
Zwei Ecken, zwei Gegentore – Madrid schläft
VALLADOLID. Uninspiriert, mutlos, bürgerlich (oder anders gesagt: nicht königlich). So präsentierte sich zumindest das eine Real heute mal wieder, das aus Madrid. Das aus Valladolid begeisterte heute durch leidenschaftlichen Einsatz hinten und pure Effizienz vorne. Der spanische Meister hatte mehr Spielanteile, aber war irgendwie doch unterlegen und machtlos. Zu hart die Gangart der Kastilier für so manchen Feinfuß, zu geschlossen der Auftritt Miroslav Dukis Mannschaft. Mit Glück stand es für die Madrilenen zur Halbzeit 2:2 ausgeglichen – verdient hatten sie sich eher mal wieder einen dicken Denkzettel, den es in der Halbzeitpause dennoch gab. Glück aber auch, weil mit der Verletzung des ehemaligen Berliners Patrick Ebert der brandgefährliche Standardschütze ging. Zwei Ecken brachte der Deutsche vor Casillas‘ Kasten, zwei Mal netzte Manucho ein. In der siebten Minute sahen erst Sergio Ramos, Sami Khedira und Xabi Alonso unglücklich aus, als der Angolese die Kullerkugel aus zwei Metern in den Kasten bombte – in der 22. Minute hat zwar Ramos das Kopfball-Duell verloren, doch drei Meter vorm Tor kann ein Torhüter aus der Froschposition auch mal zur Abwehr nach oben springen.
Dabei sah es unmittelbar nach dem lauthals beschrienen Führungstreffer recht schnell wieder nach Wiedergutmachung aus: José Callejón erroch in der 12. Spielminute den Abwehrfehler der Hausherren, Valladolids Valiente rutschte wie vorhergesehen aus, Madrids Nummer 21 stibitzte den Ball direkt ab und legte nach innen. Dort stand der nächste mit dem feinen Näschen – Karim Benzema hatte sich bereits in Stellung gebracht und musste Callejóns Pass nurnoch über die Linie drücken. Statt Vollgas weiter Motorwürgen – die heute in grün auflaufenden Merengues waren schier ideenlos, in Zweikämpfen meist unterlegen – auch wenn Schiedsrichter Pérez Montero den Ronaldo-Bewachern wieder einige Schmuseeinheiten gönnte. Ebenfalls deprimierend: Der Gegensatz beider Mannschaften bei Standard-Situationen. Stramm wurden die Bälle Valladolids geschlagen, wuchtig wurde sich in die Flugbahn geschmissen. Doch so scharf, wie die lila-weißen Schnitte waren, so stumpf war die Klinge der Blancos. Aber dann sollte es noch diesen einen Glanzmoment geben, diese eine Szene in der drei, vier Kastilier nicht zur Bluttat griffen, der Moment in dem der Stern des Mesut Özil erstrahlte. Sonst in allen Belangen physisch unterlegen, traute er sich erneut das Solo gegen drei Verteidiger zu, fand einen freien Meter und danach den Pass auf Karim Benzema. Der riss den Weg für den Deutschen hinter sich frei, legte genial mit der Hacke zurück und Madrids Nummer 10 stolperte den Ball unter dem ansonsten guten Keeper Hernández durch – 2:2, wenige Sekunden vor Abpfiff der ersten Hälfte.
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Mesut Özil – unauffällig, genial, effizient
José Mourinho schien in der Kabine trotzdem kräftig auszuteilen und stellte direkt um. Er nahm den heutigen Linksverteidiger und eigentlich makellosen Nacho für Ángel Di María herunter – doch statt im 3-5-2 alles auf Sieg zu setzen, mühte sich fortan Callejón als linker Außenverteidiger ab. Und nachdem der Tabellendritte weiter geschlossen aber zielgenau wie eine Bambini-Mannschaft anrannte, opferte „the Special One“ mit Álvaro Arbeloa den nächsten Verteidiger – Luka Modric kam, Xabi Alonso wurde nach hinten versetzt. Von „All In“ war dennoch wenig zu spüren, da die Hausherren weiter mit allen Mitteln dagegen hielten. Doch inzwischen fanden auch die Favoriten einen Weg, sich zu wehren (die drei Gelben Karten gingen alle auf das Konto von Offensiv-Akteuren). Krampf statt Tanz – nachdem der Tabellensiebte sensationell durch zwei Standards in Führung ging, konnte die Geschichte dieses Spiels nur mit einer weiteren Situation aus ruhendem Ball zu Ende gehen. Kein Eckball, ein Freistoß – kein Ronaldo, sondern Özil. 18 Meter vor dem Tor, perfekte Position für einen linken Wattefuß und perfekt der Schlenzer über die Mauer, genau unter die Latte im kurzen Torwinkel. Respekt, Herr Özil! Drittes Tor im zweiten Spiel, kein unaufhaltsamer Lauf aber wenn er Partien, in denen er sonst kaum zu sehen ist, immer auf diese Art und Weise entscheidet – dann bitte weiter so. Gerne schon wieder am Mittwoch, da steigt um 22 Uhr das Hinspiel im Achtelfinale der Copa del Rey gegen Celta Vigo (22 Uhr, LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker).
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