
„Als ich kam, herrschte große Gelassenheit“
MADRID. Der große Auftrag ist eigentlich schon erledigt. Im Sommer letzten Jahres kam Carlo Ancelotti als Nachfolger von José Mourinho zu den Merengues. Das Ziel: „La Décima“ gewinnen und den Madridismo von seiner zwölfjährigen Besessenheit befreien. „Carletto“ und seinem Team gelang es dann tatsächlich, den Henkelpott in die spanischen Hauptstadt zu holen, im Finale der Champions League besiegte man Stadtrivale Atlético mit 4:1 nach Verlängerung. Doch der Weg dorthin war ein langer und steiniger. „The Special One“ hatte eine zerstrittene Mannschaft hinterlassen, das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern war extrem angespannt. Eine Baustelle, die Ancelotti zunächst zu bewältigen hatte. „Ich wusste, dass es vor meiner Ankunft viele Probleme in der Kabine gab, Probleme zwischen einigen Spielen und Mourinho. Alles, was im Privaten passierte, stand am nächsten Tag in den Zeitungen. Aber als ich übernahm, war wieder Ruhe eingekehrt. Ich musste mich nicht mit Spannungen aus der Vergangenheit herumschlagen“, berichtete der Italiener.
Vom ersten Tag an herrschte nach Aussage des 55-Jährigen eine gute Arbeitsatmosphäre, erwähnenswerte Probleme gab es nicht wirklich: „Als ich kam, herrschte große Gelassenheit. Alle waren motiviert und die Spieler waren sehr seriös. Vom ersten Tag an war die Stimmung gut. Natürlich ist das Leben eines Trainers voll von Problemen, aber die, welche ich in Madrid hatte, unterscheiden sich nicht großartig von denen bei anderen Klubs. Ich denke, dass es hier viel weniger Probleme gibt als in anderen Mannschaften. Seitdem ich nach Madrid kam, gab es keinen Streit in der Kabine. Weder fand ich einen unmotivierten Spieler vor noch hatte ich Auseinandersetzungen mit Spielern, weil wir nicht so spielen, wie wir wollten. Die Gruppe respektierte stets meine Entscheidungen.“
[advert]
Der Fall „Illarra“
Jenes Königsklassen-Finale war ein harter Kampf. Aber bereits vor der Partie hatte „el Maestro“ eine harte Entscheidung zu treffen: Dem etatmäßigen Ersatz des gelbgesperrten Xabi Alonso, Asier Illarramendi, musste er mitteilen, dass er nicht in der Startelf stehen würde. Ancelotti entschied sich für Sami Khedira, weil er mehr Sicherheit bei Standards haben wollte: „Ich wollte Illarramendi beginnen lassen, aber ich dachte darüber nach, dass ein Finale oft über ruhende Bälle entschieden wird. Xabi war einer unserer besten Spieler in der Luft und ohne ihn dachte ich, dass wir defensiv Probleme gegen Atlético bekommen würden, die eine schreckliche Mannschaft in dieser Disziplin sind. Ich entschied mich für die Zentimeter von Khedira anstatt für Illarramendis Jugend. Ich habe ihm das auch genauso erklärt. Es ist wichtig, immer die Wahrheit zu sagen.“
Ancelotti will nach England zurück
Der Kontrakt des Fußball-Lehrers läuft noch bis 2016. An einen Abschied von den Blancos hegt der Italiener derzeit aber keinerlei Gedanken, langfristig wolle er jedoch nach England zurückkehren. Vor allem, weil der Umgang zwischen Mannschaft und Fans von größerem Respekt geprägt sei als in Spanien: „Ich will nach England zurückkehren (trainierte Chelsea zwischen 2009 und 2011; d. Red.), weil es nicht den Druck wie in anderen Ländern gibt. In England lebt man den Fußball auf eine fantastische Art und Weise, es ist ein sportliches Paradies. Sie leben die Partien auf ihre Art. Es gibt keine Gewalt, keine Beschimpfungen, der Gegner wird immer respektiert. Wissen Sie, was mich in Spanien am meisten stört? Der fehlende Respekt der Leute. Ich bin problemlos in der Lage, den Druck der Medien sowie dem der Klubpräsidenten auszuhalten, aber die gewalttätigen Gesten in den Stadien nicht. Sie stören mich sehr. In Spanien existiert eine beeindruckende Rivalität zwischen Real und Atlético. Mir imponierte das Verhalten der Fans während dem Finale in Lissabon sehr. An diesem Tag gab Spanien ein positives Bild ab. Die Anhänger beider Teams respektierten die Regeln und kehrten fröhlich oder traurig nach Hause zurück, aber ohne Probleme. Das ist für mich Sport.“
DAS Real-Buch: »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN« – JETZT BESTELLEN!
Community-Beiträge