Interview

„Florentino wird als Resultat des Casillas-Transfers gehen müssen“

Für Santos Márquez ist noch nicht alles gesagt. Der FIFA-Agent war entscheidend am Transfer von Iker Casillas zum FC Porto beteiligt und zog in einem Interview mit der Sportzeitung AS über Präsident Florentino Pérez her – aber nicht nur in Sachen „San Iker“. Márquez warf dem 68-Jährigen unter anderem vor: „Er mag keine dunkelhäutigen Spieler.“

1.1k
Florentino Pérez
Florentino Pérez steht seit 2009 zum zweiten Mal an der Spitze Real Madrids

Márquez unterstreicht: „Zu keinem Zeitpunkt wollte Iker gehen“

MADRID. Die kritischen Stimmen gegen Florentino Pérez werden immer lauter. Wurde der Präsident von Real Madrid in den zurückliegenden Jahren bei Präsentationen neuer Top-Stars noch mit begeisterten „Presidente, Presidente“-Sprechchören von den Madridistas gefeiert, sind es inzwischen Rufe, die den Rücktritt des 68-Jährigen fordern (auf Spanisch: „Florentino, dimisión“). Nicht zu überhören waren diese im Estadio Santiago Bernabéu zuletzt bei der Verabschiedung von Legende Iker Casillas.

Santos Márquez ist einer der Berater des fünfmaligen Welttorhüters und war aktiv am Geschäft der Königlichen mit dem FC Porto beteiligt. Ein Geschäft, das es nie gegeben hätte, wäre es nach dem Spieler gegangen. Das zumindest behauptet der FIFA-Agent nach wie vor. „Er wollte nie gehen. Zu keinem Zeitpunkt wollte er das. Er sagte, er wolle nicht gehen, verstand, dass er kein Stammtorwart sein könnte, meinte, ihm würden zwei Jahre Vertrag bleiben und dass er seine Karriere gerne in Madrid beenden möchte. Er war glücklich und in Madrid ist sein Zuhause. Aber sie wollten ihn nicht… Drei Wochen zuvor kam (Rafael) Benítez. Der Klub begann wie verrückt, (David) De Gea verpflichten zu wollen und sagte, was für ein großartiger Torhüter Keylor (Navas) sei. Das war eine Respektlosigkeit gegenüber Iker und ein von Pérez geplanter Abgang. Pérez fragt beim Fußball nicht um Rat. Er trifft jede Entscheidung selbst“, lästerte Márquez.

„Es liegt nahe, dass Cristiano seinen Abgang plant“

Pérez habe öffentlich „seit Jahren keine einzige Wahrheit“ von sich gegeben, giftete er weiter: „Was er sagt, ist seine Wahrheit. Den besten Sohn, den er hatte, verjagte er. Die Leute müssen das begreifen. (Fernando) Hierro hatte einen schlechten Abgang, Raúl, (Vicente) Del Bosque… Da passiert etwas. Es ist, als wäre jeder in diesem Klub falsch und er nie. Madrid wurde immer als Verein charakterisiert, der seinen Mitgliedern gehört, aber er hat ihn zu seiner Leibeigenschaft gemacht. Er richtete die Statuten so aus, dass er ständig Präsident sein kann… Er hat alles so geschaffen, dass die anderen Sklaven sind und nicht wie Vereinsmitglieder handeln können. Sie haben ihren Mund zu halten und zu bezahlen.“

Dass es „Floren“ nicht mehr allzu lange an der Spitze des größten Klubs der Welt halten wird, steht für Márquez sicher fest. Selbst teilte Pérez auch schon mit, dass er plane, 2017 nicht noch ein weiteres Mal für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. „Florentino wird Madrid als Resultat des Themas Casillas verlassen müssen. Ich weiß nicht, wann das passieren wird. Aber ich weiß, dass es passieren wird“, so Márquez, der zudem einige offene Fragen thematisierte: „Eines Tages wird er erklären müssen, warum Cristiano abseits von Real Madrid für ein Unternehmen arbeitet. Stellen Sie sich vor: Cristiano generiert woanders 40 Millionen Euro und gibt sie an Peter Lim, dem Besitzer des FC Valencia, weiter. Das Geld landet im Koffer von Valencia und das ist bedauerlich. Und dann ist da auch noch die Ciudad Real Madrid – menschenleer. Sie haben Víctor Fernández als Sportdirektor und einen Assistenten geholt, der Barça vor zwei Monaten verlassen hat (Narcís Julià; d. Red.). Sie kritisieren Barça und haben nun den Chef ihrer Jugend entlassen. Der einzige Herr, der bei Real Madrid bleibt, ist derjenige, bei dem sein Präsident essen geht. Wird es irgendjemand aussprechen und Florentino fragen, warum Cristiano seine Bildrechte an Peter Lim verkaufte? Das ist nicht normal. Es liegt nahe, dass Cristiano seinen Abgang plant.“

[advert]

„Pérez ist kein Rassist, mag aber keine dunkelhäutigen Spieler“

In der Öffentlichkeit bezeichnete Pérez Cristiano Ronaldo bislang stets stolz als den besten Fußballer der Welt. Hinter den Kulissen habe der Bauunternehmer jedoch eine andere Ansicht, behauptete Márquez. „Der einzige Konflikt, den er mit (Carlo) Ancelotti ausgetragen hat, ging um (Gareth) Bale. Er denkt, Bale sei der beste Spieler der Welt. Er weiß nicht, wie er sich um einen Weltfußballer zu kümmern hat, der bereits in seinem Kader steht“, bemängelte er.

Mit Kritik gegenüber Pérez hält sich Márquez nicht zurück. Dabei gab es Zeiten, in denen er sich hervorragend mit dem Milliardär verstand und regelmäßig mit ihm ins Restaurant schlenderte. Zum Bruch sei es aufgrund des Geschäfts gekommen. „Wegen (Claude) Makélélé und einem Mangel an Respekt. Florentino mag keine dunkelhäutigen Spieler. Er ist kein Rassist, aber er mag sie nicht. Ich habe auch mit ihm um (Samuel) Eto’o gekämpft. Ich sagte, er wäre wie (Luís) Figo ein ‚Galáctico‘. Er wollte ihn wegen seiner Hautfarbe nicht“, berichtete der Spielervermittler und knüpfte dem in Rage an: „Alles, was zu Real Madrid kommt, muss der Stimme seines Herren gehorchen. In 2000 hat er aufgehört, um Rat zu fragen und hatte (Jorge) Valdano, der eine Menge über den Fußball weiß. Das lief gut. Als er 2006 zurücktrat, sagte er, er würde gehen, weil er mit dem Kader nicht klarkommen würde. 2009 kehrte er zurück und attackiert die Mannschaft ständig. Und das ist das Problem. Er mag die Spieler nicht, die im Mittelpunkt von allem sind. Real Madrid ist viel größer und wichtiger als Florentino Pérez, doch er denkt von sich selbst, dass er der Gott von Madrid sei. Aber das bewirkt nur Unruhe. Zuvor sprach es niemand aufgrund der Höflichkeit und Erziehung niemand aus. Und jetzt tut es niemand, weil er sie zu seinen Sklaven machte.“

Real Madrids neues Heim- und Auswärts-Trikot 2015/16 online bestellen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Verwandte Artikel

„Bayern kam zu mir“: Mbappé gibt Bundesliga-Interessenten preis

Kylian Mbappé verliert positive Worte zu den ersten Monaten unter Neu-Trainer Xabi...

„Es ist nie zu spät!“ Pochettino weiß dank Mbappé: Träume werden Real

In seiner jüngsten Gastrolle bei El Chiringuito gewährte Mauricio Pochettino, ehemals Trainer...

Sergio Ramos bot sich Real Madrid an: „Tür immer aufgemacht“

Sergio Ramos habe Real Madrid nach eigener Aussage eine Rückkehr angeboten –...

Carvajal spricht offen: „Wechsel war notwendig“

Daniel Carvajal heißt den Wechsel auf der Trainerbank von Real Madrid gut...