Interview

„Ich lauere nicht darauf, dass Carlo seinen Platz für mich frei macht“

Zinédine Zidane hat sich zur laufenden Saison von der ersten in die zweite Mannschaft verabschiedet, hat jedoch weiterhin stets ein Auge auf die Truppe von Carlo Ancelotti – weil er nur darauf wartet, ihn alsbald als Chefcoach zu beerben? „Unsinn“, stellte der Franzose gegenüber WELT AM SONNTAG klar und sprach dazu über die Weltfußballer-Wahl, die Champions League und seinen Sohn Enzo.

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Zinédine Zidane
Zinédine Zidane fungierte 2013/14 noch als Assistent von Carlo Ancelotti

ZINÉDINE ZIDANE über…

…den Ausgang der Weltfußballer-Wahl: „Ich verstehe, dass die Deutschen gern Manuel Neuer als Weltfußballer gesehen hätten. Nicht nur in Deutschland wurde ja darüber diskutiert, ob Neuer nicht die bessere Wahl gewesen wäre, auch in Spanien und Frankreich gab es diese Debatte. Ich hätte Neuer den Titel sehr gegönnt. Er hätte ihn wirklich verdient gehabt. Er ist ein fantastischer Spieler, der das Torwartspiel auf ein anderes Level gehoben hat mit seinem offensiven Spiel, ein Phänomen zwischen den Pfosten. Aber gleichzeitig ist da Ronaldo, ein Spieler wie von einem anderen Planeten, er ist wie ein Alien. Was er kann, ist einmalig. Insofern ist es einfach bitter für Neuer, dass er ausgerechnet jetzt gegen Ronaldo antreten musste.“

…den Entschluss, Trainer der Castilla zu werden: „Das war eine sehr bewusste Entscheidung. Ich mag früher ein guter Spieler gewesen sein. Aber als Trainer bin ich ein Anfänger. Ich will Schritt für Schritt besser werden. Natürlich gab es ein paar Anfragen aus ersten Ligen. Aber ich möchte es richtig machen und nicht nur wegen meiner Vergangenheit einen Job bekommen, sondern wegen meines Könnens. Dafür muss ich lernen. Es ist ein ganz anderer Job als Fußball spielen. Dieser Lernprozess braucht Zeit.“

…die Behauptung, er würde nur darauf warten, Carlo Ancelottis Cheftrainer-Posten zu übernehmen: „Das ist Unsinn. Ich bin Trainer der Castilla, und ich bin das sehr gern. Ich lauere nicht darauf, dass ein anderer einen Platz für mich frei macht. Ancelotti ist ein fantastischer Trainer, von dem ich viel lerne. Ich hoffe, dass er noch lange Coach von Real Madrid ist. Ob ich ihn irgendwann beerbe, weiß ich nicht. Das ist jetzt auch nicht mein Thema.“

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…sich als Trainer für seinen ältesten Sohn Enzo: „Das funktioniert prima. Ich behandle ihn wie jeden anderen Spieler. Ich hoffe, dass ich auch noch meine anderen drei Söhne irgendwann in meine Mannschaft bekomme. Sie spielen ja auch in der Jugend von Real.“

…die Frage, ob Enzo so gut sei wie er einst: „Nein. (lacht) Noch nicht. Aber er ist ja auch erst 19. Es wäre bedenklich, wenn er jetzt schon so gut wäre wie ich zu meiner besten Zeit. Aber ich hoffe, dass er es wird. Gern auch besser.“

…sich als Ratgeber für Enzo: „Ich bin da eher der ruhige Typ. Ich rufe nie etwas rein. Manchmal sprechen wir Zuhause über das Spiel, analysieren vielleicht die eine oder andere Situation. Aber ich will keinen Druck aufbauen, und Fußball soll auch nicht im Mittelpunkt unserer Familie stehen. Nein, ich bin schon ein ruhiger Vater, entspannt.“

…das Champions-League-Achtelfinale gegen Schalke 04: „Ich würde als ‚Madridista‘ gerne sagen, dassSchalke keine Chance und Real das Viertelfinale schon sicher hat. Aber gerade in der K.o.-Phase kann alles passieren. Zwei Spiele sind zweimal die Chance, dass der Außenseiter über sich hinaus wächst. Man muss immer vorsichtig sein – gegen eine deutsche Mannschaft erst recht.“

…ein mögliches Endspiel zwischen Real Madrid und Bayern München: „Das wäre das logische Finale, stimmt, aber Logik hat im Fußball nichts zu suchen. Es gibt keine Logik mehr. Die Spitze ist so nah zusammengerückt, es gibt ab einem gewissen Level keine kleinen Teams mehr, schon gar nicht in der Champions League. Dort gibt es keine leichten Siege. Diese Zeiten sind lange vorbei. Dort kämpfen alle wie verrückt.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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