Verpokert: Real setzt auf Benzemas Führung, patzt dann doch noch

Beim ersten Derby der Saison bot sich Real die Chance zur erneuten Tabellenführung. Doch die Blancos setzten zu sehr auf Karim Benzemas frühes Tor und mussten schlussendlich noch den verdienten 1:1-Ausgleichstreffer hinnehmen.

Nils Kern04.10.2015, 22:37 Uhr

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Cristiano Ronaldo und Co. ließen im zweiten Durchgang nach und fingen sich das 1:1

Benítez stellt um, Benzema trifft, Navas rettet

MADRID. Real bleibt auch im neunten Spiel diese Saison ungeschlagen, nutzt allerdings aufgrund der Punkteteilung mit Atlético die Chance zur erneuten Tabellenführung nicht. Immerhin: Nach zuletzt vier torlosen Auftritten im Calderón haben die Blancos in der Heimstätte der „Rojiblancos“ sowohl getroffen als auch kämpferisch überzeugt, jedoch (zum sechsten Mal in Folge) nicht gewonnen. Dafür stellte Rafael Benítez sein Team auf drei Positionen um: Navas – Carvajal, Varane, Ramos (für Nacho), Marcelo (für Arbeloa) – Kroos, Casemiro, Modric (für Kovačić) – Isco, Benzema, Ronaldo.

Mit dem zurück gekehrten Sergio Ramos und Carlos Casemiro als Staubsauger im umgestellten 4-1-3-2-System musste der Ofen gar nicht vorgeheizt werden. Denn nach einer Choreografie für den verstorbenen Zoco glühte der Rasen. Cristiano Ronaldos Kopfball in der 2. Minute nach Modric-Flanke gehörte noch zum Akklimatisieren, danach entwickelte sich eine mitreißende Partie. Das teilweise zu überfallartig agierende Atlético kam durch Correa zu einem ersten Abschluss, danach war Oblak gegen Benzema zur Stelle. Es ging hin und her. Und in Minute 9 ging es erst mal wieder in die Mitte: Karim Benzema sorgte mit einem wuchtigen Kopfball nach herausragender Carvajal-Flanke für die frühe 1:0-Führung der Königlichen.

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Nach acht Derbys in der vergangenen Saison schien die Lust beider Teams auf das 6. „Derbi Madrileño“ in diesem Kalenderjahr unendlich, doch gingen es diese unterschiedlich an. Real mit sehr viel Geduld und zwischendurch nahezu 100-prozentiger Pass-Sicherheit, selbst am Strafraum des eng stehenden Gegners wurde mal zurück gespielt – kein Gähn sondern Bäm! Kombinationen funktionierten, Atlético konnte nur durch Kampf und Leidenschaft kommen. Und durch das eine oder andere Foul – Correa gehörte nach Einsteigen gegen Casemiro eigentlich vom Platz gestellt. Der brasilianische Abräumer hingegen lieferte eine „Partidazo“ und war der selbst ernannte „Turm in der Schlacht“. Wenn Casemiro ein Turm ist, ist Keylor Navas eine Festung. Unüberwindbar, selbst aus elf Metern. Selbst für einen sich eigentlich in Top-Form befindenden Rammbock wie Antoine Griezmann, der in der 22. Minute einen Elfmeter gegen den Costa Ricaner verschoss. Zuvor stoppte Ramos Torres nach einem Konter, brachte dann jedoch überflüssigerweise Tiago im Strafraum zu Fall. Bedanken konnte sich der Madridismo mal wieder bei seiner neuen Nummer 1, dank der es weiterhin 1:0 stand.

Nach dem Strafraum-Ping-Pong folgte purer Kampf. Doch Real konnte einstecken, zeigte sich in Person von Raphael Varane beispielsweise ebenso robust, aber lange nicht so kopflos wie die Gastgeber. Zu den 8:2 Fouls gesellten sich zum Seitenwechsel 6:5 Abschlüsse, von denen Ronaldo noch zwei drüber haute. Einen nach guter Modric-Isco-Kombo, danach mittels eines Freistoßes. Einen Schock mussten die Merengues unglücklicherweise noch hinnehmen: Der bis dahin vorne wie hinten überragende Daniel Carvajal musste verletzt runter, wurde jedoch durch einen nicht minder motivierten, am Ende leider glücklosen Álvaro Arbeloa ersetzt.

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Real kontert nur noch, Atlético mit verdientem Ausgleich

Drei Punkte für drei Plätze war die Zielvorgabe. Denn mit einem Sieg im Stadtderby würde man nicht nur Atlético auf Distanz halten, sondern an Celta, Barcelona und Villarreal vorbei auf Platz eins springen. Gute Aussichten, packendes Spiel. „Atléti“ erhöhte in Durchgang zwei die Schlagzahl. Correa sorgte oft für Gefahr, ehe Ramos Torres vorbei schießen ließ. Doch die Gefahr hielt sich anfangs im Rahmen, da Casemiro und Varane stetig über sich hinaus wuchsen, allerdings mit lächerlichen gelben Karten verwarnt wurden. Real versuchte sich an Kontern, brachte jedoch kaum noch Abschlüsse zustande. Nach gutem Solo und Flanke Iscos klärte ein „Matratzenmacher“ vor Benzema, später war Oblak gegen Madrids neuen Rekordtorjäger CR7 zur Stelle – so wie Navas gegen den eingewechselten Jackson Martínez. Auch Rafael Benítez reagierte: Im Laufe der zweiten 45 Minuten kamen der wie Ramos wieder genesene Gareth Bale und Mateo Kovačić für Isco und Benzema.

Doch die Helden blieben die „Alten“: Ein unermüdlicher Luka Modric, ein cooler Toni Kroos, Varane, Casemiro – aus mannschaftlicher Sicht hätten es die Blancos kaum besser machen können. Dass Benítez diesen 7. Spieltag vorab als „Spiel des Charakters und der Leidenschaft“ deklarierte, kam also nicht von ungefähr. Was diese beiden Eigenschaften angeht, überzeugten auch die Simeone-Mannen. Mit der Einwechslung Viettos wurde der Druck dann zu groß und die Gäste mussten den zweiten Gegentreffer dieser Spielzeit hinnehmen. Erst verpasste Vietto mit einem Kopfball das Glück, danach strafte er einen dicken Arbeloa-Patzer zum 1:1 (83.).

Die Blancos versuchten sich noch mal aufzubäumen, bekamen aber nichts mehr zustande – konnten sich letzten Endes sogar noch bei Keylor Navas bedanken, der einen klasse Jackson-Schuss abwehrte. Nach 18:9 Abschlüssen, 19:12 Fouls und 6:4 gelben Karten war das erste Derby der Saison beendet und Real hatte DIE Chance zum großen Sprung an die Tabellenspitze verpasst, springt dennoch ein kleines Stück im Classement. Nach der zweiten Länderspielpause der Saison geht es für den (immerhin neuen) Tabellenzweiten am 17. Oktober gegen Levante weiter (16 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker).

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