
„Wir sollten damit aufhören, eigene Spieler auszupfeifen“
MADRID. Es gibt Dinge, die vermutlich nur im Estadio Santiago Bernabéu zu erleben sind. So wie beispielsweise die anspruchsvolle Anhängerschaft, die aufgrund der ruhmreichen Historie Real Madrids praktisch immer in der Lage ist, ein Haar in der Suppe zu finden. Die Madridistas möchten ihre Elf nicht nur siegen sehen, sondern dabei auch unterhalten werden. Bekommt man diesen Komfort nicht geboten, fallen durchaus auch schon einmal Pfiffe gegen die eigene Mannschaft.
Die Spieler pflegen diesbezüglich stets zu sagen, dass die Anhänger das Recht dazu hätten. Dem kann sich Klub-Präsident Florentino Pérez nicht anschließen. Erst recht dann nicht, wenn sich die Zuschauer über einen längeren Zeitraum speziell auf einen Akteur einschießen – wie im Falle von Iker Casillas. Der fünfmalige Welttorhüter stand ständig im Fokus, wurde in seiner letzten Saison zeitweise sogar von einem Teil der Fans gnadenlos ausgepfiffen, während andere ihm applaudierten. Anstatt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, brachten sich die Madridistas gegenseitig gegeneinander auf.
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Ein Unding, findet Pérez: „Ein Spieler, der eine Legende ist, kann nicht solche zwei Jahre erleben. Es waren zwei sehr schlechte Jahre mit viel Spannung. Es ist nicht normal, dass eine kleine Gruppe Fans, die von einigen Medien beeinflusst sind, ihn auspfeifen. Es sind die Gewalttätigen, die pfiffen und zum Glück nicht mehr im Bernabéu sind (Ultras Sur; d. Red.). Einige Medien geben ihnen ein Obdach. Durch den Abgang von Casillas sollten sich die Madridistas selbst reflektieren. Wir sollten damit aufhören, eigene Spieler auszupfeifen. Es ist so, als würden wir uns selbst auspfeifen. Die gesamte Welt sieht, was in unserem heiligen Tempel passiert und versteht das nicht. Der Madridismo sollte geeint sein.“
„…das brach mir das Herz“
Das wünschte sich „San Iker“ auch. Der Druck, der auf den Schultern des inzwischen 34 Jahre alten Spaniers lastete, ließ eine Zukunft an der Concha Espina nicht mehr zu. In diesem Kontext untermauerte Pérez zum wiederholten Male, dass der Entschluss, einen Vereinswechsel vorzunehmen und zum FC Porto zu gehen, einzig und allein vom Torwart ausging. „Sie haben Casillas ein Angebot unterbreitet und er sagte mir, dass wir ihm bitte dabei helfen mögen, nach Porto zu gehen, was für ihn eine Befreiung ist. Ich half ihm, wo ich nur konnte. Alles, was wir für ihn taten, verdient er sich. Er ist in Porto sehr glücklich. Mehr als in einen letzten Jahren in Madrid. Kritiker sagten, dass Florentino Casillas verjagt hätte. Das stimmt nicht. Ein kleines Kind fragte mich, warum ich Iker aus dem Klub geworfen habe und das brach mir das Herz. Es ist eine Lüge. Er bat mich darum, zu gehen.“, so der Bauunternehmer.
Ebenfalls habe Casillas darüber entschieden, wie die Verabschiedung aus Madrid aussehen sollte. Dass es anfangs nur eine achtminütige Pressekonferenz gewesen ist, bei der kein Verantwortlicher ihn begleitete, sei der Wunsch des Welt- und Europameisters gewesen, erklärte Pérez: „Er war derjenige, der keinen Akt noch sonst etwas machen wollte. Er sagte, er würde von einem Blatt Papier ablesen und gehen. Unser Fehler war es, ihm das erlaubt zu haben, denn es lief schlecht. Es lief schlecht, das gebe ich zu, aber es war seine Bitte. Daraufhin rief ich ihn an und sagte ihm, dass es so nicht gut lief und er war mit mir einer Meinung.“
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