor jedoch sein Lächeln nicht, auch wenn er sich im Passspiel mit dem heute mal wieder maximal spielfreudigen Marcelo auf dem Platz noch oft schwer tat.
Dass sich die beiden Flanken-scheuensten Teams begegneten (vor dem Spieltag beide nicht mal 50 Flankenversuche) merkte man kaum, beide schlugen ungewohnt viele lange Bälle in den Strafraum und bei einer Szene zappelte das Leder auch im Netz – hinter Iker Casillas! Doch der Madrider Kapitän wurde im fünf-Meter-Strafraum entscheidend behindert, so ging es zu Recht beziehungsweise eher noch zu niedrig ausfallend mit 1:0 in die Pause.
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Ronaldo kriegt seine, aber vergibt den Rekord des Teams
Der Gesamteindruck des ersten Durchgangs bestätigte sich auch im zweiten. Brutal sicher hinten, wunderbar variabel vorne. Da sich Nacho Fernández nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr stabilisierte, konnten Marcelo und Arbeloa ihre stets fruchtbaren Vorstöße ausweiten – dank ihres läuferischen Aufwands, bekamen die Hausherren die Gäste nach den ersten 15 Minuten nicht mehr zu fassen. Vorne hagelte es dann Flanken oder die orange Offensivmaschinerie kombinierte sich zu Torgelegenheiten und kannten nur einen Leitsatz: „Alle für Ronaldo!“ In der 48. Minute war es auch schon soweit – Flanke Marcelo, Kopfball-Ablage Pepe, Tor Cristiano, fortan bekannt unter dem Titel: bester Torjäger der Königsklassen-Gruppenphase – neun Tore aus nur fünf Einsätzen! Zudem hat noch niemand zuvor 15 CL-Treffer in einem Kalenderjahr geschafft, wahnsinn!
Nach fünf Spieltagen war der FCK die Mannschaft mit den wenigsten (37) Torchancen. Dass die Merengues sich auch heute doppelt so viele Chancen erarbeiteten, als die Solbakken-Elf, lässt die Überlegenheit des spanischen Rekordmeisters erahnen. Kopenhagen wenn, dann nur noch durch Konter gefährlich, auch als die Madrilenen mit der sicheren 2:0-Führung im Rücken zwei Gänge und drei wichtige Spieler raus nahmen: der wuselige und bemühte Isco sowie die überragenden Alonso und Modric (leicht verletzt) gingen. Di María, Illarramendi und Casemiro kamen. Vor allem dem Argentinier war mal wieder anzumerken, wie er den Frust von sich spielen und auf sich aufmerksam machen wollte. Gute Dribblings folgten, seine beste Szene: ein Rabona-Pass/Schuss (wie im Hinspiel), der aber auf der Linie abgewehrt wurde. Der 25-Jährige ließ nicht nach und wollte den Königlichen den nächsten Rekord bescheren – ein drittes Tor und sie hätten so viele, wie noch keine Mannschaft in der Gruppenrunde zuvor (21).
Doch trotz aussichtsreichster Gelegenheiten sollte es nicht sein, selbst die beiden Tormaschinen versagten noch. Cristiano Ronaldo traf noch den Innenpfosten und verschluderte wenig später einen Elfmeter, als Wiland den halbherzig ausgeführten, halben Panenka-Elfer des Gefoulten roch und Bale brachte den Ball, freistehend vorm leeren Kasten, nach Di-María-Zuspiel nicht im Kasten der Dänen unter. Schade um den Rekord, doch das änderte nichts am Ausgang der Partie: Real Madrid siegt mit 2:0 im letzten Spiel der Gruppenphase, im letzten Spiel auf europäischer Bühne. Einer herausfordernden Bühne, die die Madrider Feinfüße zu meistern mussten. Zudem spielten die Blancos zum dritten Mal in Folge zu Null, das gab es das letzte Mal vor 124 Pflichtspielen.
Die nächste Partie: Am Samstag um 16 Uhr bei CA Osasuna (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker). Auch nicht die angenehmste Rasensorte in Pamplona…
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