
Das Fass zum Überlaufen gebracht
MÜNCHEN/MADRID. Was am Abend in sämtlichen spanischen Fußball-Talkshows das Gesprächsthema Nummer eins werden würde, war sofort klar. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das, was Xabi Alonso der SPORT BILD sagte, über alle Landesgrenzen. „Wenn Manuel (Neuer) den Ballon d’Or gewinnen würde, wäre es auf jeden Fall gerecht. Ich muss sagen, dass er nicht nur mit Abstand der beste Torwart ist, mit dem ich je zusammengespielt habe, sondern auch als ein elfter Feldspieler überragend ist.“ Worte, mit denen sich der 32-Jährige beim Madridismo selbst endgültig ins Abseits befördert hat.
Erst nahm man dem Spanier übel, dass er unmittelbar vor dem Ende der Transferperiode um einen Abgang bat und ausgerechnet Ex-Barça-Trainer Pep Guardiola eine neue Herausforderung annahm. Nicht wenige warfen dem dem Neu-Bayer vor, er habe die Mannschaft von Carlo Ancelott im Stich gelassen, zumal kurz zuvor mit Ángel Di María ein weiterer eminent wichtiger Mittelfeld-Akteur das Weite suchte und der Kader aus nur noch 19 Feldspielern besteht. Und jetzt seine Aussage, die in der spanischen Hauptstadt als pro Neuer und contra Casillas und Ronaldo verstanden wird und das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
#LaPortada ‘Xabi menosprecia a Iker y CR7’ pic.twitter.com/KHRSBfIO1M
— MARCA (@marca) 19. November 2014
„Hat er denn schon alles vergessen?“, fragen sich aufgebrachte und zugleich enttäuschte Real-Fans in den sozialen Netzwerken zuhauf. Was sie meinen? Mit einem bärenstarken „San Iker“ im Tor wurde Alonso mit Spanien beispielsweise zweimal Europameister, einmal Weltmeister, dazu auch dank Weltfußballer Ronaldo das, was er mit den Blancos unbedingt werden wollte: Champions-League-Sieger. Dass er Neuer nach nicht einmal drei Monaten derart in den Himmel lobt und über die beiden Legenden der Madrilenen stellt, löst einzig Unverständnis aus. Seine fünf Jahre bei den Königlichen scheinen wie weggeblasen. AS-Redakteur Tomás Roncero wütete in der Talkrunde „El Chiringuito de Jugones“: „Ich bin enttäuscht von Xabi! Ich will, dass es Bayern schlecht geht, sie sind arrogant.“ Zuvor twitterte der temperamentvolle Spanier bereits: „So viele Stunden an der Seite von Guardiola haben ihn sicher beeinflusst, um ein derartiges Urteil zu fällen.“
Die Frage nach dem Warum
Als eine „persönliche Revanche gegen Casillas“ bezeichnete Journalist Nacho Peña das Motiv Alonsos. Dass die ehemalige Nummer 14 eng mit Álvaro Arbeloa und Ex-Casillas-Konkurrent Diego López befreundet ist, ist hinlänglich bekannt. Gerade Arbeloa zoffte sich in der Vergangenheit ein ums andere Mal mit dem Kapitän. Ein einst freundschaftliches Verhältnis kühlte ab – bis heute. Dass der Schlussmann weder mit Arbeloa noch mit Alonso sprechen würde, verrieten Insider schon während der Saison 2012/13.
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„Ich bin jetzt kein Teil des Vereins mehr, aber nach wie vor ein Teil des Madridismo. Ich werde ein Madridista mehr sein und es auf ewig bleiben“, sagte Alonso, als er sich am 29. August in Richtung München verabschiedete. Ein Teil des Madridismo ist der Routinier aber spätestens seit dem gestrigen Mittwoch nicht mehr – zumindest, wenn es nach den wirklich treuen Anhängern geht. Denn: „Xabi Alonso fehlte mit seinen Worten nicht nur Respekt gegenüber Casillas und Cristiano. Alonso fehlte der Respekt vor Real Madrid“, brachte CADENA COPE-Reporter Manolo Lama auf den Punkt.
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