
„Es ist weiterhin alles offen“
MADRID. Im Lager der Merengues wusste man am Dienstagabend nicht so recht, wie man das 0:0 gegen Stadtrivale Atlético nun einordnen soll. Einerseits hatte man eine überwiegend gute Vorstellung abgeliefert und kein Tor kassiert, andererseits wollte, trotz einiger guter Gelegenheiten, kein eigener Treffer gelingen. Das torlose Remis im Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel ist aus Sicht der Königlichen gefährlich, ein Tor der „Rojiblancos“ würde bedeuten, dass Cristiano Ronaldo und Co. mindestens zweimal selbst erfolgreich sein müssten. Gefühlt ein leichter Vorteil für das Team von Diego Simeone. Für Quique Sánchez Flores, einst Spieler der Blancos und Trainer von Atlético, ist genau das eingetreten, was im Vorfeld zu erwarten war: „Das Viertelfinale ist weiterhin völlig offen. Für die Partie hat sich so ziemlich das eingestellt, was man vorher dachte und beide sind sehr nah dran an ihren Zielen. Real wollte genauso wie Atlético kein Tor kassieren und das Wichtigste und gleichzeitig Schönste ist, dass weiterhin alles offen ist.“
Auf einen Favoriten will sich der 50-Jährige nicht festlegen. Im Vergleich zum Hinspiel rechnet der spanische Fußball-Lehrer allerdings mit einer leicht veränderten taktischen Marschroute beider Teams: „Real sollte Favorit sein, aber mit Blick auf die jüngste Vergangenheit ist Real dem nicht immer gerecht geworden und wird Vorsicht walten lassen. Das Ziel ist weiterhin dasselbe: ein Tor erzielen. Die Strategie hingegen wird ein wenig anders als im Vergleich zum Hinspiel sein, da beide Mannschaften ein Tor brauchen, um weiterzukommen.“
„Das Gesamtsystem steht über der individuellen Klasse“
Auffallend war, wie schon im Clásico gegen den FC Barcelona (1:2), dass nach einer guten Stunde ein kleiner Bruch im Spiel des amtierenden Champions-League-Siegers erkennbar war und Atlético mehr Druck entwickeln konnte. Für Flores hat dieser Umstand eine einfache Ursache: Er sieht Luka Modric nach dessen dreimonatigen Verletzungspause noch nicht bei 100 Prozent. Das Spiel Reals stehe und falle mit dem Kroaten: „Modric ist physisch noch nicht komplett regeneriert und das merkt man. Unter diesen Einbrüchen des Kroaten leidet Real, aber das Team von Atlético muss das auch sehen. Atlético verbesserte sich nach Modrics Leistungsabfall und zwang Real dazu, sich zurückzuziehen.“
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Eine weitere heiß diskutierte Frage im Zusammenhang mit der Stabilität der Leistungen des Madrider Star-Ensembles ist die nach dem System und damit einhergehend nach der Rolle von Gareth Bale. Ob nun ein offensiveres 4-3-3 oder defensiv kompaktes 4-4-2, in dem sich der Waliser in der Verteidigung weiter zurückfallen lässt, ist für den ehemaligen spanischen Nationalspieler allerdings unerheblich. Wichtig sei die gesamte strategische Ausrichtung: „Ich glaube, dass die Gesamtstrategie Reals im Falle Bales über der individuellen Klasse steht. Was Real in der ersten Halbzeit praktizierte, war den Ball zirkulieren zu lassen. Dass dies funktioniert, hängt nicht so sehr von der Arbeit Bales ab, sondern vom Konzept. Bislang war die Defenisve in der Rückwärtsbewegung mit Bale besser, um die Räume mit Kroos besser schließen zu können. Jetzt ist Modric der Schlüsselspieler in diesem Zusammenhang.“
Sollte man am kommenden Mittwoch (20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) ausscheiden, könnte es zudem für Carlo Ancelotti eng werden. Da man auch in der Liga mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Barcelona in der defensiven Position ist, könnte man die mit höchster Priorität versehenen Ziele Meisterschaft und Königsklasse verpassen. Ein Urteil, ob dies gleichbedeutend mit einer Ablösung „Carlettos“ wäre, wollte sich Flores jedoch nicht bilden: „Mir gefällt es nicht, die Zyklen der Trainer zu beurteilen, aber klar, wir sind abhängig von den Ergebnissen und der Druck ist sehr groß, gerade bei Real Madrid.“
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