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Derby-Satire: So verliefen Coentrãos 72 Stunden vorher

Fábio Coentrão war selten mit von der Partie, tauchte in oftmals wichtigen Spielen jedoch urplötzlich auf dem Spielberichtsbogen auf und wusste in diesen als zuverlässiger Rückhalt auf der linken Abwehrseite zu glänzen. Das Magazin GQ hat das Phänomen Coentrão im Rahmen des Rückspiels im Champions-League-Halbfinale gegen Atlétcio Madrid der Saison 2014/15 (1:0) in einer satirischen Kurzgeschichte aufgearbeitet. REAL TOTAL will dir die zum Schmunzeln bringende Story über die portugiesische Teilzeitkraft nicht vorenthalten.

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CARDIFF, WALES - AUGUST 12: Fabio Coentrao of Real Madrid looks on during the UEFA Super Cup match between Real Madrid and Sevilla at Cardiff City Stadium on August 12, 2014 Cardiff, Wales. (Photo by Ian MacNicol/Getty Images
Coentrão bestritt vor dem Derby gegen Atlético 43 Tage lang kein Pflichtspiel – Foto: Ian MacNicol/Getty Images

Teilzeitkaft Coentrão: Nur 33 Prozent der möglichen Minuten

MADRID. Als Marcelo im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals 2014/15 seine fünfte Gelbe Karte sah, war Carlo Ancelotti nicht begeistert. Von Beunruhigung konnte bei dem italienischen Übungsleiter allerdings auch keine Rede sein. Immerhin stand ihm mit Fábio Coentrão ein adäquater Ersatzmann für den brasilianischen Linksverteidiger zur Verfügung. Der Portugiese enttäuschte ihn nicht, sondern erfüllte seine Aufgaben im Rückspiel einmal mehr grundsolide. Dennoch: So richtig schlau werden die Fans von Real Madrid aus dem Blondschopf nicht. Er kommt nach vier Spielzeiten bei den Blancos gerade einmal auf 98 Einsätze. Dass er nur 33 Prozent seiner möglichen Spielminuten absolviert hat, ist einerseits auf Verletzungen zurückzuführen, andererseits aber auch auf seine oftmals träge Arbeitsweise im Training. Ancelotti hatte in den letzten Monaten häufiger leise Kritik an dem Linksfuß geübt und bemängelt, dass Coentrão nicht intensiv genug trainiere. Die spanische GQ nahm das Derby zum Anlass, sich einen kleinen Scherz aus dem Rätsel um den portugiesischen Nationalspieler zu machen.

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Wir haben die 72 Stunden vor dem Derby mit Coentrão verbracht

Sonntag, drei Tage vor dem Spiel

Fábio Coentrão, ein Unterhemd tragend, befindet sich in dem Wohnzimmer seines Hauses, wo er es sich auf seinem Sofa bequem macht, die Wiederholung einer ‚Simpsons‘-Folge schaut und nebenbei eine Zigarette anzünden will. Auf einmal klingelt das Festnetztelefon. Er steckt sich die Zigarette hinters Ohr und nimmt den Hörer mit spürbarer Unlust ab.

Coentrão: [Hustend] Ja?
Ancelotti: Fábio. Wie geht’s? Ich bin’s, der Trainer. Ich denke, dass wir dich für die nächste Woche brauchen. Marcelo ist gesperrt.
Coentrão: [Nimmt den Hörer in eine Hand und flüstert leise ein paar portugiesische Schimpfwörter vor sich hin. Schaut auf das Display des Telefons. Atmet tief ein. Nimmt den Hörer etwas besänftigt wieder ans Ohr] Für wann wäre das? Am Donnerstag kann ich nicht. Da bin ich mit ein paar Jungs zum Pokern verabredet.
Ancelotti: Nein. Am Donnerstag ist keine Champions League. Am Mittwoch. Gegen Atléti.
Coentrão: In Bilbao?
Ancelotti: Nein. Gegen die von letztem Jahr. Die von Lissabon.
Coentrão: [Notiert sich das Datum und die Uhrzeit der Partie auf einem leeren Pizza-Karton] Okay, Míster. Ich werde am Mittwoch da sein. Aber ruft mir bitte ein Taxi, ich bin nach wie vor ohne Führerschein. Ist es notwendig, die nächsten Tage zum Training in Valdebebas zu erscheinen?
Ancelotti: Mhh. Ich denke nicht. Wenn du am Mittwoch ein paar Minuten vor dem Spiel da bist, ist das in Ordnung. Aber hey, ich zähle auf dich! Übrigens, Benzema wird ebenfalls ausfallen. Für ihn spielt „Chicharito“.
Coentrão: Wer?
Ancelotti: „Chicharito“. Der Mexikaner, der im letzten Sommer zu uns kam. Einer, der schon seit Oktober mit einer Mütze trainiert? Nun gut, egal, lassen wir das. Ich stelle ihn dir am Mittwoch vor. Vergiss außerdem bitte nicht, dir ein weißes Trikot anzuziehen!
Coentrão: Alles klar, Chef!

Coentrão legt auf und seufzt. Von einer Rauchwolke umgeben, versucht er zwischen einigen Bierdosen und Fast-Food-Verpackungen eines chinesischen Restaurants seine Fußballschuhe zu finden. ‚Ich weiß gar nicht mehr, wann ich sie zum letzten Mal getragen habe‘, denkt er.

Real Madrid's Portuguese defender Fabio Coentrao reacts during the UEFA Champions League semifinal first leg football match Real Madrid CF vs FC Bayern Munchen at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid on April 23, 2014. AFP PHOTO/ GERARD JULIEN (Photo credit should read GERARD JULIEN/AFP/Getty Images)
„Aufstehen? Geht nicht: Rücken!“ Foto: Gerard Julen/AFP/Getty Images

Montag, zwei Tage vor dem Spiel

Erneut klingelt das Festnetztelefon. Es ist 12:36 Uhr mittags. Eine Hand Coentrãos ragt aus einer Daunendecke hervor und versucht, den Hörer auf dem Nachtschränkchen zu erreichen. ‚Wer ruft bitteschön zu einer solch ungelegenen Uhrzeit an? Es muss sich wohl um einen Notfall handeln!‘

Ronaldo: Fábio! Hier ist Cris! Wie läuft’s, du Monster? Habe ich dich geweckt?
Coentrão: [Mit schläfriger Stimme, aber vorgebend, wach zu sein] Hey Cris. Nichts, nichts. Alles läuft ganz gemächlich. Du hast mich gerade beim Liegestütze-machen erwischt!
Ronaldo: Hör mal, wie dir der Trainer bereits mitgeteilt hat, brauchen wir dich am Mittwoch in voller Stärke! So wie in den alten Zeiten.
Coentrão: Ja, ja, sicher! Du kannst auf mich zählen. Der Trainer hat mir auch gesagt, dass so ein Kolumbianer spielen wird. So eine Art Drogenhändler. [unbehagliche Stille]
Ronaldo: Ähm ja… genau der! Bring’ dich in Form, Typ! Wir zählen alle auf dich!
Coentrão: Ganz ruhig, Kumpel!

Dienstag, ein Tag vor dem Spiel

Fábio verlässt sein Haus, um im gegenüberliegenden Park zu joggen. Er trägt ein Paar New Balance, die er im Jahr 1998 zum Tennisspielen kaufte, und ein T-Shirt mit der Aufschrift ‚Was in Cascais passiert, bleibt in Cascais‘ (ein portugiesischer Party-Ort; d. Red.). Nach der einen oder anderen Dehnübung läuft er zehn Minuten und beginnt zu husten. ‚Nun gut, das sollte für heute reichen‘, denkt er, während er seinen Puls fühlt. ‚Es könnte kontraproduktiv sein, den Körper so kurz vor einem Spiel derart zu beanspruchen.‘

Mittwoch, der Tag des Spiels

Fábio kommt mit dem Taxi am Stadion an. Er weiß nicht mehr so genau, wo sich die Umkleidekabine befindet. Ein sympathischer Herr namens Chendo (der Delegierte der ersten Mannschaft; d. Red.) bringt ihn bis zu seinem Spind. Er zieht sich um. Er bemerkt die Anspannung bei seinen Kollegen. Man sagt ihm, dass Sergio Ramos im Mittelfeld spielen wird, was ihm sehr seltsam erscheint. Aber Fábio stellt nie Fragen. Er führt nur Befehle aus. Neben sich bemerkt er einen Jungen, der die Nummer 14 trägt und auf seinen Knien betet. ‚Wie sonderbar ist nur Xabi Alonso? Er hat sich sogar rasiert!‘ 

Wenige Minuten später geht Fábio auf den Platz. Sobald die Hymne ertönt, verwandelt er sich. Er ist hellwach. Er kämpft um jeden Ball, gibt alles. Er rennt, flankt, verteidigt, deckt. Er zeigt eine spektakuläre Leistung. In der 88. Minute trifft der Junge, der zuvor noch auf Knien betete. Die Fans rufen einen Namen, der Fabio seltsam erscheint. ‚Wie schwierig ist eigentlich Spanisch‘, denkt er.

In der 90. Minute wird Fábio ausgewechselt und von dem Publikum für seinen Aufwand beklatscht. Er duscht sich und erhält den Glückwunsch von Ancelotti.

Ancelotti: Eine riesige Leistung, Fábio!
Coentrão: Danke, Míster! Das hat keine Wichtigkeit. Ich bin da, wenn du meine Hilfe brauchst. Ruf’ mich wegen des Rückspiels einfach nochmal an!

Ancelotti bleibt verwirrt zurück, bevorzugt aber nichts zu sagen. Coentrão verlässt das Bernabéu, ohne sich von auch nur einer Person zu verabschieden oder mit den Journalisten zu sprechen. Währenddessen zündet er sich eine ‚Lucky Strike‘ an. Ancelotti blickt ihm halb kopfschüttelnd, halb lachend hinterher und öffnet seinerseits eine Kaugummi-Box. Aus ihr nimmt er acht Kaugummis, steckt sie sich in den Mund, zieht eine Augenbraue hoch und murmelt: ‚Hinter all seiner Verrücktheit steckt eine Methode!‘

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