
Mourinho experimentiert
VIGO. 21:17 Uhr: Die Hinspiel-Partie im Achtelfinal-Hinspiel der Copa del Rey zwischen Celta Vigo und Real Madrid war noch längst nicht angepfiffen, da sorgte José Mourinho, seines Zeichens Cheftrainer der Königlichen, mit seiner Aufstellung bereits für die erste kleine Überraschung. Obwohl es mit den Celtiñas gegen einen Erstligisten ging, stellte „the Special One“ Antonio Adán anstelle von Nummer eins und Kapitän Iker Casillas ins Tor, mutete dem 19-jährigen Youngster Raphaël Varane die Rolle als Rechtsverteidiger zu, wofür Álvaro Arbeloa die linke Seite beackerte und im Zentrum dann auch noch der sonst so chancenlose Routinier Ricardo Carvalho neben dem heutigen Kapitän Pepe ran durfte. Weitere, aber wenig spektakuläre Änderungen: Luka Modric für den zuletzt in Gala-Form aufspielenden Mesut Özil sowie Michaël Essien auf der Sechserposition für Sami Khedira. Vorne sollten Ángel Di María, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema für Wirbel sorgen.
Vigo versteckt sich nicht
Doch hinein ins Geschehen, das um 22:01 Uhr angepfiffen wurde: Es sah sofort danach aus, als wären es die heute in dunklen Trikots gekleideten Blancos, die einen guten Tag erwischen sollten und das Zepter in die Hand nehmen, so setzte Di María mit einem Schuss in der ersten Minute eine Duftmarke und stellte Celta-Keeper Álvarez auf dem glitschigen und nassen Rasen auf die Probe. Wenige Momente später düpierte Cristiano Ronaldo einen Galizier, zog nach Innen und prüfte den Schlussmann mit einem harten Schuss. Das Leder kam jedoch viel zu zentral bei Álvarez an (3. Minute). Weitere Chancen der Real-Stars waren fortan allerdings Mangelware, das Blatt begann sich zu wenden. Celta Vigo legte den Hebel auf „forsch“ um, riss das Spiel inbesondere dank der kräftigen Unterstützung der eigenen Fans an sich und zwang Real immer weiter in die Defensive! Schon in der Anfangsviertelstunde waren die Gastgeber spielbestimmend, wirklich große Torchancen konnte aber keine der beiden Mannschaften kreieren.
Dann aber war Schluss mit dem Abtasten. 15. Minute: Celtas Aspas mit dem schnellen Vorstoß über Links bediente den am zweiten Pfosten viel zu frei stehenden Chu-Young, der den Ball aus wenigen Metern aber nicht entscheidend behaupten konnte. Glück gehabt! Wer dachte, die Madrilenen würden nach den ersten 15, 20 Minuten aus ihrem Schlaf erwachen, hat sich getäuscht. Vom Mourinho-Team weiterhin zu sehen: Abspielfehler hier, Abspielfehler da, reihenweise Missverständnisse. Real einfach ohne zündende Ideen, Vigo viel kämpferischer. Um einige Namen zu nennen: Cristiano Ronaldo wirkte schon früh nach einigen nicht gegebenen Freistößen genervt, Luka Modric war zwar bemüht, aber ohne zwingende Aktionen, Ángel Di María schien bis auf den Schuss nach Anstoß komplett abgemeldet. Und dann kam es für Madrid faustdick: Karim Benzema fasste sich in der 30. Minuten an den rechten Knöchel und musste zwei Minuten später für José Callejón ausgetauscht werden (32.). Der Franzose tat sich ohne Fremdverschulden weh, rutschte auf dem nassen Terrain weg. Bitter. Noch bitterer, dass es immer mehr anfing, aus Kübeln zu schütten. Ob das schon bis dahin nicht vorhandene Kombinationsspiel jetzt aufkeimen würde? Nein, es fehlte schlichtweg die Durchschlagskraft und insbesondere ein „Hirn“ im Spiel der Königlichen gegen die immer mutiger werdenden Galizier. Mourinho gefiel dieser Abend nicht, er schickte Mesut Özil in der 35. Minute zum Warmmachen. Trotz des fortwährenden 0:0 schon früh ein gebrauchter Abend für die Hauptstädter?
5:0 Ecken für die Gastgeber – schmeichelhaftes 0:0 zur Pause
Spätestens nach einem Eckenverhältnis von 5:0 zugunsten Vigos nach 40 Minuten schien es fast schon so. Dazu folgten gefährliche Chancen für den Underdog am Fließband. Pepe vor dem einschussbereiten Bermejo in der 39. Minute, Bermejo bei der anschließenden Ecke hauchdünn mit dem Kopf am langen Pfosten vorbei, Chu-Young in der 46. mit der nahezu selben riesen Möglichkeit. Das torlose Remis für Madrid zur Pause durchaus schmeichelhaft.
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Zwei Nackenschläge in Halbzeit zwei, CR7 mit dem Anschluss
Nicht nur die Seiten wurden nach dem Halbzeitpfiff gewechselt – Mourinho reagierte erneut und brachte Özil für den blassen Di María. Madrid nun zwar mit mehr Ballbesitz als in Hälfte eins, doch zehn Minuten nach Wiederanpfiff mit dem ersten blauen Auge. Der Däne Krohn-Dehli kam über die halblinke Seite, schlug den Ball ins Zentrum, wo die komplette Hintermannschaft Reals den Arm hob und auf Abseits monierte, ohne aber zu wissen, das Bermejo nicht in der verbotenen Zone stand und den Ball versenkte. 1:0 für Celta Vigo – und das nicht unverdient! Die Reaktion der Gäste? Nichts mehr als Bemühungen, einfach viel zu schwach im Offensivspiel! Ronaldo aus der Distanz (59.) und Ronaldo mit der Flanke von Links, die Callejón erreichen sollte aber nicht erreichte (62.), Ersatz-Kapitän Pepe genauso am Lamentieren wie Xabi Alonso.
Mourinho musste handeln und tat dies prompt: Der offensive Kaká für den defensiven Essien. Klappte es jetzt? Modric mit dem platzierten Schuss aus 15 Metern und Ronaldo mal wieder aus der Entfernung – und dann färbte sich das zweite Auge im Gesicht Real Madrids blau. Der gerade eingewechselte Bustos fasste sich aus 25 Metern ein Herz und hämmerte die Kugel unhaltbar für Adán in den rechten oberen Giebel. Ein wahres Traumtor, das den Celtiñas das 2:0 bescherte (78.)! Madrid kämpfte noch mal an, Ronaldo hier, Ronaldo da, Ronaldo im ganzen Gebilde noch der Aktivste. Der Lohn in der 86. Minute: CR7 leitete das Leder nach feinem Pass von Alonso mit Links weiter ins Tor. Der Anschlusstreffer war aber der letzte des Abends. Der zum Kampf bereite, mutige, furchtlose und einsatzfreudige Underdog schlug die Millionen-Truppe, bei der heute nichts zusammenpasste. Gut, dass Cristiano Ronaldo seine Farben vor einem Desaster rettete. Dank des erzielten Auswärtstores ist die Messe noch nicht gelesen! Bleibt zu hoffen, dass die Madridistas sowohl in den kommenden Partien als auch im Achtelfinal-Rückspiel im Bernabéu wieder ein anderes Mourinho-Team zu Gesicht bekommt…
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