Interview

„Ikers Gedanken ganz woanders“ – Dudek schließt Abgang nicht aus

Die Verpflichtung von Keylor Navas nimmt mehr und mehr Gestalt an. Die Königlichen werden voraussichtlich in den nächsten Tagen den Deal mit seinem derzeitigen Arbeitgeber UD Levante perfekt machen. Doch was wird dann aus Diego Lopez und Ikone Iker Casillas? Macht der Kapitän den Weg frei und versucht sich im Ausland? Welche Rolle würde der Costa Ricaner einnehmen? Ex-Real-Torwart Jerzy Dudek nahm im Interview mit Realmadrid.pl Stellung.

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Jerzy Dudek
Verbrachte vier Jahre bei Real Madrid: Jerzy Dudek

„Kommt Navas, dann vermutlich nicht als Nummer eins“

MADRID. Keylor Navas wird allem Anschein nach von UD Levante zu Real Madrid wechseln. In der nächsten Woche soll der Transfer des Torhüters aus Costa Rica über die Bühne gehen. Jerzy Dudek, der selbst von 2007 bis 2011 schon in der spanischen Hauptstadt unter Vertrag stand, bezweifelt jedoch noch, ob die mögliche Neuverpflichtung schon auf königlichem Niveau ist: „Ob Navas bereits ein Torwart für Real Madrid ist, weiß ich nicht. Da bin ich mir nicht sicher.“

Fest steht allerdings: Mit seinen Paraden und souveränen Auftritten machte der 27-Jährige bei der WM auf sich aufmerksam. Gegen Weltklasse-Stürmer wie Wayne Rooney, Robin van Persie oder Mario Balotelli behielt der Costa Ricaner in der regulären Spielzeit eine weiße Weste und ließ kein Gegentor zu. Eine bessere Bühne, sich für die Torwartposition bei Real zu bewerben, gab es wohl kaum. Zudem hat er seine Fähigkeit in La Liga mehrfach unter Beweis gestellt (in 47 Spielen 49 Gegentore), wobei er nicht auf Verteidiger eines Kalibers wie Sergio Ramos oder Pepe zählen konnte. In der Europa League blieb der 1,86-Meter-Mann dazu in insgesamt acht von zwölf Partien ohne Gegentor. Zahlen, die für sich sprechen. Genauso sieht es auch dann auch wieder Dudek: „Ich denke, dass ihn in Madrid alle gut kennen. Alle wissen um seine Fähigkeiten und wie er spielt.“ Trotzdem fügte der Pole hinzu: „Es fällt mir schwer, zu sagen, ob er die Nummer eins bei Real Madrid sein könnte. Wenn Navas nach Madrid kommen könnte, dann vermute ich ihn eher nicht als Nummer eins. Oder einer der Torhüter verlässt Real Madrid.“

„Warum nicht so wie in der letzten Saison?“

Wer geht, wer bleibt? Eine Diskussion, die „mit der Rückkehr von López zu Real und dem Konflikt zwischen Casillas und Mourinho“ begonnen habe, so Dudek. „Die Polemik begleitet uns fast die ganze Zeit. Wer denn geht, ob jemand geht, ob jemand vielleicht bleibt…“, meinte der Champions-League-Sieger von 2005 mit dem FC Liverpool. Der 41-Jährige fragt sich zudem: „Warum kann nicht alles so sein wie in der letzten Saison? Das war sehr gut für Real. López hat in der Liga super gespielt, Casillas hat es in der Champions League getan. Das war sehr vorteilhaft.“ Und er denke, dass „Ancelotti dasselbe wie letztes Jahr tun“ werde. Also: rotieren. Dann wäre mit einem zusätzlichen Navas jedoch ein Torwart zu viel an Bord.

Möglich scheint daher inzwischen selbst ein Abgang von „San Iker“, der Legende. Einen Wechsel der Torwart-Ikone schließt auch Dudek nicht aus: „Vielleicht geschieht es ja tatsächlich, dass Iker Casillas geht und sich im Ausland versucht.“ Ein Abschied des 1,96 Meter großen Konkurrenten López kommt für Dudek dafür nicht infrage: „Ich denke, dass López derzeit in einer besseren Situation ist, dass er sich nirgendwo hinbegeben muss, da er nicht eine solche Position wie Casillas hat. Für ihn ist es gut, so wie es ist. Er ist die Nummer eins, er muss nirgendwo hingehen.“

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„Real holte mich, um Iker zu mobilisieren“

Casillas hingegen wurde schon zu Dudeks Zeit beim weißen Ballett vorgeworfen, er würde im Training nicht die volle Leistungsbereitschaft zeigen: „Als ich das Angebot von Real Madrid bekam, sagte Mijatovic (Sportdirektor zwischen 2006 und 2009; d. Red.) mir, dass sie genau so einen suchen wie mich. Sie wollten Iker zum Training mobilisieren, sie wollten einen Freund haben, der immer bereit gewesen wäre zu spielen. Jemanden, der auf ihn einen guten Einfluss haben würde. Für mich war diese Aufgabe sehr schön. Und zu der Zeit, als ich Teil von Real Madrid war, wurde Iker der beste Torhüter, bekam den Goldenen Handschuh für die wenigsten Gegentore bei der WM in Südafrika. Er wurde Europameister, Weltmeister. Also wahrscheinlich braucht Iker jemanden, der ihn zum harten Training mobilisiert.“ 

Als Grund für das abhanden gekommene Dasein des Unantastbaren nennt der 60-fache polnische Nationalspieler einen, den er mit seinen eigenen Erfahrungen belegt: „Man kann auch sagen, dass nichts ewig währt. Er ist Vater geworden, so sind seine Gedanken auf ganz andere Dinge konzentriert. Ich erinnere mich, als mein Sohn auf die Welt kam, in den Niederlanden 1996. Da war ich auch ein wenig abgelenkt, meine Gedanken waren ganz andere. Iker erlebt denke ich genau dasselbe. Man lebt nicht nur vom Fußball. Sicherlich kann man sagen, dass da nicht vorhandene Konzentration ist.“ 

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REAL TOTAL

Hier schreibt die Redaktion von REAL TOTAL, dem führenden Magazin über Real Madrid im deutschsprachigen Raum.

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