
„Auch andere Spieler haben bei der WM Fehler gemacht“
DOHA/MADRID. Die schwache Weltmeisterschaft der spanischen Nationalmannschaft schwebt immer noch wie ein Damoklesschwert über Iker Casillas. Viele sehen in dem fünfmaligen Welttorhüter einen der Hauptschuldigen für das Vorrundenaus der Selección, unterliefen dem 33-Jährigen beispielsweise in der Partie gegen die Niederlanden haarsträubende Fehler. Auch im Verein lief es zu Rundenbeginn alles andere als gut, zeitweise sah sich der Canterano Pfiffen der eigenen Anhängerschaft ausgesetzt. Nun sprang mit Oliver Kahn dem Real-Kapitän jemand zur Seite, der ganz genau weiß, wie es ist, wenn einem bei einem Weltturnier ein spielentscheidender Patzer unterläuft. 2002 ließ der damals in berauschender Form befindliche Nationaltorhüter der deutschen Nationalelf im Finale gegen Brasilien einen unplatzierten Rivaldo-Schuss nach vorne prallen und ermöglichte Ronaldo den Führungstreffer, der die 0:2-Final-Niederlage einleitete. Der ehemalige Bayern-Keeper stellte sich bei einer Presserunde in Doha hinter seinen Torwartkollegen: „Casillas hat bei der Weltmeisterschaft Fehler gemacht, so wie auch andere Spieler von Spanien. Es ist nicht gerecht, dass jetzt alles auf ihm abgeladen wird, auch wenn die Fehler eines Torwarts natürlich mehr auffallen. Er wurde als einer der Hauptschuldigen des Ausscheidens der spanischen Nationalmannschaft ausgemacht, aber so ist es nicht. Andere konnten auch nicht ihr Niveau von Südafrika 2010 erreichen.“
Aber nicht nur beim Interkontinentalturnier in Südamerika, sondern auch bereits in der letztjährigen Spielzeit, als Casillas nur in der Champions League und der Copa del Rey den Status als Nummer eins inne hatte, sowie zu Saisonbeginn erlitt das Denkmal des Kapitäns der Madrilenen weitere Dellen. Fehler im Champions-League-Finale, Fehler in der Nationalmannschaft, Unsicherheiten bei Standards, die Pfiffe im Bernabéu. Kahn glaubt jedoch, dass der Welt- und Europameister stark genug sei, dieses Tief durchzustehen und verwies dabei auf seine eigenen Erfahrungen: „Ich weiß, was Casillas derzeit durchlebt, denn ich habe das Gleiche durchgemacht. Es ist eine unglaubliche Aufgabe, die Motivation wieder zu finden, wenn du alles gewonnen hast und dir Missgeschicke unterlaufen. Diesen Moment durchzustehen ist sehr kompliziert, ich kann verstehen wie er sich psychisch fühlt und kenne den physischen wie psychischen Druck, den er erlebt. Aber ein Spieler seiner Klasse und seines Alters kann das durchstehen. Tatsächlich ist es so, dass er jetzt Stammtorhüter in Madrid und in der Nationalmannschaft ist, weil er diese Krise überwindet.“
„Ein Madrid wie zu seinen besten Zeiten“
Natürlich blieb auch die gegenwärtige Entwicklung der Königlichen dem dreifachen Welttorhüter nicht verborgen. Die Merengues zählen in seinen Augen zu den ganz heißen Anwärtern auf den Titel in der Königsklasse: „Bayern, Real und Barcelona sind die drei besten Mannschaften Europas, mit etwas Abstand zu den anderen. Ich sehe ein Madrid, wie zu seinen besten Zeiten und ich glaube, dass eine weitere Epoche mit derartigen Duellen, wie ich sie erlebt habe, bevorsteht.“
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Bei der Weltfußballerwahl im Januar hat der gebürtige Karlsruher allerdings seinen eigenen Favoriten, auch wenn er die üblichen Verdächtigen wieder vorne sieht: „Der Ballon d’Or hat sich in den letzten Jahren zu einem Tennismatch zwischen Messi und Ronaldo verwandelt. Es wird Zeit, dass sich die Wähler auf andere Spieler fixieren. Als Torhüter würde es mir gefallen, wenn ein Torhüter gewinnen würde. Die ganze Welt spricht von Neuer. Er hat mehr Möglichkeiten als andere, weil er nicht nur einfach Torhüter ist.“
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